Mit 60k Euro pro Jahr zufrieden?
In den 1980ern war Deutschland ein wohlhabendes Land mit einer starken Wirtschaft. Der Bevölkerung ging es gut. Der Lebensstandard war ähnlich wie heute. Praktisch jeder konnte sich eine Pauschalreise nach Gran Canaria oder Mallorca leisten. Dafür musste man nicht sparen. Handy gab es nicht. Fernseher waren billige Konsumgüter. VHS-Recorder am Anfang teuer. Computer waren teuer. Immo-Finanzierungen Richtung 10%. Ein alter Golf war das typische Auto für Studenten, genau so wie heute. Auslandssemester waren unbekannt. Dann kam die teure Wiedervereinigung. Danach die Finanzkrise. Kein Wunder, dass es den Leuten heute kaum besser geht als damals.
WiWi Gast schrieb am 26.02.2019:
antwortenBitte Beitrag ordentlich lesen. Ich meine natürlich Westdeutschland und wie du in dem Beitrag auch sehen kannst, wird durchaus zwischen Eltern und Großeltern differenziert..
Wo sind die Zahlen her? Die passen vorne und hinten nicht. In den 90ern und späten 80ern war der Verzicht natürlich nicht in der Form vorhanden, wie in den 60ern und 70ern. Aber er war da. Und nein: Nicht jeder konnte eben mal nach GC o.ä. fliegen sondern auf sowas wurde auch schon mal zwei Jahre gespart.
Aber jetzt bitte konkret: Woher die Zahlen?
WiWi Gast schrieb am 26.02.2019:
Wenn Du Westdeutschland meinst, dann verwechselst Du hier die Elterngeneration mit den Großeltern. Wer in den 1980ern und 1990ern ins Berufsleben eingetreten ist, musste nicht auf Lifestyle verzichten. Fliegen war anfangs noch teurer, aber schon in den 1990ern konnte man für 450 DM nach Miami und zurück fliegen. Eine Woche Gran Canria in den 1980ern 500 DM inkl. Flug und Unterkunft. Da musste man wirklich auf nichts verzichten. Das haben auch Studenten gemacht. Ein Charterflug in die USA in den 1960ern kostete schon mal 3.000 DM pro Person. Zu der Zeit waren auch die Fernseher noch teuer, über 1.000 DM. Deshalb traf man sich anfangs der 1960 bei Bekannten zum Fernsehen. In den 1980ern hatte jeder einen Fernseher. Ein freistehendes Haus in den 1970ern im Ballungsgebiet war ab 200k DM zu haben. In gehobener Wohnlage kostete dann ein Reihenhaus in den 1990ern schon mal über 600k DM. 1990 wurde zu 10% finanziert! In späteren Jahren sind dann einige mit ihren Immobilien pleite gegangen. Das was Du so beschreibst könnte aber der Lifestyle in der ehemaligen DDR gewesen sein??
WiWi Gast schrieb am 25.02.2019:
Es kamen doch vor kurzem mehrere zeitungsartikel raus, dass das mit dem "früher hat ein Haus nur X DMark gekostet" kompletter Schwachsinn ist?
Ich meine, dass unsere Eltern bzw. Großeltern viel sparsamer gelebt haben und sich der Lebenswohlstand in Deutschland extrem durch Erbe etc. verbessert hat. Zudem dürfte sich das Phänomen unserer Eltern (denke hier die meisten sind zwischen 20-30) eher mit dem Boom erklären, damals (90er) wurde ja z.T. für 7-8% finanziert und die Leute haben das gestemmt. Und damals (think of Opa) hat ein Haus vielleicht nur 200k Mark gekostet, aber der Lohn war auch geringer und die staatliche Förderung anders. (ja, Reallöhne sind nicht so schnell gestiegen, weiß ich auch)
Ich glaube, die meisten hier haben keine Ahnung über die Ausmaße des Konsumverzichts unserer Eltern und besonders Großeltern.
Das Haus war früher DAS Ziel. Oft blieb Mutti dann eben nicht Zuhause sondern fuhr nebenbei zum Putzen und es wurde auf alles verzichtet. Die Bevölkerung ist einfach nur verwöhnter geworden und an viel mehr Konsum gebunden. Die Menschen leben hier viel stärker im kleinen Konsumpump. Damals wurde nicht die 10k Küche, der Oled 60 Zoll und drei Iphones finanziert sondern eben NUR das Haus. Da gab es Essen, Kleidung und Wohnen. Die meisten Mädchen konnten eben keine vier Babyborn haben sondern es gab die Premiumpuppe gebraucht zu weihnachten. In der Nachbarschaft von meinem Vater gab es zwei Familien mit TV, wo alle aus der Gegend die WM vor den Fenstern verfolgt haben. Teure Urlaube kamen für die meisten auch nicht in Frage, sondern da ging es mit dem Wohnwagen oder Auto und Zelt wenn überhaupt an die Ostsee. Gearbeitet wurde meistens an 6 Tagen die Woche und handwerkliche Ausbesserungen am Haus wurden selber vorgenommen.
Der Deutsche ist als Mitglied einer Industrienation einfach nur ein verwöhnter Erbe geworden, der ALLES auf einmal möchte und sich immer mehr dem auf pump lebenden Amerikaner annähert. Deswegen ist ein Haus heute schwerer zu finanzieren, weil die meisten alles haben wollen, obwohl sie es nicht brauchen.
WiWi Gast schrieb am 25.02.2019:
Mal eine ganz einfache Rechnung:
Irgendwann wollt ihr nicht mehr zur Miete wohnen sondern eine ETW oder ein Haus im Grünen sollen her. Sagen wir mal das kostet 450.000 (dafür gibts MUC ein Wohnklo oder in einer Kleinstadt ein ordentliches aber nicht neues Haus, ist ja aber egal):
- Kaufpreis inklusive Kaufnebenkosten: 500.000
- Eigenkapital: 100.000 (musst also schon ein paar Jährchen gespart oder geerbt haben)
- Darlehen: 400.000 (Zins 2%, Tilgung 3% (darunter wäre nicht seriös finanziert, selbst so dauert es 26 Jahre bis abbezahlt)
- Rate an die Bank: 20.000 im Jahr bzw. 1.666,66 monatlich, dazu noch 300 Euro Wohnnebenkosten, schon bis zu bei über 2k fürs wohnen (warm).
Wesentlich darunter geht es wenn man Familie hat nun mal wirklich nicht. Wie soll man das mit 60k (dauerhaft) stemmen???
Und jetzt kommt nicht mit "meine Eltern konnten das vor 30 Jahren auch", denn damals gab es ein nettes Haus noch für 200.000 DM ;-)