Na dann hau ich auch mal ein paar Thesen raus.
1) Die Erstis hier in Hessen kommen gerade mit 18 oder 19 hier an und sind also mit 21/22 fertig mit dem Bachelor. Sorry aber, dass ind halbe Kinder und halbe Kinder sind nicht "formbar", wie es so schön heißt. Ich hätte mit 22 auch nicht gedacht, dass sich noch so viel tut, aber wenn ich jetzt (29) darauf zurück schaue... aber gut, das kann man sehen wie man will und Ausnahmen gibt's genug.
2) Die meisten Argumente hier, also dass das meiste eh on the job kommt stimmen zwar, allerdings nicht in der Schärfe. Dann könnte man auch sagen wozu einen Bachelor, fang direkt nach dem Abi an, der Rest kommt eh on the job. Damit bin ich bei
3) Das Studium ist keine Berufsausbildung. Wer es als solche sieht, soll eine Ausbildung zum Bankkaufmann machen. Für mich ist ein Akademiker -- vollkommen wurst welchen Abschluss er hat -- ein mensch der reflektiert und fundiert Stellung zu aktuellen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Themen nehmen kann, einen eigenen, gefestigten Standpunkt hat, sozial kompetent ist und sich in neue Themengebiete schnell einarbeiten kann. Alles andere ist zweitrangig. Die Kriterien sind mit einem längeren Studium, bei dem man vielleicht auch mal über den Tellerrand gesehen hat und mehr Lebenserfahrung hat, eher gegeben. Nicht zwingend, aber waherscheinlich. Das gesagt gilt nach meiner bescheidenen und befangenen Meinuntg insbesondere für Volkswirte.
PowerPointHero bei KPMG Mc Kinsey und Co kann jeder. Personal, Marketing, Controlling und Co...- wurst ob ich 3, 5 oder 12 Semester studiert habe. Ist natürlich überspitzt gesagt, bitte nicht ganz so ernst nehmen. Fakt ist aber doch, dass mir erst breites abstraktes Methodenwissen hilft, tatsächliche Probleme richtig einzuordnen.
Natürlich bringen mir irgendwelche Rocket-Science-Advanced-Macro-Models nichts, respektive dem AG. Aber wenn ich das gelernt habe, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich vorher mal das kleine VWL 1x1 mit Handelsbilanzen, Zahlungsbilanzen, Ungleichgewichten, Faktormobilität, Fiskalpolitik und Geldpolitik gelernt und verstanden habe recht hoch. Jedenfalls wenn es sich um einen guten Studiengang handelte. Die Qualität eines Studiums sollte sich daran bemessen ob der Student in der Lage ist sein spezifisches Fachwissen auf neue Zusammenhänge zu übertragen und den zu untersuchenden Gegenstand aus verschiedener Perspektive zu beleuchten. Klingt hochtrabend, ist aber so ;)
Volkswirtschaftliches Verständnis kann man nur sehr schwer "on the job" vermitteln. Jetzt kann man sagen "wo brauch ich das schon?". Aber selbst wenn man als Volkswirt im Risikomanagement ist, sind es diese Qualitäten, die einen Vw interessant machen,. Die Alternative ist ein Physik oder Mathenerd, der zwar ein toller number-cruncher ist, aber dem Verantwortlichen oder dem Kunden nicht inhaltlich und präzise erklären kann, was das genau bedeutet und wie die Zusammenhänge sind. Dass es an deutschen Universitäten -- im Gegensatz zu französischen -- daran mangelt, dass Volkswirte nicht mehr lernen zu schreiben sollte vor dem Hintergrund zu denken geben. Ein bachelor hat bei uns ein Seminar, wo die PowerPoint Präsi wichtiger ist als die Qualität der Seminararbeit und die Bachelorarbeit schreibt er dann mehr oder weniger unvorbereitet in sechs Wochen. Klasse. Und so jemand soll dann einem Kunden etwas kommunizieren oder einen Marktbericht schreiben oder oder oder.
Um aber zum Thema zurückzukommen. Meine Meinung: Wer zu einer UB, WP gehen will, braucht keinen Master. Das sind die Bachelor-Staubsauger die schnell durcherhitzen und genauso schnell wieder ausspucken.
Nicht unterschätzen würde ich aber: Ein Studium ist einfach eine geile Zeit! Das ist ein Stück weit Selbstwert. Wer es freilich nur als Berufsausbildung sieht, also als Mittel zum Zweck... der hat meiner Meinung nach -- und da bin ich entgegen des Zeitgeistes schlicht unnachgiebig -- an einer Uni nix verloren. Punktum.
Aber mit Selbstwert meine ich ganz banal auch: Leute ihr seit Anfang 20 -- macht Party! Arbeiten müsst ihr lang genug. Wenn ich mir vorstelle ich würde schon seit 6 Jahren regulär (kein Studi-Job-Gedöns) arbeiten...OMG. Ich hab jetzt zwei Jahre Berufserfahrung und erst mal eine mehrjährige Auszeit genommen und promoviere (der AG hats mit gemacht...)
So long
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