"Ich finde es erschreckend Beiträge bezüglich Einstiegsgehältern in verschiedenen WiWi Branchen zu lesen."
Was findest Du daran erschreckend? Die Menschen wollen wissen, was sie in welcher Branche verdienen. Ob das der richtige Ansatz für die berufliche Entscheidung ist, können wir lange ausdiskutieren. Aber dass in einem solchen Forum die Gehaltsfrage gestellt wird, sollte doch niemanden überraschen.
Mich nerven lediglich die albernen Abkürzungen mit "K" statt ".000 EUR". Das ist so dermaßen 90er Jahre, aber so redet man wohl heute miteinander.
"Noch erschreckender finde ich es, dass hier "Arbeiter" von manchen Usern als minderwertig angesehen werden bzw. es zumindest so rüber kommt."
Mir ist noch kein Thread begegnet, in dem das explizit so gesagt wird. Im Gegenteil: Die meisten hier blicken neidisch auf das Lebens- und Verdienstmodell der werktätigen Schicht, da man ja inzwischen nicht mehr in Gehältern denkt, sondern in Stundenlöhnen (als ob ich mir davon direkt etwas kaufen könnte). "Work-Life-Balance" ist doch das neue Modewort geworden, auch wenn viele in der "Life"-Zeit gar nichts Sinnvolles tun (Kunst, Musik, Literatur, Handwerk, Museum etc.), sondern nur irgendwo herumlungern.
"Sollte ein Akademiker nicht auch Sozialkompetenz haben?"
Warum gerade der Akademiker und woher soll diese Sozialkompetenz kommen? Von der Zeit im Hörsaal? Der Akademiker hat nicht mehr und nicht weniger Sozialkompetenz als andere Menschen.
"Würde er sowas besitzen, dann käme er nichtmal ansatzweise auf die Idee überhaupt solch eine Abstufung auf diesem Niveau zu machen. Hat das doch nicht auch mit Führunkskompetenz zu tun?"
Nein, mit Führungskompetenz hat das so gut wie gar nichts zu tun.
"Ich glaube vielen Studienanfägern und Studenten selbst geht es in erster Linie gar nicht um ihre Arbeit, um den Spaß daran, um die Entfaltung der Persönlichkeit und des persönlichen Könnens."
Stimmt, aber das wundert mich auch nicht, da die meisten Studenten doch gar nicht konkret wissen, wie ihr beruflicher Alltag überhaupt aussehen wird und aussehen könnte.
"Warum wird das Gehalt immer in den Vordergrund gestellt?"
Weil das aus Studentensicht die einzige Messgröße ist, an der man den Erfolg des eigenen Studiums messen zu können glaubt. Wer viel verdient, hat gut studiert. Nun, inzwischen wohl auch die "Work-Life-Balance", aber dann müssten wir alle freiwillig arbeitslos werden.
"Zählt es nicht mehr sich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln anstatt möglichst viel Geld abzusahnen?"
Wieso "nicht mehr"? Den Begriff "Selbstverwirklichung" gibt es doch im beruflichen Zusammenhang noch gar nicht so lange. Früher ging es ums Geldverdienen. Heute wird von vielen Arbeitnehmern viel mehr die "Sinnfrage" gestellt. Der Trend ist diametral zu Deiner Unterstellung.
"Ist es nicht mehr Wert, sich mit Leuten auf gleicher Ebene zu unterhalten egal ob der Gesprächspartner ein Unistudium absolivert hat oder nicht."
Kann ich nicht pauschal sagen. Ich glaube aber nicht, dass ein signifikanter Anteil hier im Forum diese Frage mit "Nein" beantworten würde.
"Ich finde das schlimm und finde sowas wirft ein ziemlich schlechtes Licht auf Studenten."
Vielleicht ist dieses Licht aber auch nur Deine eigene Projektion.
"Bezüglich Antworten auf Fragen ob eine bestimmte Gehaltshöhe ausreicht: Was machnche wohl für einen ausschweifenden Lebensstil haben (Malediven, Z4, am besten noch geleast) finde ich echt krass."
Ja, ich auch. Ich kann Dich aber vorwarnen: Das wird viel schlimmer, wenn Du mal im Berufsleben stehst und Kollegen hast, die wirklich Geld verdienen (anstatt nur davon zu träumen). Mein Tipp für Dich: Lerne, damit zu leben, dass andere Menschen einen anderen Lebensstil haben als Du.
"Lernt man im Wirtschaftsstudium nicht das man das Geld nicht raushaut sondern sinnvoll investiert oder spart?"
Nein, das lernt man nicht. Im Gegenteil: Man lernt die "Nutzentheorie", deren Anwendung sich dann wohl in der rudimentären studentischen (unreflektierten) Vorstellung von der "Work-Life-Balance" wiederfindet.
"Ich schreibe das nur weil es zahlreiche Studienanfänger (einschl. mich, Wirtschaftsabiturient) gibt, die so ziemlich falsche Illusionen in den Kopf bekommen."
Sieh es mal so: Auch Menschen, die Gutes tun, werden oft von den primitivsten Motiven getrieben: Geld, Status, Macht, Ansehen, Rechthaben, Langeweile, Narzissmus, Steuernsparen, bestimmten Leuten schaden etc. Entscheidend ist, was hinten herauskommt. Wenn jemand von der Vorstellung, mal megaviel Geld zu verdienen, zu einem sehr guten und zügigen Studium getrieben wird, so hat er hinterher vielleicht ein schiefes Weltbild, aber immer noch ein sehr gutes und zügiges Studium.
antworten