WiWi Gast schrieb am 03.08.2023:
Du hast die nominale Summe von 574k selber genannt, die mit 67 benötigt wird, um die Differenz zwischen Rente und Pension auszugleichen. Dies beruht auf der Annahme von 2% Inflation.
Wenn man 300 Euro im Monat investiert und den Sparbetrag jedes Jahr mit der Inflation anpasst, dann landet man bei 6% Zinsen bei 750k (217k Kapital, 533k Zinsen). Nach Abzug von 25% Abgeltungssteuer auf die Zinsen (133k) landet man mit 617k deutlich über dem von dir genannten Wert.
Wenn man 400 Euro im Monat investiert und den Sparbetrag jedes Jahr mit der Inflation anpasst, dann landet man bei 4,5% Zinsen bei 710k (290k Kapital, 420k Zinsen). Nach Abzug von 25% Abgeltungssteuer auf die Zinsen (105k) landet man mit 605k wiederum über dem von dir genannten Wert.
Die 300 oder 400 Euro netto entsprechen bei der von dir angenommenen Steuerrate von 40% 6-8k brutto. Dabei vernachlässige ich jeden Arbeitgeberbeitrag für eine bAV und jede Steuersparmöglichkeit z.B. über Entgeltumwandlung. Ebenfalls ist die Annahme einer Verzinsung nur von Inflationsrate bei einem angenommenen Anlagezeitraum von weiteren 23 Jahren eher zu konservativ.
Die angenommenen Zinsen meiner Ansicht nach nicht unrealistisch. Die 6% entspricht 4% über Inflation, was eine häufig genommene Annahme z.B. innerhalb der ganzen FIRE-Bewegung ist. Die 4,5% sind noch mal deutlich niedriger und wesentlich schlechter als die Entwicklung der Aktienmärkte der letzten Jahrzehnte.
Wo ist der Denkfehler?
Wenn du bei den Zinssätzen noch niedriger ansetzt, dann gehst du von einer völlig anderen Entwicklung aus, als was wir in den letzten Jahrzehnten hatten. Dann kann man auch wieder über alles spekulieren, z.B. das man in einer Dauerkrise lieber sein Kapital und seine Arbeitskraft aus Deutschland rausbewegt statt als Beamter an Deutschland gebunden zu sein.
Die 574k habe ich selber genannt, richtig, das war aber der Wert auf 37 Jahre Anlage. Du wolltest aber 40 Jahre unterstellen, d.h. Delta Pension:
1000x1.02^(40)x12x23= 610.000 die dann benötigt werden (die 1k netto sind übrigens meine worst case Annahme, also A13 vs 80 Entgeltpunkte (wenn ich mich richtig erinnere), ich glaube nicht, dass das im Durchschnitt stimmt). Das wirst du wohl einsehen müssen.
Dieser Betrag enthält nicht die Witwenversorgung, die eigentlich ebenfalls dieser Betrag abdecken müsste. Aufschlag wäre in etwa 15-20%, lasse ich aber dir zur liebe weg. Wieso auch ganz genau rechnen?!?
Ich hab das Modell vollständig mit Inflation und Steuern mal spaßeshalber berechnet. Steuern werden natürlich nur ab Rentenbeginn zum tragen kommen.
Deine Sparstrategie war doch folgende:
mit 27 Jahre 6k
mit 28 Jahre 6k x 1.02
...
mit 66 Jahre 6k x 1.02 ^40
Um die 610k zu erreichen benötige ich eine Rendite von ca. 6% (glaub 5,8% waren es exakt). Wie gesagt, Steuern berücksichtigt.
Gerade bei so einer langen Laufzeit macht die Annahme 4% oder 6% einen grossen Unterschied aus. Selbst 4% würde ich als sehr optimistisches Szenario in so einer Kalkulation einstufen. Ich hoffe natürlich auch auf bessere Renditen, vermutlich unterscheiden sich unsere persönlichen Anlageformen garnicht so stark von einander. Trotzdem muss dir und auch mir bewusst sein, dass diese Chance auf 4% oder 6% auch Verluste am Ende des Tages bedeuten können. Anlagestrategien ex post zu betrachten ist das Kerngeschäft von Finanzdienstberatern. Ich kann dir auch schnell schöne Anlage Produkte mit einer tollen historischen Rendite basteln, heißt aber leider nicht, dass die Zukunft so laufen wird. Das gilt auch für noch so breitgestreute ETF Anlagen.
Zum Thema Entgeltumwandlung, das ist keine eierlegenden Wollmilchsau. Wählt man dort einen klassischen Vertrag (also grob garantierte Verzinsung in Höhe vom Höchstrechnungszinssatz=0,25%) hat man da meist eher 3% Rendite (wenn alles so bleibt wie es ist). Aktuell wird eine netto ETF Strategie sinnvoller sein als eine Entgeltumwandlung, mit dem Hinweis, dass da nichts garantiert ist! Zudem werden Entgeltstrategien aus dem Brutto bezahlt, das bedeutet du zahlst weniger in die Rentenkasse ein und reduzierst damit deine gesetz. Rente. Das ist aber ein hochkomplexes Thema, würde hier zu weit führen.
Zur fire Bewegung/Frugalismus: Da rechnet keiner mehr mit 4,5%, da hat man mittlerweile auch eingesehen, dass das zu riskant ist bzw. nur mit einer Reihe von Bedingungen in Form von hoher Flexibilität möglich ist. Genauso wie die 4% Regel, die ist dort auch nicht mehr gängig.
Mal als Fazit: Ob jetzt 10k Bruttoaufschlag oder 6k ist für die Diskussion garnicht so wesentlich, das ist ja mehr eine Prinzipfrage zwischen uns beiden. Selbst bei 6k liegen wir dann in meinem Durchschnittsfall bei 91k anstatt 95k. Und da ist PKV und BU nicht drin. Genauso wenig bist du auf die Teilzeitthematik oder Unkündbarkeit eingegangen. Das Gesamtpaket mit 10k Bruttoaufschlag vereinfachend zu unterstellen, empfinde ich als äußerst fair und eher zu gering, da ich an sehr vielen Stellen sogar eher den schlechteren Lehrer Fall gewählt habe, wie z.b. die A13 Pension. BAV hat bei der Beamtenberechnung übrigens nichts zu suchen übrigens, dass wird dann bei IGMler Berechnung natürlich aufgeschlagen.
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