um mal wieder zur ausgangsfrage zurückzukommen. ich bin selbst auch mintler (mathe/physik/info) und kann den TE sehr gut verstehen. gut dass du dich schon so früh mit dieser "problematik" auseinandersetzt. ich habe sehr euphorisch studiert - ich dachte am anfang des studiums dass man, gute noten vorausgesetzt, einen hochbezahlten job in der konzernforschung eines dax-unternehmens bekäme und karriere bei guter leistung schon von selbst käme. MINT wäre doch anscheinend so gefragt in deutschland. bei meinen ersten bewerbungen und jobs (wohlgemerekt war mein lebenslauf nicht top, aber meine abschlussnote war 1,0 und ich hatte praktische erfahrung in der softwareentwicklung) habe ich jedoch gemerkt, dass
1) die jobs die mich fachlich interessieren sind meist mies bezahlt (fachliche tätigkeiten) oder es bewerben sich herrscharen von promovierten mintlern auf die stellen.
2) Wenn es hochbezahlte stellen in forschungsabteilungen gibt, dann sind die in etwa so umkämpft wie medizinstudienplätze wobei hier 'hoch bezahlt' meint, dass man in etwa die hälfte von dem verdient was ein jurist mit vergleichbarem lebenslauf bekäme (140k).
3) mit großer wahrschienlichkeit wirst du in irgendeinem langweiligen IT-consulting job landen der mittelmäßig bezahlt ist und völlig unterfordernd ist.
4) große deutsche firmen wollen kein geld für entwicklung und forschung ausgeben sondern sparen sparen sparen ist angesagt - für prozesse, schnappsideen der führungsebene und externe berater ist aber immer geld da...
5) als mintler in einem daxkonzern verbringt man den großteil der zeit in sinnlosen meetings
6) wer geld verdienen will muss führungsverantwortung übernehmen
7) wer führungsverantwortung übernehmen will braucht beziehungen - es geht deutlich mehr um politik und wer wen kennt, als um leistung.
8) das wissen und das können des einzelnen mintlers gilt als austauschbar und wird nicht wertgeschätzt (zeigt sich an den relativ niedrigen gehältern in der fachkarriere und an den relativ stupiden jobs für mintler).
das ist natürlich ein krasser gegensatz zu den tätigkeiten als arzt, die tatsächlich herausfordernd sindund wo man neben der arbeit noch forschung macht. dabei bietet der arztberuf einen klar vorgezeichneten karrierepfad. fängt ein abiturient heute ein medizinstudium an, weiß er mit 95% wahrscheinlichkeit, dass er das studium auch beendet (niedrige durchfallquote) und mal über 100k im jahr zukunfsequivalent verdienen wird.
wenn du mit dem gleichen abi heute e-technik oder physik am KIT anfängst, fliegst du zu 60 % aus dem studium. die wahrscheinlichkeit dass du ausserdem regelzeit, pratika, ausland und gute noten schaffst würde ich als <10% bezeichnen. und selbst wenn das der fall ist landest du mit einem top 30% KIT abschluss immernoch nicht unbedingt bei VW sondern evtl erstmal beim dienstleister für <55k einstiegsgehalt und bewirbst dich auf die gleichen jobs wie der FH-studie, der vielleicht in seinem studium schon ein praktika im wunschunternehmen gemacht hat, weil er mehr zeit hatte als du.
mit einem top 30% jura abschluss (zwei mal 8 punkte) kann man schon zu einer kanzlei die 100k zum einstieg zahlt. das verdient ein großteil der uni-ingenieure nie.
jetzt werden wieder leute kommen, die sagen "ja als arzt und jurist arbeitet man aber auch mehr" - ja das mag im mittel sein, aber der fakt ist eben, dass es keine fachlichen highperformerjobs mehr für MINTler in deutschland gibt, in denen man viel verdient und viel arbeitet und einer anspruchsvolle tätigkeit nachgeht.
antworten