Klinische Psychotherapie (Psychotherapeut) vs. Wirtschaft ?
Hallo zusammen,
ich möchte mich gerne bei euch vorstellen und gleichzeitig um Rat fragen, da ich gerade an einem Wendepunkt in meinem Leben stehe und einige berufliche Entscheidungen treffen muss.
Zu mir:
Ich bin fast 30 Jahre alt und habe ursprünglich eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten gemacht. Derzeit befinde ich mich im Studium der klinischen Psychologie und Psychotherapie. Es handelt sich um den neuen Masterstudiengang, der bei Interesse mit einer Approbation abgeschlossen werden kann. Aktuell bin ich kinderlos, habe keine Frau und bin ungebunden, was mir eine gewisse Flexibilität in meiner Lebensgestaltung ermöglicht.
Während des Studiums habe ich hauptsächlich Nebenjobs im sozialen Bereich angenommen. Diese waren aufgrund der BAföG-Bestimmungen und der flexiblen Arbeitszeiten passend, da ich oft nachts arbeiten konnte. Leider war es wegen der BAföG-Beschränkungen schwierig, zusätzlich Erfahrungen in anderen Bereichen zu sammeln, was ich gerne getan hätte. Einige private Umstände haben dies ebenfalls erschwert.
Geplanter Karriereweg:
Eigentlich hatte ich geplant, den klinischen Weg weiterzuverfolgen: Nach dem Master die Weiterbildung zum Fachtherapeuten zu absolvieren, um abrechenbare Leistungen mit den Krankenkassen anbieten zu können. Anschließend wollte ich einen Kassensitz erwerben und in Vollzeit als Therapeut arbeiten, möglicherweise auch Coaching oder andere private Dienstleistungen anbieten.
Mein Ziel war es also:
Masterabschluss
Weiterbildung/Ausbildung zum Fachtherapeuten
Erwerb/Finanzierung eines Praxissitzes
Ich habe jedoch Zweifel, ob ich diesen Weg allein bewältigen kann. Der Vater eines Freundes betreibt eine eigene Praxis mit einem vollen Kassensitz, und er erzählte mir, dass nach Abzug der Kosten etwa 4500 Euro netto übrig bleiben (Stand 2020). Das ist natürlich kein schlechtes Einkommen, aber angesichts der hohen Investitionskosten für einen Kassensitz frage ich mich, ob sich das wirklich lohnt.
Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, nach dem Master ohne die zusätzliche Weiterbildung bei der Bundeswehr zu beginnen, wo man mit der Besoldungsgruppe A13 etwa 3900 Euro netto verdienen könnte, direkt. Diese Option wirft für mich die Frage auf, ob sich die Investition in einen Kassensitz wirklich lohnt, oder ob ein direkter Einstieg in eine Position mit vergleichbarem Einkommen sinnvoller wäre.
Zusätzliche Überlegungen:
Private Therapien: Paartherapie, individuelles Coaching, Beratung für Selbstzahler.
Gutachten: Möglicherweise die Erstellung von Gutachten für Gerichte oder Versicherungen.
Alternative Karriereoptionen: Soll ich die Weiterbildung zum Fachtherapeuten überhaupt machen?
Andere Optionen:
Ich überlege, die verbleibende Studienzeit zu nutzen, um mich stärker auf die Methodenlehre und Statistik zu konzentrieren. Statistik ist nicht mein Traum aber ich bin gerne vorm PC und arbeite mich auch gerne in Probleme ein... , und ich habe bereits Erfahrung mit der Programmiersprache R gesammelt. Ich könnte mir vorstellen, mein Wissen in diesem Bereich zu vertiefen, möglicherweise durch zusätzliche Programmierkenntnisse in Python. Ich denke darüber nach, nach meinem Master einen weiteren Abschluss in Data Science zu machen, da es an meiner Uni entsprechende Angebote gibt.
Meine Bedenken:
Mein Leben war in letzter Zeit etwas chaotisch, was auch mit privaten Veränderungen zusammenhängt. Daher bin ich unsicher, welchen Weg ich einschlagen soll. Mir geht es in erster Linie darum, eine Karriere zu finden, die langfristig eine gute Perspektive bietet und auch im Alter noch ausgeübt werden kann. Es geht mir nicht darum, der Beste in meinem Fach zu sein, sondern eine sinnvolle und finanziell stabile Laufbahn zu verfolgen.
Ich wäre sehr dankbar für jeden Rat oder Erfahrungen, die ihr mit mir teilen könnt. Vielleicht hat der eine oder andere von euch ähnliche Überlegungen angestellt oder kann mir wertvolle Tipps geben, wie ich meine nächsten Schritte planen sollte.
Vielen Dank im Voraus!
Liebe Grüße
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