Ich glaube, wir meinen irgendwie dasselbe. Ich kann zumindest jeden Deiner Sätze unterschreiben, habe aber auch nicht das Gefühl, dass meine Beschreibung ihnen explizit widersprochen hätte.
Die Frage des Eröffners war: "Wer von euch hatte bereits zum Berufseinstieg geplant, nach 3-5 Jahren dort zu landen wo er letztendlich auch tatsächlich gelandet ist?" Meine Antwort ist: Teils ja, teils nein. Einige Aspekte der ersten Berufsjahre habe ich genau so ablaufen lassen, wie ich das wollte. Andere wurden völlig anders. Wenn ich unerwartete Optionen nicht wahrgenommen hätte, hätte ich einiges heute nicht erreicht. Wenn ich bestimmte (langfristige) Ziele nicht verfolgt hätte, hätte ich in einigen Situationen nicht durchgehalten.
Als Fazit aus meiner eigenen Erfahrung halte ich es für möglich, bestimmte (einzelne) Ziele zu erreichen, wenn man andere ihnen unterordnet. Viele hier im Forum z.B. wollen unbedingt "aufsteigen", aber natürlich auf gar keinen Fall viel arbeiten und auch nicht abends und am Wochenende erst recht nicht. Könnte schwierig werden. Das eine Ziel ist zwar da, die Unterordnung der anderen Ziele findet aber nicht statt. Ich halte das Ziel "aufsteigen" deshalb für eine Fata Morgana. Man sollte die ersten Berufsjahre deshalb so gestalten, dass man das Ziel noch erreichen kann (Aufstieg), aber nicht alles andere prinzipiell ausblenden (z.B. einen attraktiven, gut bezahlten Job, der zwar kein direkter Aufstieg ist, aber dafür eine exzellente Work-Life-Balance bietet).
"Ich fände es ein absolut falsches Statement, wenn du vermitteln willst, dass Karriere nichts mit guter Arbeit zu tun hat."
Ich hoffe nicht, dass ich das vermittelt habe - es wäre absolut das Gegenteil von dem, was ich vermitteln möchte. Ich stelle aber inzwischen bei vielen Berufseinsteigern fest, dass sie die klaren Messlatten "gut" und "schlecht" aus dem Studium im Berufsleben erfolglos wiederfinden wollen. Es gibt sie aber nicht. Zumindest dann nicht, wenn Du in einem Bereich mit konkurrierenden Zielen arbeitest. Klar, in irgend einer Versicherungsvertriebs- oder Beratungsklitsche kannst Du sagen: Kunde zahlt, Arbeit war gut. Wenn Du aber in einem Unternehmen langfristig wirkende Entscheidungen (!) triffst, dann gibt es nicht für jede Entscheidung sofortiges Feedback. Eine solche Umgebung erfordert ein eigenes Gefühl dafür, was richtig ist und was falsch. Viele Berufseinsteiger haben das nicht.
"Also wir haben eine Menge Berufseinsteiger und von allen wird am Anfang erst mal verlangt, dass sie die zugeteilten Aufgaben ordentlich bewältigen."
Ich unterstelle, dass die Grundmotivation zur Bewältigung der zugeteilten Aufgaben vorhanden ist.
Um auf den Threadersteller zurückzukommen: "Ich mache mir gerade evtl. zuviele Gedanken darüber, wie es bei mir in 3-5 Jahren aussieht, wenn ich diese oder jene Stelle annehme." Ich würde ihm raten, sich nur solche Gedanken zu machen, die seine Arbeitsmotivation, Entscheidungsfreude und Offenheit aufrecht erhalten. Wenn der Gedanke an die Zukunft in 5 Jahren ihn motiviert, ist er gut. Wenn er ihn ängstigt, ist er schlecht.
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