Lounge Gast schrieb:
Dass ein solches Verfahren gar nicht verfolgt wird, ist
sicher unwahrscheinlich. Bei einem möglichen Urteil kommt es
immer auf den Einzelfall an. Urteile, von denen man liest,
betreffen meist Keute, die schon ein ziemliches
Vorstrafenregister haben und Urkundenfälschung noch das
geringste ist. Da kostet es dann was, klar...
Aber gehen wir mal vom TE aus. Ein junger Mensch, bisher
gerichtlich noch nicht in Erscheinung getreten und seit
längerem zunehmend verzweifelt auf Jobsuche. In einem Moment
der Schwäche photoshoppiert er ein Zeugnis, um sich den
Berufseinstieg zu ermöglichen. Bei der Strafzumessung geht es
ja gerade nicht darum, ihn für den Rest seines Lebens als
Paria darzustellen. Da gibts bei nem Ersttäter vielleicht
einen Strafbefehl von ein paar Hundert Euro. Und selbst wenn
du einen gnadenlosen Richter erwischst und der es genaus
wissen will: 60-90 Tagessätze + Verfahrenskosten + eine
ernsthafte Ermahnung, diesen Quatsch künftig zu unterlassen.
Mehr nicht. Und sowas taucht noch nicht mal im
Führungszeugnis auf...
Nein, du machst es dir zu einfach. Gerade Zeugnis-Fälschungen werden eben nicht mit Nachsicht behandelt und deine Argumentation würde einen Fälscher erst so richtig reinreiten:
Argumentierst du, dass du das Zeugnis fälschen musstest, um überhaupt einen Job zu bekommen, liegt es doch nahe, dass es nicht um eine einzige Fälschung geht, sondern um diverse Fälle bei unzähligen Bewerbungen, oder? Durch die Argumentation räumst du das indirekt ein. Jetzt müsstest du irgendwie genau den Eindruck vermeiden. Wie machst du das? In dem du behauptest, dass du nur bei dem Arbeitgeber gefälscht hast? Wie erklärst du dann, dass du so verzweifelt warst? Wenn du so kommst, wird es nur noch schlimmer und das würde dir dein Anwalt auch sagen. Er würde vielleicht für dich reden und nur von einer einzigen Bewerbung, aber wie glaubhaft ist das?
Egal wie, als Folge kann kein Richter mehr nachsichtig sein und genau deswegen kommt man in dem Fall so gut wie nie ohne einen Eintrag im Führungszeugnis davon.
Ich hoffe, du verstehst jetzt, warum solche Fälschungen ganz selten "leicht" bestraft werden: Es gibt immer die Vermutung, dass nur ein Fall von sehr vielen aufgedeckt wurde.
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