Hallo zusammen,
nachdem ich die Beiträge hier gelesen habe, brennt mir so einiges auf der Zunge.
Zu mir selbst:
Ich habe Wirtschaftsingenieurwesen als Kooperationsstudiengang zwischen zwei FHs (einer technischen und eine wirtschaftlichen) studiert und direkt im Anschluss den Master im selben Fach an einer anderen FH angefangen (Masterarbeit geht jetzt los).
Mich hat in erster Linie der so oft gepriesene Praxisbezug der Hochschulen zu einem Studium dort beworben und dies hat sich bei mir auch mehr als bewahrheitet. Nach meinem Masterabschluss kann ich bereits 2 Jahre Berufserfahrung vorweisen (1 Praxissemester, 2 Abschlussarbeiten im Unternehmen und 1 Semester Werkstudententätigkeit).
Ich versuche jetzt meine weiteren Aussagen so objektiv wie möglich zu formulieren (werde ich aber wahrscheinlich nicht schaffen), nichtsdestotrotz beruhen diese natürlich auf meinen eigenen Erfahrungen und sind nicht zu verallgemeinern.
In meinem Bekannten- und Freundeskreis gibt es ebenso viele Universitäts- wie Fachhochschulstudenten, daher habe ich einen sehr guten Einblick in die Unterschiede.
Vom fachlichen her kann ich relativ wenig sagen, da ich größtenteils nur die eine Seite kenne. Von den Prüfungsleistungen her kann ich nur sagen, dass diese an den Universitäten sicherlich je Fach umfangreicher und tiefer verlangt werden, als an den Fachhochschulen. Allerdings muss man an dieser Stelle auch mal die Uni Studenten von ihrem hohen Ross holen, dass es an den Hochschulen viel einfacher sei, da im Gegenzug an den Hochschulen viel mehr Stoff in kurzer Zeit abgefragt wird. Als Paradebeispiel nenne ich hier mein 2. Semester, indem in zwei Wochen 14 Fächer abgeprüft wurden (bei modularem Aufbau wie bei mir teilweise bis zu drei an einem Tag hintereinander) und in einem Fach wie Wirtschaftsingenieurwesen beispielsweise an einem Tag Ökonomie und am nächsten Ingenieurgrundlagen abgefragt wurden. Diesen Stress und Druck kennen die wenigsten Universitätsstudenten, die immer nur einzelne Prüfungen schreiben und dazwischen oft sehr viel Zeit liegt.
Aus meiner Erfahrung mit vielen Leuten aus beiden Systemen kann ich jedoch eines mit Sicherheit sagen und das sage ich wirklich aus Erfahrung und nicht weil ich selber FH Student bin:
Fachhochschulstudenten sind (IN DER REGEL) viel zielstrebiger, ziehen ihr Studium kaum unnötig in die Länge und bringen nach dem Abschluss viel mehr Berufserfahrung mit als Universitätsstudenten.
Alle meiner Freunde und Bekannten an Fachhochschulen bringen nach dem Master mindestens 1,5 Jahre Berufserfahrung durch verschiedene Praktika und praktischen Abschlussarbeiten mit und kaum einer hat mehr wie ein Semester länger studiert. Bei den Universitätsstudenten ist es meistens schon viel, wenn sie mal irgendwo ein 8-wöchiges Pflichtpraktikum durchlaufen haben. Abschlussarbeiten in Unternehmen liegen den Meisten ebenso fern (und in einer 40-seitigen theoretischen Bachelorarbeit sehe ich keinen sonderlich großen akademischen Anspruch, das war bei mir eine größere Studienarbeit) und 13 Semester für den Master sind auch keine Seltenheit. Ich musste außerdem feststellen, dass einige im Master nicht einmal Power Point richtig bedienen können, geschweige denn jemals eine Bewerbung geschrieben haben. Kurz gesagt: Wenn diese Akademiker auf den Markt geworfen werden, haben sie bisher nur die Universität von innen gesehen und absolut keinen blassen Schimmer von der Realität in der Wirtschaft.
Nun ist die Frage ob einem dieser akademische Vorsprung von Universitätsstudenten (den ich persönlich nicht unbedingt sehe, da einem bspw. Höhere Mathematik 3 in der Praxis wenig bringen wird) wichtiger ist, als jemanden zu haben, der schon mehrere Jahre in der Industrie gearbeitet hat, sich mehrmals dort bewiesen hat und sich auskennt (Lebenserfahrung ist hierbei auch ein Stichwort, wenn man 10 Semester oder mehr nur an der Universität verbringt fehlts dabei meiner Meinung nach auch etwas).
Für mich ist die Frage klar, aber das wird nicht jeder so sehen.
Ich freue mich trotzdem auf Kontra ;-)
Gruß,
WingMa
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