WiWi Gast schrieb am 11.06.2021:
Mal eine Frage an alle Sparer. Der Shiller-PE ist ja mittlerweile absurd hoch. Die Ausschüttungsrendite des FTSE All-World ist bei 1,29% und die letzten Jahre eher gesunken. Funktioniert dieses Depot ansparen und davon leben noch?
Ja. Tut es. Gar nicht so entscheidend wo die Wertsteigerung/Rendite herkommt - ob aus Ausschüttungen oder aus Kurssteigerungen.
Beispiel: 1.000.000 Euro Depot - 12.900 Euro Ausschüttungen pro Jahr. Nach Steuern noch ca. 9.500 Euro - also 792 Euro pro Monat. Davon kann man dann in München eine 40 qm Wohnung bezahlen - also, nur die Kaltmiete.
Im Alter kannst du natürlich dein Depot auch allmählich liquidieren und Verkäufe tätigen. Laut einer Faustformel kannst du aus einem breiten Aktiendepot übrigens jährlich 4% entnehmen, ohne Wertverzehr. Selbst vorsichtig mit 3% gerechnet, entnimmst du ja nur 1,29% durch die Ausschüttungen, kannst also jährlich noch knapp 2 oder sogar 3% der Anteile verkaufen.
Früher gab es Auschüttungsrenditen von 3-4%. Da hätte man aus der Million 30.000 bis 40.000 Euro herausgezogen. Selbst nach Abgeltungssteuer noch 2.250 Euro - davon kann man leben. Heutzutage reicht die Ausschüttungsrendite nichtmal für eine kleine Wohnung.
Zwei Effekte sind hier zu berücksichtigen:
1) Die Ausschüttungsrendite ist nicht so niedrig, weil der absolute Betrag der Ausschüttungen stark gesunken ist (siehe man mal von Effekt 2 ab..), sondern auch weil die Kurse schneller gestiegen sind, als die Ausschüttungen. Ich schaue deswegen immer auch mal wieder auf die Kennzahl YoC (Yield on Caot) - das ist die Ausschüttungsrendite bezogen auf die eigenen individuellen Anschaffungskosten der Anteile. Wenn man Anteile lange hält, nimmt YoC allmählich aber stetig über die Zeit zu.
2) Corona-bedingt sind im letzten Jahr die Unternehmensgewinne in vielen Branchen gesunken. Die Ausschüttungen für 2021 werden jedoch häufig auf Basis des Jahresgewinns des Vorjahres festgelegt. Deswegen werden auch in diesem Jahr weniger Dividenden gezahlt. Dadurch fließt auch den ETF weniger Liquidität durch Dividendenzahlen zu, die sie per Ausschüttungen an die Anteilseigner weiterreichen.
Zudem haben bereits im Laufe des Jahres 2020 viele Unternehmen zur Liquditätssicherung Ausschüttungen ausgesetzt oder reduziert. In der Umkehr wird auch 2021 (und damit die Ausschüttungen im kommenden Jahr 2022) noch unter Corona-Einfluss stehen. Ich rechne deswegen damit, dass bei den Dividenden/Ausschüttungen erst 2023 Corona voll überwunden ist - aber effektiv ist das nur ein temporärer und kein dauerhafter Effekt.
Der absolute Betrag der Ausschüttungen wird dann merklich höher sein, als dieses Jahr. Ob die Ausschüttungsrendite (%) auch steigt, hängt natürlich auch von der weiteren Entwicklung der Kurse ab.
Oder wollt ihr dann wirklich permanent Anteile verkaufen? 10.000 Anteile FTSE All-World und dann jedes Jahr 300 Anteile verkaufen? Nach 33 Jahren ist man dann halt bei 0 Anteilen. Wenn man damit rechnet, man könnte 100 Jahre alt werden, darf man erst mit 67 anfangen, Anteile zu verkaufen. Also quasi nichts mit Frührente trotz eines Depots von 1.000.000 Euro.
Dazu wurde ja schon geantwortet. Man verkauft natürlich keine feste Anzahl von Anteilen sondern nur soviele, dass ein bestimmter Betrag X erlöst wird. Da der Wert der Anteile im Depot währendessen weiter steigt, kann die Anzahl der jedes Jahr verkauften Anteile stetig reduziert werden. Wenn man es mit der Entnahme nicht übertreibt, sondern unter den 4% p.a. bleibt, kommt es überhaupt nicht zum Verzehr der Substanz des Depots.
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