"Ich kann nur von meinem Fach berichten und da lernen die Bachelor-Kandidaten heute bedeutend weniger, als ich zu meiner Zeit als Diplomand und nicht etwa das gleiche in kürzerer Zeit. Kann man anhand der Kursübersicht auf den Uni-Seiten eindeutig erkennen."
d.h Sie haben keine eigene Erfahrung?!
Ich und fast hundert Bekannte (Abiturdurchgang 2003 meiner Schule) an vielen verschiedenen Universitäten haben es aber alle in Bachelor und / oder Masterstudium und parallelen Diplomstudium LIVE miterlebt, dass Bachelor und Masterabsolventen JAHRELANG zu über 80% die identischen Kurse der Diplomstudenten besucht haben.
UND, weil die Masterprogramme so aufgebaut wurden, dass diese den lokalen Bachelor ergänzen sollten und somit Redundanz niedrig gehalten werden kann, sind nach dem 3 plus 2-Masterstudium WIEDER 25 bis 30% mehr geleistet worden, als der Diplomer in vier bis viereinhalb Jahren leisten soll.
Warum ist/war das bisher symptomatisch?! Einfach erklärt, man muss den Diplomern garantieren zu Ende studieren zu können und man hat eine Abneigung gegen die Bachelor und Masterstudiengänge, weswegen man solange wie möglich am Diplom festhielt.
Wer unter diesem nachweisbaren Zustand anfängt, den Bachelor kaputtzureden, macht sich als Diplomer lächerlich, wenn er in den letzten 10 Jahren davor, gleichzeitig oder danach mit den Bachelorabsolventen dieselben Kurse besucht hat.
Kaum eine Universität hat wirklich Bachelorkurse neu begründet. Bei uns hat man im Schwerpunktfach einen Grundstudiumskurs plus ein A-Bwl-Fach des gleichen Lehrstuhls im ersten Studienjahr doziert, plus vier bis fünf Vertiefungsfächer des Lehrstuhls, plus 1 bis 2 Seminare in Studienjahr 2 und 3...
Ich kenne keine Diplomabsolventen, die bedeutend mehr Aufwand im Schwerpunktfach hätten, wenn dann in der Regel ein oder zwei Vorlesungen und Pflichtseminare um überhaupt erst die DA am Lehrstuhl schreiben zu dürfen.
Und als ich mit Managern von BearingPoint über dieses Thema 2008 redete, kam exakt die identische Rechnung von deren Seite auf:
Ja, man kann weniger auswählen, ja, es bleibt einen weniger Zeit zum methodischen, eigenständigen Arbeiten. Aber die fachliche Ausbildung, der Kenntnisstand ist nach drei Jahren Bachelor zu bis 90% mit dem Diplom identisch.
Bei uns hatten wir 74 von 96 Credits des Vordiploms und 48 Credits des Haupstudiums in den ersten beiden Jahren abzulegen, 122 credits anstatt der 96 des VDP.
Es folgten noch mal 48 credits des Hauptstudiums des Schwerpunktstudiums und 10 credits der Bachelorarbeit im dritten jahr.
Die Universität ist bzgl Bwl unter den ersten 10-12 Universitäten in fast allen deutschen Rankings, seit Jahren.
Damit hatten wir 96 Credits aus Hauptstudiumskursen in zwei Jahren zu erbringen.
Die Diplomabsolventen haben drei Jahre Zeit für 132 Credits des Hauptstudiums BWL (VDP 96 Credits, DP 180 credits minus 48 Credits für die Diplomarbeit)
Der Unterschied für uns war, wir durften keine A-fächer frei wählen, nur S-Fächer und wir hatten kaum Seminare, sondern Vorlesungen.
Und ihre "Berufserfahrung" dürfte wohl kaum zählen, weil erstens die Repräsentativität nicht sichergestellt werden kann (es gab z.B. 2008 kaum 80K Bachelor UND MAsterabsolventen am Arbeitsmarkt, Vs rund 4mio Diplom/Magisterabsolventen) und zweitens sich bis zu letzt die meisten Unis geweigert haben, Bachelor und Masterstudiengängen anzubieten und diese seit kaum ein oder zwei, höchstens drei Jahren erst anlaufen und noch Unmengen an Kinderkrankheiten im Ablauf haben, somit bisher überhaupt keine Absolventen am Arbeitsmarkt freisetzten oder jetzt erst in der Krise, wo es selbst für Diplomer hart war.
Ich habe selber einen Prof gehabt, der in seinen Fachbereich viermal absichtlich Fehler in den formalen Ablaufplan baute, so dass der Studiengang erst nach 5 Jahren auf Bachelor umgestellt werden konnte... und es hat niemanden gestört.
Und das ist der springende Punkt, frei nach Nietzsche, Überzeugungen sind die gefährlicheren Feinde der Wahrheit, als Lügen.
Solange es die Kinderkrankheiten des neuen Systems gibt, zwei drittel der Absolventen nur den Master bekommen, wenn sie reiche Eltern haben, die Ihnen das Auslandstudium ermöglichen können und die Diplomabsolventen, mit einem Drittel Unwissenheit und zwei Dritteln Arroganz sich an den Titel Diplom klammern...
na, wollen wir die Diplomabsolventen mal nicht noch mehr demütigen, als durch unsere Existenz
Aber mit den Worten des Kabarettisten: Wenn man weiß wer der böse ist, dann hat der Tag Struktur!
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