WiWi Gast schrieb am 25.06.2021:
Ich beobachte etwas mit Sorge, dass sich das Thema Homeoffice zu einer weiteren Front entwickelt, die die Gesellschaft spaltet. Sowohl bei meinem Arbeitgeber als auch in der Wirtschaft insgesamt.
Bis jetzt war es halt noch relativ einfach, jeder musste zum Arbeiten kommen, manche mochten es, andere weniger, aber für alle galt das gleiche. Das ändert sich jetzt. Ich arbeite im produzierenden Gewerbe, d. h. bestimmt 2/3 der Mitarbeiter müssen kommen, weil sie in der Produktion arbeiten. Je mehr jetzt über die Homeofficeregelung für die übrigen diskutiert wird, desto mehr steigt der Unmut bei diesen Kollegen, dass für die diese Option gar nicht existiert. Und es gibt auch ganze Branchen, für die Homeoffice gar keine Möglichkeit ist.
Dazu kommt dann noch, dass es auch bei denen die prinzipiell von zuhause arbeiten können zu einer Frontenbildung kommt. Bei uns gab es eine Umfrage zu den Wünschen, und es gibt wenige (vll. 10 %) die vollständige von zuhause arbeiten wollen. Der Rest teilt sich etwa hälftig auf 100 % Büro oder einzelne Tage Homeoffice bei Bedarf (das ist auch die aktuelle Regelung) und eine 2-3 Regelung auf. Es zeichnet sich aber auch ab, dass egal wofür man sich entscheidet, die andere Seite Nachteile haben wird. Behält man die aktuelle Regelung bei, missfällt das denen, die sich die 2-3 Regelung wünschen. Geht man auf die 2-3 Regelung, haben die die die aktuelle Regelung behalten wollen Nachteile. Denn den meisten geht es nicht nur darum, dass sie immer ins Büro kommen, sondern dass auch die Kollegen persönlich ansprechbar sind, das Meetings jeden Tag als Präsenzmeeting stattfinden können oder aber auch, dass keine Bürofläche eingespaart wird und es bei Büros statt geteiltem Großraum bleibt.
Also egal wofür man sich entscheidet, es wird immer Verlierer geben.
Jeder Job hat Vor- und Nachteile. Ich habe es in der Produktion noch nie erlebt, dass man spontan länger bleiben musste. Die nächste Schicht ist ja da. Wenn ich ein wichtiges internationales Meeting habe und dann sage, uuups.. das ist 10 Minuten nach meiner Kernarbeitszeit..
Da Fachkräftemangel herrscht und ich mir meinen Job aussuchen kann, werde ich natürlich nur 100% Remote Jobs annehmen, wie es bei uns jetzt aktuell halt seit 15 Monaten läuft.
Gerne kann man mal eine Face2Face-Socialising Termin ausmachen, dann komme ich rein. Aber sicher werde ich nicht mehr im geteilten Büro 8h nebeneinander herarbeiten, wobei jeder jeden stört.
Dieses bescheuerte "ich komme mal kurz zu dir rüber" - da quatschen dann zwei über Thema X und drei andere können nicht weiterarbeiten, weil sie in ihrer Konzentration gestört sind.
Mag anders sein, wenn jeder ein Einzelbüro hat, aber so ist es nun mal oft nicht.
Da wir in einem internationalen Konzern arbeiten, ist es bei uns vielleicht anders. Da sind eh immer alle Meetings virtuell. Daher sind viele für 100% Remote und nur in die Firma, wenn notwendig. Auch ist bei uns allew hinreichend digitalisiert.
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