Wenn ich Rentnerin bin, in 4 Jahren, gehe ich wieder in den Osten zurück. Mit dem Westen bin ich nie richtig warm geworden, bin nur wegen dem besseren Gehalt hier her gezogen. Mein Kind ist ein echter Wessi, aber noch während der Ausbildung in den Osten gezogen, obwohl meine Sehnsucht nach der Heimat nie das Thema war. Es meint, im Osten sind die Menschen offener und nicht so ICH-Bezogen und distanziert.
Beruflich war es hier sehr schwer, zwar Job gefunden, die Bezahlung besser als im Osten, aber der Zusammenhalt der Kollegen war/ist nicht gut, jeder war/ist sich selbst der Nächste, es wurde immer gleich zum Chef petzen gegangen, wenn ein Kollege einen Fehler gemacht hat. Ich habe viel Mobbing und Bossing, nicht nur an mir, sondern auch an West-Kolleginnen und Kollegen erlebt, ein negatives menschliches Miteinander, was ich aus meiner beruflichen Tätigkeit in der damaligen DDR nie kennengelernt habe. Von wegen, hier im "goldenen Westen" gibt es eine Meinungsfreiheit. Hier muss man genauso stark aufpassen, wem man was sagt. Gerade im beruflichen Bereich.
Ich wohne in einem netten Mietshaus, ja, die Menschen sind nett, nicht alle, aber distanziert. Interessanter Weise habe ich neue Mieter, die aus dem Osten gekommen sind, sofort erkannt. Wir helfen uns gegenseitig, interessanter Weise sind es junge Leute, die noch sehr jung waren, als die Wende war. Die Kommunikation ist viel unkomplizierter, offener, ich find es total interessant.
Habe beim Fernsehsender MDR eine Doku gesehen, dass es selbst jungen Menschen, die kaum die DDR kannten, es ähnlich geht, dass der Westen mit seinen besseren Gehältern halt nich alles ist. Das es auch viele junge Ossis, nach der Berufsbildung/Studium inzwischen wieder schnell zurück in den Osten zieht, weil es die Heimat ist und auch das Miteinander ein anderes ist, als im Westen. Von der Kinderbetreuung ganz zu schweigen. Ich dachte, es geht nur mir als ältere Generation so, aber das es auch junge Menschen gibt, die sich im Westen nicht wohl fühlen, dort nie angekommen sind, finde ich erstaunlich, aber auch verständlich.
Obwohl ich hier wirklich viele nette Wessis kennengelernt habe, aber dennoch diese Distanz, dieses einen nicht verstehen wollen, können, oft auch mit Neid verbunden, gerade unglückliche, übergewichtige Wessi-Frauen im beruflichen Bereich, das war manchmal schon unverständlich, was ich da erlebt habe.
Meine Hoffnung ist, dass ich dann im Osten wieder Menschen treffe, die sich das Positive von damals bewahrt haben, die mich verstehen und mit denen man sich gut über die alten Zeiten unterhalten und reflektieren kann.
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