@lead341
Generell stimme ich Deinen Ausführungen zu. Allerdings sollte man das nicht einseitig sehen. Das Sich-Einreden von Zielen funktioniert nämlich in beide Richtungen: Es gibt Menschen, die sich einreden, ihr Ziel im Leben könne auf keinen Fall irgend etwas mit Einkommen, Status oder Erfolg zu tun haben. "Mein Ziel ist die totale Selbstverwirklichung" hört man dann oft. "Ich will einfach nur Spaß haben" oder "Ich nehme jeden Tag, wie er kommt".
Auf den ersten Blick klingt das in der Tat toll. Die ganze Sache hat nur einen Haken: Leider sind nur sehr wenige Menschen dazu in der Lage, ihrem Leben einen alternativen Sinn zu geben. Nicht ohne Grund leiden Arbeitslose und Rentner meistens gar nicht so sehr unter der finanziellen Knappheit, sondern unter dem Gefühl, in der Gesellschaft nicht (mehr) gebraucht zu werden. Die Beteiligung an einem produktiven Prozess (wie auch immer der aussehen mag) hat nämlich auch etwas Erfüllendes.
Wenn Du keine Ziele und keine berufliche Einbindung hast, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder Du bist reich, dann fehlt es Dir irgendwann an Erfüllung. Oder Du bist arm, dann fehlt es Dir irgendwann an Erfüllung UND am Geld. Beides nicht schön.
Ich habe auch ein paar Spezis in meinem Freundeskreis, die man als die ziellosen Menschen schlechthin bezeichnen kann. Durch die Bank weg sind das sehr freundliche und unterhaltsame Freunde. Lediglich das Thema Beruf wird konsequent gemieden. Bloß nicht ansprechen, der Reflex ist fast schon einstudiert. "Dieses Thema ist uns einfach nicht so wichtig wie Dir." "Da schauen wir mal, wenn das Studium vorbei ist." (Studienten im zweistelligen Semester.) "Ist doch egal, was man später mal macht."
Das Problem ist, dass das Geldverdienen leider nicht nur zum Spaß an der Freude erfunden wurde. Wir brauchen Geld, um uns einige Annehmlichkeiten zu leisten. Für die einen sind das Urlaub im Süden, der Sportwagen oder die neuesten Klamotten. Für den anderen ist das eine anständige Altersvorsorge, gesunde Ernährung, finanzielle Freiheit (man muss nicht jeden Job annehmen, wenn man Geld auf der hohen Kante hat), Bildung für die Kinder, Wohnen in einer sauberen und sicheren Gegend. Also Dinge, die selbst Luxus-Verneiner gut finden.
Übrigens: Wenn Du eines Tages tot im Grab liegst, nimmst Du deine schöpferische Vervollkommnung mit Dir. Davon bleibt nix für Deine Nachfahren.
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