Das Problem ist doch das, wenn Bildung sich nicht mehr lohnt und später nicht zu einem höheren Lohn und besserem Job führt, dann geht schlichtweg alles den Bach runter. Wegen mir kann mein Chef ja mittlere Reife haben, aber wer entwickelt denn innovative Produkte, die unsere hohen Löhne in dieser Weltwirtschaft rechtfertigen und das Unternehmen voran bringen?! Wenn man am Ende mit ner normalen Gesellenausbildung bald mehr verdient, als ein Akademiker, der mehr Leistung bringen musste und noch zusätzlich Schulden gemacht hat bzw. jahrelang auf Geld verzichtet hat, dann ist in Deutschland bald Schluss mit Innovation. Alle Menschen sind gleich, sozial gesehen. Aber man sollte mal aufhören, das auf das Berufsleben zu übertragen. Bessere Bildung muss auch bessere Jobs bieten. Da ist eben nicht jeder gleich. Ich schätze jeden normalen Schlosser als Mensch, aber beruflich muss klar sein, dass er sich z.B. unter dem Akademiker einordnen muss. Wenn er aufsteigen möchte, dann muss er sich weiterbilden oder studieren. Die Möglichkeiten bietet unser Staat zur Genüge.
Wenn wir jetzt anfangen für kurze Weiterbildungen, wie z.B. dem Meister bestimmte Privilegien zu geben, dann läuft hier irgendwas falsch. Ein Meister bekommt seit 2004 die Fachhochschulreife mit dazu (sprich Fachabi) und kann damit studieren. Ich habe z.B. so ein Fachabi gemacht und weiß, dass mathematisch, physikalisch etc in einem Meisterlehrgang nichtmal so ein Niveau abgefragt wird. Also selbst dieses Privileg ist nicht gerechtfertigt. Sei es drum, wenn ein Meister studieren möchte und es auch schafft!, dann ist es ok. Aber ihn nun mit einem fertigen Studienabschluss zu vergleichen ist das absolut falsche Signal, gerade weil wir einen riesen Mangel an Akademikern haben.
Wir haben eine riesige Akademikerflucht in Deutschland. Wir nutzen hier die guten Ausbildungsmöglichkeiten und verlassen danach das Land, weil die Arbeit hier für den Akademiker mehr als unattraktiv ist. Da greift wieder der Markt, andere Länder sind da einfach attraktiver. Da hat man so einen hek mek nicht wie in Deutschland. Der Meister hätte maximal auf Stufe 5 im DQR gedurft, Stufe 6 Bachelor, Stufe 7 Master, Diplom und Stufe 8 Promotion. Alles andere ist Schwachsinn!
Fakt ist, der Meister macht den Betrieb nicht konkurrenzfähig, indem er innovative, konkurrenzfähige Produkte entwickelt. Ist ja nicht so, dass man auf nen Knopf drückt und sofort das Superprodukt die Anlage verlässt. Dazu braucht man ein enormes theoretisches Wissen. Vor 50 Jahren konnte man vielleicht als Geselle noch etwas verbessern. Heutzutage braucht man Akademiker, um sich in einer Weltwirtschaft zu behaupten. Wer entwickelt die Brennstoffzelle und sichert Arbeitsplätze bzw schafft Alternativen? Wer entwickelt neue Energiespeicher, damit Elektromobilität attraktiver wird? Wer entwickelt neue Materialien, neue Assistenzsysteme für Autos oder macht die Aggregate energiesparender? Das macht alles kein Meister. Erst solche Innovationen bringen Jobs in Deutschland und rechtfertigen unsere hohen Löhne. Wenn wir das Gleiche wie China bauen, dann müssen wir uns auch lohntechnisch mit ihnen gleichstellen und genau das können wir nicht in Europa. Mit 300 Euro im Monat kann hier keiner überleben. Deswegen müssen wir einmalige Produkte entwickeln!
Ich habe es selbst in Betrieben erlebt, wie Meister über Akademiker denken. Nach dem Motto: "Was tun die Akademiker denn, wir produzieren, wir schaffen Werte. Der Akademiker macht nichts, sind alles nur Fachidioten..." Sowas musste ich mir anhören! Es wird einfach nicht gewürdigt, wer das Produkt, was sie dort eben gerade produzieren, überhaupt auf diesen Stand gebracht hat. Meister denken immernoch, Innovation fällt von den Bäumen. Und wenn wir den Meistern weiter so Honig ums Maul schmieren und der IHK Lobby nachgeben, dann wird die Abwanderung der Akademiker noch mehr zunehmen. Dann können die Meister gern produzieren, dann halt Produkte von gestern. Vielleicht merken sie dann, dass sie den Akademiker mehr hätten schätzen sollen. In der Solarindustrie sieht man es momentan. Vor 5 Jahren waren wir Weltmarktführer. Forschung wurde weitestgehend eingestellt und nun haben die Chinesen aufgeholt. Seit gut einem Jahr gehen die Betriebe, die vor gerade mal 5 Jahren hier entstanden sind, wieder kaputt und schließen. Sie haben eben nicht mehr geforscht und weiterentwickelt. Photovoltaik wurde eben von Ingenieuren entwickelt und hat einen regelrechten Jobboom hier bewirkt. Um den Gewinn zu maximieren wurde Forschung dann eingestellt und nun gehen die Betriebe kaputt. Sowas passiert dann, wenn Innovation in einer Weltwirtschaft fehlt!
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