WiWi Gast schrieb am 25.07.2018:
Darum geht es ja. Davon abgesehen, dass die meisten Informatiker halbwegs programmieren können, kannst du es ihnen auch vernünftig beibringen. Das Wissen über verteilte Systeme, Algorithmen, Datenstrukturen etc. muss man aber erstmal haben und das lernt man eben nicht mal eben in der Ausbildung. Heißt bei weitem nicht, dass das jeder Absolvent automatisch kann, sonst hätten wir ja wohl keine Probleme, genug Leute zu finden.
"Das Wissen über verteilte Systeme, Algorithmen, Datenstrukturen etc." lernst du auch im Studium nur theoretisch. Das ein Studium anspruchsvoller ist als eine Ausbildung will ich hier gar nicht in Frage stellen. Aber das praktische Wissen über verteilte Systeme, vor allem betriebswirtschaftliche Systeme, eignen sich die meisten doch erst im Arbeitsleben an. Gerade die vernetzten, hoch komplexen Systeme von denen du sprichst lernst du als Student höchstens mal anhand einer Folie kennen. Jemand der in einem großen Konzern seine Ausbildung gemacht hat, ist damit im Idealfall 3 Jahre lang täglich konfrontiert worden und kennt solche Umgebungen en Detail und nicht nur aus Vorlesungen. Und auch ein Praktikum vermittelt dir nicht den Eindruck den ein normaler Arbeitnehmer mit diesen Systemen sammelt.
Programmieren kann leider längst nicht jeder der Informatik studiert hat. Ich hatte genügend Kommilitonen, die sich eher durchgemogelt haben bei den Programmierklausuren. Wer aber eine (duale, nicht rein schulische) Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung gemacht hat, tut dies in der Regel in einem Betrieb der ihm das Programmieren von der Pieke auf beibringt. Die Jungs machen den ganzen Tag nichts anderes als Programmieren. Wenn es ums reine Coden geht, traue ich den Jungs mehr zu als jedem Uni Absolventen. Und auch diese Leute bilden sich in der Regel fort und können später Positionen wie Software Engineer / Architect oder Product Manager bekleiden.
Ein Studium ist im Informatikbereich nach wie vor ein Türöffner der dich höher einsteigen lässt, aber deswegen hat ein Absolvent noch lange nicht mehr drauf als ein Geselle. Im Gegenteil habe ich häufig eher die Erfahrung gemacht, dass Absolventen erst nach 6 - 12 Monaten wirklich einsatzfähig sind. Davor sind sie im Normalfall Hohlschwätzer mit Diplom (Master).
Ich selbst bin sowohl ausgebildeter Fachinformatiker (Systemintegration) als auch studierter Informatiker (M.Sc. in Computer Science). Ich kenne daher beide Ausbildungswege und kann vergleichen.
Darüberhinaus habe ich einige Jahre in einem Systemhaus, einige Jahres als IT Berater und einige Jahre im Konzern gearbeitet. Bin also etwas rumgekommen. Ein Unternehmen wo Informatikabsolventen 100k und mehr zum Einstieg bekommen ist mir allerdings noch nicht untergekommen. Es sei denn wir reden hier von australischen Dollar.
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