WiWi Gast schrieb am 24.04.2012:
Über das Gehalt entscheidet der Aufsichtsrat, welcher den Eigentümern und die Arbeitnehmer vertritt.
Und über Gesetze entscheidet der Bundestag, welcher das Volk vertritt.
Und wenn dieser Bundestag mehrheitlich entscheidet, dass Managergehälter gedeckelt werden oder dass Vermögende eine Abgabe zu zahlen haben, dann ist das so.
Das eigentliche Problem sind auch nicht Vorstände mit 2-5 Mio. EUR Gehalt und nicht mal halbwegs erfolgreiche mittelständische Unternehmer mit 30, 50 oder 80 Mio. EUR Vermögen.
Die oberen 0,1% akkumulieren zunehmend das Vermögen und damit auch die Macht im Staat. Wer 5 Mio. auf dem Konto hat, der hat ausgesorgt, aber ist nicht so reich, um Macht auszuüben, welche so vielleicht nicht in unserem politischen System gewollt ist. Das geht dann in Richtung Oligarchie. Grundsätzlich erst mal nur anders und nicht schlechter oder besser, aber eigentlich nicht die Regierungsform, welche in Deutschland nach der Verfassung gültig ist.
Weiterführende Infos:
Doku Ungleichland - 3 Teile
The Atlantic: The 9.9 Percent Is the New American Aristocracy
Also noch mal ganz plakativ: Quandts, Klatten, Würth, Aldi, Schäffler, Kühne, ...
Wie Oligarchie offensichtlich für jeden funktioniert: RB Leipzig.
Was dann hinter verschlossenen Türen passiert sind solche Sachen wie die Verpestung unserer Städte, wobei die Verursacher (Quandt, Klatten, Piech, ...) keinen Penny zahlen.
Warum sind die Zustände in der Massentierhaltung immer noch so elendig? Damit Discounter ihr Hähnchen für 6 Euro und Hack für 5 Euro verkaufen können, jeweils je Kilo? Wer steht hinter den Discountern?
Warum ist Deutschland die einzige Industrienation weltweit ohne generelles Tempolimit auf Autobahnen, achja, siehe oben.
Und jetzt noch mal noch plakativer: Es gab im Mittelalter, in der frühen Neuzeit, in der Neuzeit usw. immer Hierarchien und Stände in verschiedenen Ausprägungen. Ritter und Bauern. Hochadel, Adel, Bürgertum und Pöbel. Industrielle und Arbeiter. Immer hat man es geändert und war der Meinung, jetzt ist alles fair und jeder Mensch ist gleichwertig. Im Nachhinein hat man immer wieder festgestellt, dass es doch nicht so war. Es mag zwar heute nicht mehr Adel und Pöbel heißen oder Ritter und Leibeigener, aber die Verhältnisse sind nicht anders als in den letzten 1.000 Jahren.
Klar, wir haben drum herum ein Rechtssystem und ein Wirtschaftssystem gebaut, welches vorgaukelt, dass niemand bevorteilt oder benachteiligt wird. Klar, wir, der Pöbel, lebt nicht schlecht und nicht vergleichbar mit den Lebensumständen vor 100, 200, 300 Jahren. Aber am Machtgefälle hat sich nichts getan.
Und da muss man dann doch sagen, ok, wer 2 Millionen EUR auf dem Konto hat, der hat zwar immer noch keine politische Macht, aber zumindest ist er nicht mehr auf dem Status eines Leibeigenen, d.h. aus heutiger Sicht: Um ein mehr oder minder angemessenes Lebens zu führen, ist er nicht mehr darauf angewiesen, einen Teil seiner Lebenszeit gegen Geld zu tauschen.
Forschung über Armut gibt es in der Soziologe massenhaft, Forschung über Reichtum ist extrem schwierig. Daten sind kaum vorhanden, werden warum auch immer nicht erhoben. Natürlich, es ist eigentlich klar warum.
Aber grob kann man sagen, dass die Leute ab 200-300 Mio. EUR aufwärts die legitimen Nachfolger des Adels sind. Da ist auch, ohne Frage, viel alter Adel mit dabei neben neureichen Discounterkönigen und Industriellen-Erben.
Die obere Mittelklasse, der Nachfolger vom eigentlichen Bürgertum, sind kleine Selbständige wie z.B. Ärzte mit Praxis (keine Hausärzte, Praxen mit 200-300k Nettoeinkommen im Jahr), Unternehmer mit 20-50 Mitarbeitern, usw. welche sich tendenziell inkl. ihres Unternehmens und des Hauptwohnsitzes im Bereich Millionär bewegen (1,6% der Bevölkerung in Deutschland sind Millionäre, davon 0,00x% der "neue Adel").
Und die anderen 98% sind auf Arbeit angewiesen um ihren Lebensstandard zu finanzieren oder werden vom Staat alimentiert ohne wirklich einen guten Lebensstandard zu haben (Arbeitslose, Rentner).
Weiterführende Literatur um mal einen Blick hinter die Fassade unserer Gesellschaft zu schauen: Unscripted: Life, Liberty, and the Pursuit of Entrepreneurship.
(P.S. Ich glaube nicht, dass sich die Verhältnisse bald ändern werden, aber ich spreche Sachen gerne ehrlich an. Deswegen ist mein mittelfristiges Ziel auch, nicht mehr auf einen Job angewiesen, jemals in meinem Leben. Bin VWLer, aber selbständig im IT-Bereich und gehe auf die 200k Vermögen zu ca. Anfang nächsten Jahres, wenn sich Business und Börsen mittelmäßig normal weiterbewegen. Unsere Generation wird bis 70 buckeln dürfen, wenn man nicht vorher ausgesorgt hat. Um dann mit minimalen Rentenansprüchen abgespeist zu werden, welche auch noch voll versteuert werden. Ich sehe eigentlich nur eine Alternative und die heißt: Kapitalist werden, statt Arbeitnehmer.)
antworten