Hallo ihr lieben,

Ich habe ein Vertragsangebot von KPMG, nächstes Jahr bei Ihnen ein duales Studium zur Wirtschaftsprüferin zu beginnen. Ich habe großen Lust auf das Studium und den Job, vor allem weil die Arbeit als WP unglaublich spannend klingt. Ich habe selbst keinerlei Erfahrung in der freien Wirtschaft oder mit Finanzen, deswegen habe ich trotz ausgiebiger Recherche noch immer Schwierigkeiten mir vorzustellen was genau man den ganzen Tag als WP macht.

Was mich auch noch minimal abschreckt sind die verschiedenen Berichte die man zum Thema Arbeitszeiten liest. Von vielen liest man, man würde sich quasi kaputt arbeiten, hätte kein Privatleben mehr und es gäbe intern Druck, sich keine oder nur wenig Überstunden aufzuschreiben. Als ich dies beim BewGespräch ansprach, reagierte der Niederlassungsleiter sehr sympathisch und erklärte, dort würde jede einzelne Überstunde aufgeschrieben werden.

Ich würde mich freuen, wenn mir jemand von euch, der als WP arbeitet oder gearbeitet hat, einen Erfahrungsbericht zur Verfügung stellen würde. Was machst du den ganzen Tag auf der Arbeit? Wie viel arbeitest du für welches Geld und wie sind die Weiterentwicklungsaussichten?

Vielen Dank im Voraus!

Nikki

Ich bin selbst WP/StB allerdings bei einer anderen Big4. Erst mal vorweg, du kannst den WP nicht durch ein Studium erwerben, sondern musst immer das Examen vor der WPK ablegen, ich vermute meinst damit das Audit Excellence Programm, dass es dir erlaubt im Examen die Module BWL/VWL und Recht durch das Studium angerechnet zu bekommen. Die Module Prüfungswesen und Steuern musst du weiterhin im Examen ablegen und bestehen. Ohne dir hier jetzt zu nahe zu treten zu wollen solltest du dich darüber auch nch mal informieren ob du das willst.

Im Hinblick auf die reine Arbeit hängt es immer etwas vom Bereich und der Mandantenstruktur ab wie hoch die Arbeitsbelastung ist und auch wann sie anfällt. Das Thema Überstunden kannst du auch nicht allgemein sagen, wobei eine Anordnung Überstunden nicht aufzuschreiben arbeitsrechtlich höchst bedenklich ist. Allerdings ist meine Meinung, wenn du für dich persönlich nicht bereit bist in der Busy Season mal 60h zu arbeiten über 5-6 Wochen wirst du in der Branche nicht glücklich.

Auch klar sollte dir sein, dass du als WP später mal recht viel verantwortung und Risiko trägst damit musst du für dich umgehen kannst. Gehaltsentwicklungen sind grds. gut (ja die Consultingleute würden da was anderes behaupten) und du bist in einem Versorgungswerk außerhalb der gesetzlichen Rente (auch nicht schlecht). Die Weiterentwicklungsaussichten sind, wenn du bereit bist die entsprechenden Jobs zu übernehmen grds. sehr gut, das der Berufsstand eher überaltert ist, wie schnell du tatsächlich aufsteigst ist aber etwas individuell ich wurde bis zum Manager alle 2 Jahre befördert (auch ohne WP) da ich aber im FSI unterwegs bin in einer Nische ist das nicht unbedingt allgemeingültig

Ist es eigentlich auch üblich, nach dem Studium ins Audit zu gehen OHNE die Ambition, den StB oder WP zu machen?

WiWi Gast schrieb am 02.10.2020:

Ist es eigentlich auch üblich, nach dem Studium ins Audit zu gehen OHNE die Ambition, den StB oder WP zu machen?

Klar. Das Geschäftsmodell würde doch auch gar nicht mehr funktionieren wenn plötzlich alle Leute so lange bleiben und dann noch Titel anstreben. Da werden die Gehälter dann auch zu teuer.

