WiWi Gast schrieb am 28.02.2024:
Folgende Frage stelle ich mir schon länger und bin mal auf eure Meinungen gespannt.
Viele gute bis sehr gute Abiturienten mit starken Profilen schon vor dem Studium durch Noten, Ehrenamt und vielleicht schon Vorpraktika gehen an eine der bekannten Universitäten. Sei es Mannheim, Goethe, LMU, WHU etc. Dort konkurriert man mit einer mindestens genau so starken Kohorte und muss sich aufgrund der Notengebung noch mal gegen diese durchsetzen.
Stimmt und macht gute Noten schwieriger falls nur relativ benotet wird.
Ist aber auch ein Riesenvorteil, da ich gerne mit intelligenten Leuten über die Themen diskutiere, die mich interessieren und durch das Studium lerne ich einen großen Freundes- und Bekanntenkreis kennen, den ich sonst nie kennenlernen würde.
Nebenbei gilt es weiterhin Engagement zu sammeln und natürlich Praktika zu machen. Dafür muss man sich immer wieder dem Bewerbungsprozess hingeben, diese anpassen, sich auf die Interviews vorbereiten und teilweise bis ins Semester arbeiten.
Ja, Engagement ist Arbeit. Aber es ist ja auch wahnsinnig spannend, Erfahrungen in verschiedenen Firmen, Instituten und Kanzleien zu sammeln. Und ehrenamtlich arbeiten in Studiengruppen zu Rhetorik, Finanzen, Segeln macht auch Spaß. Und Auslandssemester waren für mich sowieso ein intrinsisches Muss. Genauso wie Bewerbungen für Stipendien (finanzielle und auch rein persönliche Förderung).
Da kommt man mal gut und gerne auf 60-70h, die man nur mit Uni und Praktika beschäftigt ist. Ich glaube, ich muss nicht erwähnen, wie wenige das wirklich direkt nach der Schule hinbekommen. Hinzu kommt noch die Erfahrung, dass viele das erste mal alleine leben, ihren Haushalt führen, vielleicht wegziehen und ihre Freunde und Eltern vermissen. Und wofür?
Ich hab mal gerade nachgeschaut von meinem Studiengang 1. Semester (und wurde tendenziell gleich oder eher weniger) 18 volle Anwesenheitsstunden pro Woche. Während dem Semester nochmal 20h/Woche nacharbeiten.
In Semesterferien dann Praktika und Prüfungen+Lernen.
Mit einem 40h Job nach dem Studium war ich gestresster als im Studium.
Eigenen Haushalt führen sollten man mal lernen. Wann denn sonst wenn nicht Anfang 20?
Auch von den Eltern abkapseln ist langfristig gesund.
Freunde vermisst man ja, aber man lernt ja auch viele neue kennen, die man sonst nicht hätte. Wäre total langweilig wenn ich nur die Freunde aus der Schulzeit hätte im Leben.
Auch die meisten Absolventen von den genannten Universitäten landen nicht alle bei MBB, in selektiven Trainee Programmen, bei IGM oder oder. Auch hier landet die Mehrheit im KMU oder mit Glück noch bei Big 4. Im Grunde geht man also eine Wette ein, dass man es als einer der besten Prozente schafft trotz dieser niedrigen Wahrscheinlichkeiten in diese Firmen zu kommen.
Wie oben gesagt gibt auch noch andere Gründe, an der Uni nichtdual zu studieren.
Warum? Ich habe selbst dual studiert und habe in meinem Bekanntenkreis sowohl Leute an der Uni und duale Studenten. Die dualen Studenten bleiben oft in ihrer Heimatstadt sind nah bei Freunden und Eltern, sparen Geld, sammeln Berufserfahrung, haben häufig leichtere Prüfungen aufgrund der Hochschulform und sind danach direkt in einem Dax Konzern o.Ä. untergekommen. Bekommen ihre 60k pa. Einstiegsgehalt und haben sehr gute Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Und das auch ohne reihenweise 1.0er Abitur. Natürlich die Note muss stimmen aber danach zählen die Leistungen im Assessment. Aber erstmal drin, kann man theoretisch einen Gang zurück und auch mit mittelmäßigen Noten wird bei den meisten Unternehmen übernommen.
Bei den dualen Studiengängen hat man soweit ich weiß auch ein Assessmentcenter und relativ hartes Auswahlverfahren. Wie du schon gesagt hast, sind duale Studiengänge ziemlich beliebt. D.h. es bewerben sich sehr viele Leute, was wieder heißt, dass sich die Unternehmen die besten rauspicken können. Also wirst du mit 1,x Abi eher genommen als mit 2,x Abi.
Die Uni Absolventen, die es vielleicht in die UB oder IB schaffen, machen häufig nach ein paar Jahren einen Exit in einen Konzern, um dann genau auf die Stelle eines Dualis zu kommen. Dualis werden nämlich meiner Erfahrung nach in den meisten Konzernen bevorzugt.
Dualis sind in der Tat beliebt im Konzern und bekommen den Einstieg leicht hin und auch die ersten Aufstiege (bei mir im Konzern bis Teamleiter ca. 130k). Ab dann wird es schwierig.
Ex-Berater steigen hier Minimum als Teamleiter 130k ein, eher gleich als Head of 150k oder höher, je nach Ex-Beraterlevel.
Alles andere wäre ja auch komisch, da man als Berater mit 100k einsteigt und im dritten Jahr bei 150k ist, im 6. Jahr bei >200k.
Ich zb wollte immer an der Uni studieren, da ich mich sehr für ein Fach interessiere (weniger für die Firmen, die dann in dem Fach Arbeit anbieten), unbedingt auch mal im Ausland studieren wollte und einen Doktor am Ende machen wollte (hab ich mittlerweile alles gemacht und bereue nichts :) )
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