WiWi Gast schrieb am 25.11.2020:
Wir diskutieren hier nicht Lehrer, sondern Beamte allgemein. Aber gerne sei auch etwas zu den Lehrern gesagt:
Es ist sicher gut und wünschenswert, wenn die Bildung der nächsten Generation durch sehr gute Lehrer geschieht. Nur weiß jeder hier, dass die Leistungen und das Wissen der Schüler immer dürftiger werden. Insofern ist es entweder schon heute so, dass die Lehrer nicht (mehr) die "besten" sind. Oder es ist systemisch so gewollt, dass Leistungsanforderungen in Mathematik und Sprachen nicht mehr die höchsten sind - in diesem Falle brauchen wir aber auch nicht mehr die "besten" Lehrer.
Also Studien wie PISA widersprechen Dir da ziemlich eindeutig. Dass Du Schülerinnen und Schüler als dümmer wahrnimmst ist auch einfach ein Zeichen Deines Alters. Mir geht es zwar auch so, man muss aber im Hinterkopf behalten, dass die Kinder nunmal für Sachen, die für uns jetzt gerade selbstverständlich sind, auch Zeit brauchen sie zu erlernen, genau wie wir damals. Meine Eltern waren auch schon der Meinung, dass meine Generation keinen Fuß vor den anderen setzen kann, dass das Land verloren sei etc.
Falls du es nicht kennst, hier die Kritik von Aristoteles an der Jugend von heute (ich weiß, wir reden von Bildung der Kinder und Aristoteles eher von ihrem moralischen Wesen, jedoch war Bildung damals einfach allgemein nicht so wichtig und ich denke beides korreliert miteinander):
„Was nun zunächst die jungen Leute angeht, so sind sie heftig in ihrem Begehren und geneigt, das ins Werk zu setzen, wonach ihr Begehren steht. Von den leiblichen Begierden sind es vorzugsweise die des Liebesgenusses, denen sie nachgehen, und in diesem Punkt sind sie alle ohne Selbstbeherrschung. […] zornmütig und leidenschaftlich aufwallend in ihrem Zorne. Auch sind sie nicht imstande, ihren Zorn zu bemeistern, denn aus Ehrgeiz ertragen sie es nicht, sich geringschätzig behandelt zu sehen, sondern sie empören sich, sobald sie sich beleidigt glauben. Auch hoffnungsreich sind sie, denn das Feuer, das dem Zecher der Wein gibt, haben die Jünglinge von der Natur […] sie tun alles eben zu sehr, sie lieben zu sehr und hassen zu sehr, und ebenso in allen anderen Empfindungen. Wenn ich die junge Generation anschaue, verzweifle ich an der Zukunft der Zivilisation“ (384-322 v. Chr.
Das Argument mit der Besoldung zieht überhaupt nicht, insbesondere wenn man mal schaut, was man auf dem "freien Markt" (abseits der 100k-Einstiegsgehalt-Blase hier im Wiwi-treff) für 3,5k netto (Junglehrer single) bzw. 5k netto (Lehrer mit Frau und 2 Kindern, 10 Jahre im Job) leisten muss.
Angenommen, dein Junglehrer schafft mit 18 sein Abitur (also G8, was gerade überall in der Auslaufphase ist), geht sofort studieren und schließt es in Regelstudienzeit ab, dann ist er 23 Jahre alt (schaffen die wenigsten). Außerdem schafft er es sofort einen Referendariatsplatz zugewiesen zu bekommen (das passiert nur einem Drittel, der Rest wartet), die sonst häufig vorkommende wegen der Fristen notwendige Zeit von ca. fünf Monaten zwischen Ende des Studiums und Beginn des Referendariats fällt auch weg und er ist in einem Land, in dem das Referendariat nur 18 statt 21 Monate dauert (also nicht Bayern). Er bekommt sofort eine Planstelle und wird verbeamtet (da kenne ich einen einzigen, seine Fächer waren Mathe, Chemie, Informatik und außerdem Bestnote im Examen, der Regelfall sind 2-3 Jahre befristete Anstellung ohne Verbeamtung). Selbst im gelobten Land, also Bayern (wo man von außen nicht so leicht reinkommt), was meines Wissens nach am besten zahlt, muss er für 3,5k netto als single bis in A13 Stufe 8 aufsteigen, was 6 Jahre dauert (in einem schlecht zahlenden Land wie Meck-Pom dauert es hingegen 16 Jahre). Der ideale Junglehrer hat mit einem Alter von 31 Jahren besagtes Gehalt erreicht (dabei gehen wir davon aus, dass er nur 180 Euro an die PKV zahlt, also auch kerngesund ist). Realistischer wäre jedoch Abi mit 19, Studium+Ref mit 26 zuende, Planstelle mit 28, ein mittelgut zahlendes Land, also +10 Jahre, sind wir bei einem Alter von 38 Jahren für den Junglehrer. Dieses Beispiel ist eher für die breite Masse der Absolventen zu gebrauchen, und immer noch etwas schöngerechnet.
Im beinahe unmöglichen Bestfall hat ein Lehrer also mit 31 Jahren ein Angestelltenäquivalent von 73k erreicht, im realistischeren Fall mit 38 Jahren (und bei 79k ist dann das Ende der Fahnenstange erreicht, für mehr Geld muss er auch mehr Aufgaben übernehmen).
Kannst Du erklären, wie Du auf 5k netto für den Lehrer mit Familie und 10 Jahren im Beruf kommst? Ich kann es nicht nachrechnen. In Bayern hat man nach 10 Jahren in Steuerklasse 3 mit zwei Kindern 4,5k zuzüglich 400 Kindergeld abzüglich 300 PKV (die Kinder müssen mitversichert werden), da lande ich nur bei 4,6k netto im wie schon erwähnt besten Land dafür, in Meck-Pom sind es 4,4k.
WiWi Gast schrieb am 25.11.2020:
Ist die noch schlechtere Variante.
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