Ich würde das von der anderen Seite her betrachten, wenn du im Audit arbeitest, solltest du eine gewisse Affinität haben zum Thema Rechnungslegung / Steuern, da es ja der Kernpunkt der Tätigkeit ist (ja es gibt Nischen), wenn du keinen Titel machen willst geht man in der Regel weil der Aufstieg begrenzt ist, die Wechsel gehen dann in der Regel in die Revision, ins ReWe, Compliance ggf. noch Controlling. Wenn du solche BEreiche nicht anstrebst ist Audit vielleicht nicht die beste Option.

Aber vom Verhältnis her würde ich mal sagen von 10 Assistenten die einsteigen wird einer schlussendlich WP, also daher ja ist nicht ungewöhnlich.

VG

WiWi Gast schrieb am 02.10.2020:

Ist es eigentlich auch üblich, nach dem Studium ins Audit zu gehen OHNE die Ambition, den StB oder WP zu machen?

WiWi Gast schrieb am 02.10.2020:

Ich würde das von der anderen Seite her betrachten, wenn du im Audit arbeitest, solltest du eine gewisse Affinität haben zum Thema Rechnungslegung / Steuern, da es ja der Kernpunkt der Tätigkeit ist (ja es gibt Nischen),

Mal abgesehen von Nischen:
Ich hatte vor Berufseinstieg nahezu keine Ahnung von Rechnungswesen (nur eine Nebenfach-Vorlesung) und gar keine Ahnung von Steuern. Ich bin Mathematiker und im Audit gelandet, weil mich die Thematik Bewertung interessiert hatte (Real Estate, Erneuerbare Energien, Private Equity). Tatsächlich war und ist dies aber nur ein Randthema meiner Tätigkeit.

Inzwischen bin ich StB und wenn die Ergebnsisse wie erwartet sind, habe ich gute Chancen das letzte noch offene WP-Modul zu bestehen.

Rechnungswesen ist für mich Handwerkszeug. Das muss man können und man sollte es nicht hassen. Was mich aber an dem Job auch nach 6 Jahren noch begeistert ist das Verständnis von Unternehmen und Prozessen, die hinter der Realisierung von Gewinnen und Verlusten stecken, das Zusammenspiel der verschiedenen Abteilungen des Mandanten und wie das Geschehen hinter den Kulissen in die Außendarstellung des Unternehmens transportiert wird.

Das ist aus meiner Sicht verdammt spannend und weit mehr als "ich hab Spaß daran Soll an Haben zu buchen und die steuerlichen Auswirkungen nachzurechnen".

Einladung zum Vorstellungsgespräch: Fachwirt Wirtschaftsprüfung Prüfungsassistent/ Audit Assistant

Kann mir jemand sagen, was mich in den 3 Jahren erwarten würde? Wie sieht es gehaltstechnisch aus? Über ein paar Info´s würde ich mich sehr freuen, da man kaum was im Internet findet.

Wo landet man Gehaltstechnisch mit dem WP Titel. Weil hier in meine Region kann ich ohne WP Titel auf 80 bis 95k kommen.

Der Fachwirt Wirtschaftsprüfung ist in etwa der Steuerfachwirt beim Steuerberater, obwohl mir nicht bekannt wäre, dass man damit zum WP Examen zugelassen werden kann (im Gegensatz zu den Steuerberatern), aber da kenn ich mich nicht aus. Geschaffen wurde der wohl für Absolventen mit mittlerer Reife, die gerne in der WP arbeiten möchten. Meine persönliche Meinung ist, dass man lieber die Fachhochschulreife anstreben sollte und dann über ein duales Studium bei bspw. einer Big4 starten. Die Aussichten sind einfach deutlich besser. Gehalt liegt als dualer Student bei uns bei 1,2k, sollte auch mehr als beim Azubi sein.

Gehaltstechnisch liegt der Start als frischer WP und mit 4 Jahren BE bei etwa 72k fix und 15k Tantieme. Falls man direkt den AG wechselt sind etwa 85k fix und 20k Tantieme drin (erste Hand). Anstieg ist dann jährlich ca. 5-7%, als SM nach 2-4 Jahren entsprechend mehr.