WiWi Gast schrieb am 23.05.2023:
Wenn Du mit der Begründung, Du hättest zu viele Fragen gestellt, abgelehnt wurdest, kannst Du zufrieden sein, nicht bei diesem Konzern zu arbeiten. Ich weiß natürlich nicht, was für Fragen du gestellt hast (ob es u. U. unangemessene Fragen waren), aber es ist doch wohl offensichtlich, dass man als Bewerber gewisse Fragen hat, die man beantwortet haben will (insb. welche Aufgaben auf einen warten).
Der Konzern hat zentrale Funktionen in zwei relativ weit voneinander entfernten Städten. Es wurden zwei Steuerrefenten (StB "von Vorteil") für meine Stadt gesucht. Jetzt muss man aber wissen, dass die Konzern-Zentrale in der anderen Stadt liegt, in der ich nicht wohne. Und die Steuerabteilung ist mehrheitlich auch in der anderen Stadt angesiedelt. Jetzt hätte ich natürlich gerne gewusst, wie oft ich z. B. für Besprechungen in die andere Stadt fahren muss. Das wären dann schon mehrere Stunden Fahrt gewesen. Das wollte man mir aber nicht beantworten. Die Antwort war nur ein leicht verärgertes "so oft wie nötig".
In Bezug auf die Tätigkeiten hat sich für mich, der nur mit KMUs zu tun hat, auch kein klares Bild ergeben. Der Chef der Steuerabteilung hat im Bewerbungsgespräch speziell nur nach meinen Kenntnissen mit dem E-Bilanz-Assistenten von Datev gefragt. Mehr habe ich aus ihm nicht herausbekommen. Ich dachte, dass ich dann vielleicht nur die ganze Zeit SAP-Konten auf die Steuerbilanz überleiten soll. Das würde ich langweilig und einseitig finden (was ich aber natürlich nicht geäußert habe). Die beiden Herren aus der Personalabteilung haben sich dann wiederum voll auf Rollenspiele eingeschossen. Die wollten wissen, wie ich mit der Situation umgehen würde, wenn ein Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft meinem steuerlichen Rat nicht Folge leisten wollte. Da ich keine Ahnung habe, wie die Zuständigkeiten und Kompetenzen in einem Großunternehmen geregelt sind, bin ich da ziemlich im Dunkeln getappt bei den Rollenspielen. Man meinte dann zur Auflösung nur, dass die Geschäftsführer bei den Tochtergesellschaften tendenziell viel Entscheidungsspielraum haben und dass sich Mitarbeiter aus "strenger" geführten Konzernen in dieser Situation oft schwer tun. Naja, habe zwar mit KMUs zu tun, die oft auch schwierig sind. Bin aber nicht leitend tätig. Wenn also ein GF beratungsresistent ist, bin ich da wohl auch nicht der Richtige.
Bei der telefonischen Absage durch den Personaler hieß es dann nur, dass sie jemanden gefunden hätten, der eben nicht so viele Fragen gestellt hat und bei dem alles "kein Problem" war. Mir kam es so vor, als haben die jemanden gesucht, der einfach nur so schnell wie möglich weg aus seiner Beratungsgesellschaft wollte. Ich hatte das Vorstellungsgespräch damals aus Neugier von einem Personalvermittler vermittelt bekommen. Ich war gar nicht unzufrieden auf meiner Stelle damals. Die Absage war mir daher egal, ich fand es aber komisch. Wobei ich gerade im Steuerbereich viele komische Vorstellungsgespräche erlebt habe. Es ist kein Problem etwas zu finden, aber man ist meistens entweder super kritisch mir gegenüber eingestellt oder man will mich unbedingt und stellt gar keine kritischen Fragen. Beide Situationen finde ich nicht optimal zum Kennenlernen eines neuen Arbeitgebers.
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