"welche bwl vertiefung wird am wenigsten von äußeren faktoren beeinflusst ? damit meine ich, was man wählen sollte, wenn man nicht besonders am aktuellen politischen/wirtschaftlichen geschehen interessiert ist und auch nicht von natur aus die große wirtschaftliche ader hat."
Lass dich von den bisherigen Antworten nicht verunsichern. Die Betriebswirtschaftslehre als Studienfach ist zunächst mal eine große Ansammlung von Theorien, Erklärungen und wirtschaftswissenschaftlichen Modellen. Du kannst dich in viele Fächer sehr tief einbringen und sehr erfolgreich sein, ohne ein einziges Mal in den Wirtschaftsteil der Wochenzeitung zu schauen. Dort steht nämlich im Gegensatz zur wissenschaftlichen Theorie lediglich die wissenschaftlich recht uninteressante, unaufregende Praxis. "Börse geht rauf", "Firma A kauft Firma B", "Steuerschlupfloch entdeckt" und "Telekommunikation verändert das Arbeitsleben". Diese Dinge müssen Dich nicht interessieren, Du kannst trotzdem ein guter BWLer sein.
Die Frage ist zunächst mal, auf welche Weise Du eigentlich erfolgreich sein willst. Geht es Dir um eine langfristige Perspektive in der Wissenschaft oder in der Praxis? Willst Du mal Professor werden oder ein guter Arbeitnehmer mit Verantwortung? Zwei vollkommen unterschiedliche Richtungen.
Für Erfolg in den ersten Berufsjahren zählen vor allem gute Noten (für einen guten Einstieg), Auffassungsgabe für Abläufe, Aufgaben und Regeln (damit Du Deine Arbeit hinbekommst), ein Geschick im Umgang mit Menschen (damit der Chef dich mag) und eine gehörige Portion Egoismus (damit Du Deine Karriere nicht aus den Augen lässt). Das große Ganze kann Dir in den ersten Berufsjahren recht egal sein, das bricht Dein Arbeitgeber sowieso für Dich in verständliche Häppchen. Wenn Du erstmal ein paar Monate arbeitest, wirst Du dich für bestimmte Fragestellungen der Wirtschaft ganz von alleine interessieren! Wenn Du mit Schiffen zu tun hast, liest Du irgendwann die Nachrichten über Schiffe. Wenn Du in der Luftfahrt arbeitest, wirst Du irgendwann ein Experte in Luftfahrtfragen. BWL hat viel mehr Aspekte, als in der Zeitung steht.
Im Grunde hast Du dir eine ganz wichtige Antwort bereits selbst gegeben:
"in welcher vertiefung trainiert man sich am ehesten unabhängiges fachwissen an, mit dem man immer arbeiten kann, ohne dass man das große ganze drumherum jederzeit im blick haben muss."
Du brauchst Fachwissen. Fachwissen geht in die Tiefe. Wer SAP gut beherrscht, wird von demjenigen geschlagen, der SAP noch besser beherrscht. Wenn Du derjenige bist, wirst Du ab einem bestimmten Punkt selbst merken, ob Du noch weiter in die Tiefe willst oder doch lieber in die Breite. Dieser Instinkt kommt von selbst.
"bei controlling oder finance in hoher position muss man doch wahrscheinlich immer die aktuelle marktentwicklung etc. im blick behalten"
Die meisten Finanzer und Controller beherrschen vor allem ihre Controllingsysteme, die Schnittstellen zu den wichtigsten Bereichen, die Fallstricke in der Logik ihrer Zahlen und die relevanten Ressourcen und Schlüsselpersonen. Von Märkten haben die teilweise überhaupt keinen Schimmer. Macht auch nichts, das bereiten ihnen die Mitarbeiter verständlich auf. Oder sie entwickeln hat eine Kennzahl dafür.
"während man in steuern vllt immer nur den vorliegenden fall nach bestimmten gesetzgebungen bearbeiten muss (ist jetzt einfach nur eine unbegründete these, aber ich hoffe, ihr versteht, was ich damit meine) ?"
Mach dich doch nicht kleiner, als Du bist. Du scheinst von diesen Fächern nicht wirklich viel Ahnung zu haben, aber jetzt schon zu wissen, dass Du dir auch keine richtige Ahnung zutraust. Schade. Unbegründet!
Suche dir ein Fach, welches Dich anspricht. Ignoriere die Angst, das Fach nicht in seiner Gänze überblicken zu können. Das kann niemand vom ersten Tag an! Du kannst es aber mit den Jahren lernen und dabei selbst entscheiden, ob Du das große Ganze überhaupt willst oder ob Du Deinen Mehrwert nicht lieber in Detailfragen schaffen willst. Beides kann erfolgreich und lukrativ sein.
Darf ich fragen, wie alt Du bist und ob Du schon studierst?
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