Voice of Reason schrieb am 09.01.2023:
Nicht schlecht. Fast auf den Tag genau ein Jahrzehnt nach Fragestellung eine typische "Deutschland ist dem Untergang geweiht - verlasst alle das sinkende Schiff"-Antwort.
Hier der TE :)
Vielen Dank an all die ernst und gut gemeinten Ratschläge!
Es ist wirklich ein besonderes Gefühl nach 10 Jahren seine eigene Frage wiederzufinden und darüber zu reflektieren, welche Entscheidung man am Ende getroffen hat.
Kurzes Update: Ich bin damals nicht in China (Chengdu) eingestiegen. Gründe waren alle die von euch genannten und außerdem noch der Wunsch erstmal "Stallgeruch/Sozialisierung " im deutschen Konzern aufzubauen.
Bin dann in Deutschland eingestiegen, zweimal gewechselt und nun bei meinem dritten Arbeitgeber in Hongkong als Expat angestellt.
Die Vorteile für Rückblickend:
- Standing ist ganz anders! Ich bin als hochgeschätzter Experte und Resource aus "Deutschland " vorgestellt worden. Der Asien CEO hat sich sogar schriftlich bei meinem Chef "Group CFO" für die "Ausleihe" bedankt.
- Netzwerk im Konzern ist vielfach größer, weil ich mit fast allen Führungskräften des Konzerns in Deutschland schon zu tun hatte, wenn es auch nur ein Bier bei Sommerparty in der Zentrale war. Auch fachliche Ansprechpartner zu jeglichen Themen habe ich viele und fast alle kann ich sofort anrufen, ohne mich komisch zu fühlen. Lokale Kollegen müssten die Ansprechpartner erst erfragen und sich bei einem Anruf erst "vorstellen ". Kommunikation ist wirklich weitaus einfacher für mich.
- Know How! Ich kenne die Konzernrochzlinien und Systeme sehr gut und kann Hintergründe (wieso wurde dies so entschieden etc) besser einordnen.
- Anforderungs und Erwartungsmanagement ist soviel einfacher, wenn man selbst vorher die Anforderungen gestellt bzw. bei deren Ausarbeitung dabei war. Oft antworte ich meinen deutschen Kollegen auf Anforderungen auch "das wollt ihr gar nicht haben. Was ihr wirklich wollt, sieht so aus etc"
Es gibt sicherlich auch Nachteile, wie weniger Flexibilität und schon reduzierte Anpassungsfähigkeit im Alter.
Aber Karrieretechnisch war der Weg über die Zentrale für mich persönlich sehr gut. Hat aber ehrlicherweise auch etwas gedauert (fast 10 Jahre) und war mit Glück und Timing verbunden. Habe aber auch nicht aktiv auf eine Entsendung hingearbeitet, sondern hatte das Thema nach 5 Berufsjahren eigenen schon wieder vergessen, bevor das Thema aus Zufall wieder hochkam.
Zu den internationalen Locals: Die Verträge sind analog bzw. Netto besser als die Entsendungsverträge. Das liegt daran, dass man bei der Entsendung aus Deutschland weiter in die Renten und Sozialkassen einzahlt. Das reduziert das Vergleichsnetto, aber gibt dem Expat Sicherheit, jederzeit ohne Lücke nach Deutschland zurück zu kehren. Der international Local bekommt zwar auch Flüge, Wohnung, Schule und Auto bezahlt. Falls dieser aber zurück in sein Land will (im Konzern), muss er sich bewerben. Ist möglich aber etwas unsicherer. Meine Entsendung ist befristet und nach dieser kehre ich planmäßig in die Zentrale zurück. Möchte man länger als meistens 5 Jahre bleiben, muss msn bei uns einen lokalen Vertrag unterzeichnen. Kündigungsschutz gibt's dann auch keinen mehr, aber diesen kann man sich meit einer vertraglichen Abfindung in seinen Vertrag reinverhandeln.
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