laszlolombard schrieb am 23.03.2022:
Hallo zusammen,
zu mir: Bankkaufmann, Master in BWL mit 1,x. Auch auf einer Bestenliste der Uni. Während des Bachelorstudiums in der Bank meiner Ausbildung gearbeitet, zum Master gewechselt und mehrere Abteilungen im neuen Unternehmen gesehen (alle Unternehmen DAX). Arbeitszeugnisse sehr gut.
Nun bin ich in der Corona Krise nach geschafftem Abschluss zu einer Big4 ins Audit gegangen. Anfangs alles super mittlerweile werde ich mit Aufgaben zugeschüttet, die eigentlich 1-2 Stufen über meinem Grade sind, d.h direkt Prüfungsleitung etc.. Ich bin immer mehr frustriert, da Gehalt und Workload nicht mehr im Verhältnis stehen. Ich wusste, dass Big4 viel zu tun ist, aber für ein unterdurchschnittliches Gehalt Aufgaben von Kollegen zu übernehmen, die deutlich mehr als das Doppelte Verdienen geht mir langsam auf die Nerven.
Ich hatte mir generell vorgenommen 3 Jahre zu bleiben, weil mir mal ein Personaler sagte, das würde meinem Profil gut tun. Ich habe bereits mehr als die Hälfte der geplanten Zeit rum. Ich mache mir aber immer mehr Gedanken, ob das wirklich so wichtig ist, sich dort paar Jahre zu etablieren. Wie seht ihr das? Durchziehen? Oder macht es den Kohl nicht fett und ich sollte bei einem guten Angebot wechseln? (Ziel Dax oder IGM).
Wenn du mehr als die Hälfte der geplanten Zeit rum hast (also mehr als 1,5 Jahre), ist es nicht ungewöhnlich, dass man dir erste Prüfungsleitungsaufgaben bei kleineren Projekten zuordnet - um nicht zu sagen: es ist absoluter Standard, wenn du etwas drauf hast.
Aber, ja: Das Gefühl "Ich mache Sachen über meinem Gehaltsniveau" wird im Audit voraussichtlich bis zum Bestehen des WP-Examens so bleiben. Gute Leute erhalten sehr schnell viel Verantwortung und die Gehaltsentwicklung zieht dann nach, wenn man dieser nachhaltig gerecht wird. Das ist seit eh und je die Art, wie bei uns gearbeitet wird und auch der Grund, warum sich mehrjährige(!) Beruferfahrung in der Big4 im Lebenslauf immer gut macht. Man weiß: Wer länger als 2-3 Jahre dabei war hat Führungserfahrung.
Letztendlich: Du hast nur ein Leben und arbeitest auch vermutlich dann am besten, wenn du Lust auf den job hast. Sollte die Lust weg sein, dann such eben was Neues.
Solltest du dich weiter motivieren können, gilt generell dass ein Exit nach 1-2 Jahren kein echter Exit ist. Es bedeutet eben gerade, dass man genau dann gegangen ist, als es darum ging, dass man mehr Verantwortung übernehmen hätte müssen, d.h. die eigentlich WIRKLICH wertvolle Big4-Erfahrung hat man garnicht mehr mitgenommen. Man landet entsprechend vstl. in einem Job, den man ebenso hätte, wenn man einfach schon vor zwei Jahren beim selben Arbeitgeber eingestiegen wäre.
Das muss nichts schlechtes sein und wie gesagt - wenn du keine Lust mehr hast, dann wechsel - aber perspektivisch liegt der Wert von Big4-Erfahrung eben gerade in der Erfahrung, die man unter Zeitdruck, Termindruck, Führungsverantwortung, Orga-Verantwortung etc. macht, womit man sich dann für Führungsrollen qualifiziert die eine ähnliche Arbeitsweise erfordern.
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