Gerne wird auch vernachlässigt, dass die Zeiten im Konzern sich einfach geändert haben. Hier und da springen immer noch Referenten mit 100k+ rum aber das ist lange kein Selbstläufer mehr. Dazu kommt, dass nahezu jeder Konzern seien Gehaltsstrukturen immer weiter anpasst. Garantieboni und saftige AV- Regelungen gibt es schon längst nicht mehr in dem Umfang wie früher.
Für richtig gutes Gehalt muss man auch im Konzern Gas geben und einfach einen Förderer/Mentor bekommen, um schnell aufzusteigen. Hier sind viele naive Studies, die annehmen, dass das relativ einfach ist. Aber „Right Time - right Place“ spielt auch dort eine Riesenrolle. Ich bin von einer Big4 nach zwei Jahren in einen Dax30 Automotive gewechselt und klar, dass Gehalt und die WL sind top, aber ich bin immer wieder von den starren Strukturen und der Politik schockiert und bereue meinen Wechsel manchmal.
Bei den Big4 gibt es den Vorteil, dass man relativ (!) fair aufsteigt und einen vorgezeichneten Pfad hat. Auch hier spielen Politik und Förderer eine Rolle, aber die Transparenz ist höher und die Prozesse ganz klar fairer. Bei meiner Big4 gab es zudem ein sehr gut funktionierendes Überstundensystem, sodass ich mir im 2. Jahr sogar knapp 10k habe ausbezahlen lassen.
Am Ende muss man abwägen, worauf man in den ersten Berufsjahren Lust hat. Die Lernkurve in den ersten Jahren bei den Big4 ist enorm und die Dynamik einfach erfrischend. Bei einem großen Konzern ist man eher in einem statischen Umfeld mit höherem Einstiegsgehalt und einer ruhigeren Woche. Natürlich kann man auch dort Gas geben, aber man wird in vielen Bereichen immer gegen die Strukturen kämpfen. Für viele ist dax30 daher sicherlich attraktiver, aber ich bin froh, in meinen Jungen Jahren diesen dynamischen Lebensstil gehabt zu haben und das, ohne mich totzuarbeiten.
Ergänzend dazu fällt mir hier immer mehr auf, dass in diesem Forum die Selektivität jeglicher unternehmen stark unterschätzt wird. Hier denken alle, mit einer 1, im Master und paar Praktika plus Ausland ist der Rest ein Selbstläufer. Vergesst es! Auch in den Big4 herrschen teilweise hohe Einstiegshürden. Bei mir im TAS/DA gab es genug Kollegen, die nach diesem Forum ja locker zu einer IB/UB oder Dax30 hätten gehen können. Aber so einfach ist es nicht, besonders für T1-2 Ub. Ich wurde damals nur bei 2en eingeladen und hatte am Ende ein offer. Das war Glück und einfach mein Tag. Bei der Ub habe ich genau 2 Monate gearbeitet und gekündigt. War auch Richtung Transaktionen & RS.
Bei Dax30 hatte ich auch mehrere AC‘s aber habe am Ende nur eins bis zum Ende und mit Angebot geschafft.
Bei den Big4 wurde ich bei 2 von 4 für das Traineeprogramm letzen Endes auch abgelehnt. Bei einer bin ich dann letzten Endes für 2 Jahre gelandet. Hatte im ersten Jahr knapp 60k mit Bonus und Überstunden und war echt total zufrieden. Cooles Programm mit Rotationen usw.
Letzten Endes habe ich aber nach Forum auch einen guten CV, aber das hat mittlerweile jeder 2., der sich für die guten stellen - was auch die Big4 einschließt - bewirbt. Meine These dahinter ist, dass sich viele Mittelmaß Absolventen bis auf Dax30 meistens gar nicht groß auf die Big4 & IB/UB stellen bewerben, wegen mangelndem Interesse oder what ever. Wenn man dann eingeladen wird, ist die Peer einfach immer stark, weil alle unternehmen die besten wollen. Und bei UB wird man meistens selbst bei top Noten schon nicht mal eingeladen. Von daher, unterschätzt nicht die Selektivität der Unternehmen und auch nicht den Ruf der Big4. Letztere haben überall auf der Welt ein ziemlich gutes Standing und bieten echt tolle Möglichkeiten.
WiWi Gast schrieb am 29.04.2018:
Das ist so nicht unbedingt richtig; Wenn man sich manche Profile von Leuten, die in den DAX30 eingestiegen sind, ansieht, merkt man schnell, dass bei den big4 es durchaus sein kann, dass die Profile stärker sind. In Konzernen gibt es weniger Stellen und diese werden durch connections besetzt. Manche top performer entscheiden sich für Beratung und zielen nicht unbedingt auf Strategieberatung ab. Es gibt auch bei den big4 einige stark spezialisierte Teams mit top know-how, besonders in financial services. Ich hatte einige Praktika in dax30 und keins hat mich wirklich fachlich beeindruckt, da viele Sacharbeitertätigkeiten vorhanden waren und auch die 9 to 5 Denkweise muss man mögen. Des Weiteren läuft alles sehr langsam und monoton ab. Die Unterschiede in der Bezahlung stimmen, allerdings muss jeder für sich entscheiden, welche Kriterien bei der Jobauswahl für ihn persönlich wichtig sind. Im Consulting habe ich sehr viele smarte und motivierte Kollegen getroffen.
DAX 30 ist Wunschexit, weil viele nach einiger Zeit nicht mehr reisen wollen bzw. auch ihre Arbeitsstundenanzahl reduzieren wollen.
WiWi Gast schrieb am 29.04.2018:
Wer sagt denn das man bei DAX 30 leicht reinkommt (als WiWi)? Natürlich ist der Auswahlprozess härter als bei den BIG4, da letztere im Grunde ebenso große Konzerne sind aber aufgrund ihrer Fluktuation und Fokussierung (Audit/Advisory/TAX) jedes Jahr mehrere Tausend Leute mit WiWi-Background einstellen müssen.
Entsprechend sind die durchschnittlichen Profile bei BIG4 aber eben auch deutlich schlechter, somit ist eine geringere Bezahlung nur logisch. Deswegen ist DAX30 ja auch der Wunsch-Exit (fast) aller BIG4ler und nicht umgekehrt.
Fazit daher: Man muss schon ziemlich masochisitsch veranlagt sein, wenn man trotz DAX30-Angebot zu BIG4 geht. Stare Konzernstrukturen haben beide, mit Glück siehst du bei den BIG4 vielleicht 1,2 Branchen mehr, hast dafür aber auch deutlich schwächere Peers und letztendlich bezahlen die einen halt ab 60k für 35h/Woche, die anderen dagegen max. 50k für 45h/Woche.
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