Lounge Gast schrieb:
Vier Anmerkungen:
1) Man kann über eine Versicherung und ohne zusätzliche
Kosten direkt in Fonds investieren. Entweder die
Fondgesellschaft gehört dem Versicherer oder es besteht eine
Kooperation. Es ist schon lange nicht mehr so, dass ein
Versicherer nur Versicherungen macht. Das sind riesige
Finanzkonzerne mit Banklizenz.
Okay. Dennoch hat man eine zusätzliche Instanz die in die Finanzanlage involviert ist und die ihre Dienste sicher nicht vollständig gratis anbietet.
2) Der große Vorteil der Lebensversicherung und der
Versicherungen ist eben Sicherheit. Je nach Produkt gibt es
Möglichkeiten, den bereits gemachten Gewinn
"einzufrieren". Diese Sicherheit, die auch etwas
kostet, hat man eben nicht, wenn man auf dem freien Markt
investiert. Da gibt es dann den Lehmen-Bros-Effekt und aber
den
Ich-brauch-gerade-Geld-aber-meine-Aktien-sind-gerade-unten-Effekt. Da muss man sich halt die Produkte genau erklären lassen.
Natürlich kann man nicht in die Zukunft schauen. Aber die Gefahr auf Sicht von 30 oder 40 Jahren mit regelmäßigen Sparplänen am Ende im Minus zu stehen, ist wohl verschwindend gering. Man sollte allerdings regelmäßig die Zusammensetzung prüfen im Hinblick auf die Anlageziele (Anteil Aktien : Anleihen etc.). Das muss ja nicht täglich sein, aber wenn man alle 1 oder 2 Jahre mal ein bisschen Zeit investiert, dann ist das m.E. zumutbar. Wer das nicht will, für den ist die Versicherung vielleicht das richtige Produkt.
Großen Einfluss auf die Gesamtperformance einer Anlage haben letztendlich die folgenden beiden Kriterien:
1) Kosten: hier sind ETFs unschlagbar
2) Zeitpunkt der Veräußerung: der Gefahr, dass der Renteneintritt/Auszahlungszeitpunkt mit einer Baisse zusammenfällt, kann man vorbeugen, indem man rechtzeitig vor diesem Zeitpunkt beginnt, das Vermögen in sicherere Anlagen umzuschichten oder eben auch die Auszahlung bei Renteneintritt über einen größeren Zeitraum streut.
3) Wenn man über eine Versicherung mit wirklichem Know-How
dahinter in ein Vermögenskonzept investiert, hat man ein
Management, dass zwischen verschiedensten Fonds investiert.
Ich bezweifle, dass der Normal-Bürger so schnell und effektiv
auf Veränderungen reagieren kann, wie das Management.
Da ist sicher was dran. Manche wollen diese Kontrolle aber auch bewusst nicht aus der Hand geben. Ich bin der Meinung, dass man auch mit einem der großen und bekannten Mischfonds ebenso gut fährt, weil das Management dieser Fonds ebenfalls schnell und flexibel auf Marktveränderungen reagieren und die Gewichtung der Anlagenklassen jederzeit ändern kann.
4) Sehr viele Versicherungskonzepte bieten auch staatliche
Förderung oder große Steuerersparnisse. Alleine eine private
Rente lässt sich mit über 20.000 Euro für den Single
ansetzen. Vielleicht sollte man solche Effekte auch nicht
übersehen.
Als Normalsterblicher sind das für mich gute Gründe.
Ich bin auch normalsterblich :-).
Für mich persönlich steht an erster Stelle, dass ich mit meinen Finanzanlagen eine gewisse Flexibilität wahre und ich möchte bei einem Investment die Möglichkeit haben, kurzfristig aussteigen zu können (natürlich mit der Maßgabe dies nicht sinnlos bei am Boden liegenden Kursen zu tun).
Ein Grund hierfür könnte z.B. erhöhter Kapitalbedarf zum Kauf einer Immobilie sein. Steuerlich geförderte Finanz-/Rentenprodukte sind in dieser Hinsicht hingegen extrem restriktiv.
Ich halte mich hierbei für diszipliniert genug, dass ich das Vermögen nicht dem sinnlosen Konsum opfere, denn die Nicht-Verfügbarkeit eines Sparguthabens wird ja auch oft als Vorteil angepriesen, weil man dann nicht in Versuchung kommt...
Mein Baustein zur "echten" Altersvorsorge, der vor meinen Konsumgelüsten sicher verwahrt ist, ist eine vernünftige bAV meines Arbeitgebers, in die ich bis zur Höhe des maximalen Steuervorteils (2.904+1.800 EUR p.a.) einzahle.
Die von dir angegebenen 20.000 EUR als Steuervorteil für Singles sind im übrigen auch nur ein eher theoretischer Wert, denn das gilt erst ab 2025 und bei rentenversicherungspflichten Angestellten (was auf einen Großteil der Bevölkerung zutrifft) ist der verbleibende Wert deutlich geringer.
antworten