WiWi Gast schrieb am 12.04.2022:
Hallo,
ich habe jetzt in mehreren Foren von der 10/8/6 Regel bei Bain gelesen. Da ich bei einer anderen Strategieberatung arbeite, wo intern nicht so offen über Arbeitszeiten kommuniziert wird, frage ich mich, wie diese Regel intern kommuniziert und nachgehalten wird?
Vielleicht können wir hier von Bain lernen?
Hach, es ist schon erstaunlich dass Unternehmensberater keinen Plan vom Unternehmertum ihres eigenen Metiers haben. Der ganze MBB Laden funktioniert ja nur(!) über die Arbeitszeiten. Ja, man ruft extern höhere Preise bei den Projekten ab (Brandbonus) aber am Ende reicht das ja noch nicht mal ansatzweise um die höheren Gehälter zu refinanzieren oder gar die Niederlassungen an den Top-Adressen in den Städten.
Denn natürlich konkurriert man an allen Ecken und Enden mit kleineren oder spezialisierteren Beratungen.
Also, was tut man? Man zahlt vermeintlich hohe Gehälter, lässt die Leute dann aber 70, 80 Stunden arbeiten. Die finden das natürlich geil, weil sie haben zwar kein Leben mehr, werden aber schnell sechsstellig und springen in gute Positionen ab (-> Karriere).
Aber: wie viele dieser (teuren) Stunden werden dem Kunde am Ende in Rechnung gestellt? Und zwar in Relation zum Projektvolumen?
Richtig: Entweder wesentlich weniger, oder aber die Zahl der Mitarbeiter ist reduziert. Man zahlt ja schließlich nach Personen"tagen" und nicht mach Personen.
Denn nur weil ein MBB-Consultant (oder Manager, egal welche Ebene) einen höheren Stundensatz hat, heißt das nicht, dass der Klient bereit ist, dieses "Upskilling" auch zu bezahlen. Oder anders ausgedrückt: MBB kostet im Projekt, sagen wir 20%, mehr. Die Tagessätze (und indirekt das finale Gehalt) sind aber 30-50% höher. Ja, wie geht denn das? Richtig, über die Arbeitszeit. Denn kein Kunde wird nach der Pitch-Runde 50% mehr an McK oder Bain zahlen, nur weil die Anzüge da besser sitzen und alle ne Eins vorm Komma haben.
Und das ist das Problem - falls sich jemand fragt, was das mit dem Thema zu tun hat. Die Regulierung (-> Transparenz) der Arbeitszeit ist der Todfeind einer Beratung. Denn dadurch werfen sie Marge weg. Nicht mehr und nicht weniger. Und natürlich wollen die Mitarbeiter dieses vielfach auch garnicht. Was man also ankündigt, und was davon am Ende umgesetzt wird, sind zwei Welten. Denn egal bei welcher Beratung man ist, am Ende bestimmt das Projekt über alles. Egel ab man von irgendwelchen lustigen 8/12/4/99-Modellen spricht, Elternzeit, Gleitzeit, etc. peng. Das sieht online oder auf Messen immer ganz hip und modern aus. Aber es ist nicht mit dem Grundkonzept dieser Art(!) der Beratung vereinbar und darum ändert sich da auch hintergründig nichts - oder zumindest es ändert sich ein wenig was und das wird dann maximal ausgeschlachtet.
Wer wegen der WLB eine Beratung auf der selben Ebene(!) wechselt, stellt generell die falschen Fragen.
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