WiWi Gast schrieb am 13.02.2021:
Aber würde das denn tatsächlich auch meine sprechskills verbessern?
M. E.: Ja! Du erweiterst so deinen Wortschatz, vorausgesetzt natürlich, dass du auch wirklich diszipliniert nachschlägst und dir dann die abgespeicherten / aufgeschriebenen Wörter im weiteren Verlauf tatsächlich nochmal ansiehst und lernst/merkst. Wenn du dir bloß Serien anschaust und ein neues Wort hörst, dann übergehst du dieses i. d. R. einfach, weil du dir den Sinn auch so erschließen kannst, weil es dir nicht so wichtig erscheint, und du dich damit zufriedengibst, den Satz eben nicht verstanden zu haben, oder weil die Übersetzung ja eh in den Untertiteln angezeigt wurde und dir somit kurzfristig bekannt ist. Das Tempo in Serien ist viel zu hoch und du bist zu passiv. Das sind keine guten Lernvoraussetzungen, das Vokabular bleibt nicht hängen.
Außerdem hast du, wenn du den Satz vor dir siehst, im Buch/in der Zeitung, viel mehr Zeit dafür, seine Struktur bewusst und unterbewusst aufzuschlüsseln. Du setzt dich intensiver mit ihm auseinander und verbesserst so dein Sprachgefühl (i. S. v.: "Das hört sich richtig/nicht richtig an!").
Es empfiehlt sich zudem, dass du dich den grammatikalischen Basics nochmal annimmst, oder zumindest nachschlägst/googlest, wann immer eine Frage dazu aufkommt oder eine Unsicherheit besteht.
Wichtig ist dabei, dass du nicht nachlässig wirst und schlamperst, weil du ja "das große Ganze" auch so verstehst und dieses und jenes Wort als "nicht so wichtig" erachtest. Gerade am Anfang kann es sehr nervtötend und zeitraubend sein, einen eigentlich kurzen Text durchzuarbeiten. Aber das bessert sich schnell, da sich dein Wortschatz besonders in der ersten Zeit rapide vergrößert. Die Lernkurve ist in den meisten Fällen überraschend steil.
Zuletzt, ein weiterer wichtiger Grund, weswegen ich dem Lernen durch und mit Serien kritisch gegenüberstehe: Slang. Ich kenne viele, auch in meinem Freundeskreis, die gerade das als Vorteil verstehen. Dass man so ja direkt die umgangssprachliche Verwendung lernt. Und das ist m. E. falsch und ein z. T. fataler Fehler. Slang widerspricht oftmals den grammatikalischen und sprachlichen Regeln, ist schlicht und ergreifend (bewusst) falsch.
Ein Bsp.: "It do be" – wenn sich das nun jemand aneignet, der der englischen Sprache noch nicht ausreichend mächtig ist, der nicht versteht, dass das so eigentlich inkorrekt ist, oder der nicht wenigstens klar benennen kann, was genau daran falsch ist, warum und wie es richtig hieße, dann ist das hinsichtlich seiner eigenen Sprachkompetenz eher behindernd als hilfreich. Von Slang kann man dann Gebrauch machen, ihn dann erlernen, wenn man das förmliche "Schulenglisch" absolut drauf hat. Es gibt einen guten Grund, weswegen er in Schulen nicht unterrichtet wird.
Ich würde mich vom verständnis als B1 einstufen, und sprachlich A1. Könnte ich in einem Jahr mit Mandanten englische Gespräche führen ?
Wenn du die Tipps befolgst: natürlich! Zumal auch hier gilt, learning by doing. Sprich, so oft und so viel es geht, und wenn sich dir die Gelegenheit bietet, dich mit Muttersprachlern zu unterhalten, dann solltest du sie unbedingt ergreifen. Und auch, wenn es sich dabei um geschäftliche Kontakte handelt: Die allermeisten US-Amerikaner sind sehr geduldig und hilfsbereit, wenn es um die englische Sprache geht. Zwar halten wir uns oft für den Nabel der Welt, aber in solchen Momenten wird uns doch unsere eigene Unzulänglichkeit bewusst, denn wir sprechen i. d. R. nur Englisch und sind zu 100% darauf angewiesen, dass unser Gegenüber diese (für ihn) Fremdsprache beherrscht.
Als wir nach Deutschland kamen, da war ich sechs, sprach keiner von uns auch nur ein Wort Deutsch. Da fühlt man sich gewissermaßen ausgeliefert, in einem Land, dessen Sprache man nicht spricht, und ist wirklich dankbar für jeden Fetzen Englisch, den der Andere kann. Bitte ruhig auch darum, langsamer zu sprechen, etwas nochmal zu wiederholen oder umschreibe selbst, was du sagen möchtest, wenn dir die richtigen Wörter fehlen. Keine falsche Scheu und Scham.
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