Ich bin der Steuerberater mit Spezialisierung Nachfolge, Familiy Office etc. Ich habe ja auch schon einen Beitrag geschrieben. An deiner Aussage ist mit Sicherheit nicht alles falsch.
Die StB- und WP-Branche hat sich, verglichen mit den 60,70 und 80er Jahren, erheblich verändert. Gerade im WP-Bereich sind die Honorare mittlerweile, gemessen an der elitären Qualifikation, ein Treppenwitz. Wenn unsere Seniorpartner von früher erzählen und damit meine ich die 70er / 80er Jahre, dann können einem schon die Tränen kommen. Gerade in der Abschlussprüfung wurden Honorare aufgerufen, die einem durchschnittlichen Stundensatz über alle Mitarbeiter von 500-700 € entsprachen.
Jetzt kommt auch die StB-Branche unter Druck, gerade durch die unfassbare Transparenz und Informationsverfügbarkeit des Internets. Das lässt sich nicht verleugnen.
Ich würde aber nicht soweit gehen, dass ich den StB generell nicht empfehlen würde. Du musst eben den richtigen Bereich wählen, dich spezialisieren und eine Syndikussstellung ist auch attraktiv.
Wir arbeiten relativ eng mit Flick Gocke Schaumburg zusammen. Partner rechnen hier zwischen 500 - 700 € die Stunde ab. Aber die haben dennoch Umsatzdruck. Die Branche ist kein Zuckerschlecken.
In einem Bereich widerspreche ich dir allerdings vehement. Controlling und Rechnungswesen sind alles andere als eine sichere Bank. Hier wird massiv automatisiert und, vor allem in Konzernen, ausgelagert. Gerade hat Samsung das komplette Accounting inkl. Backoffice nach Osteuropa verlagert.
WiWi Gast schrieb am 01.02.2019:
Als ich mich vor 25 Jahren für eine Veriefung von Steurrecht im Rahmen meines Studiums entschieden habe war es so, daß das Internet und die damit mögliche Transparenz noch nicht existierte.
Dafür gab es eine kleinteilige Wirtschaftsstruktur (Bäcker, Metzger, Boutique, Rundfunk und Fernsehfachgeschäft, diverse mittelständische Produktionsbetriebe, etc.), die letztlich alle Steuerberater - Mandanten waren.
Daß diese Wirtschaftsstruktur damals schon in den letzten Zügen lag, konnte ich als Abiturient nicht wissen, zumal man von Staats wegen in Schulen von Personen ausgebildet wird, die ihr gesamtes (Berufs-)Leben lang nur staatliche Bildungseinrichtungen von innen gesehen haben.
Letztlich ist heute der Brotbackautomat und die Tiefkühltheke im Supermarkt kein Steuerberater - Mandant sondern Teil eines international tätigen Konzerns mit eigenem Rechnungswesen, der im Grunde nur noch eines Wirtschaftsprüfers für die Jahresabschlußprüfung bedarf, ähnlich bei Bekleidungs- oder Elektrohandelsketten und die Produktionsbetriebe verschwanden fast gänzlich ins Ausland.
Wer heute ein Steuerrechtsstudium aufnimmt, hat diese Perspektive gar nicht mehr sondern mit Grunde nur die Aussicht, sich als hochspezialisierter Galeeresklave in einer größeren Einheit zu verdingen.
Deshalb würde ich - wenn ich heute nochmals vor der Studiumswahl stünde - nicht mehr zu dem national beschränkten und perspektivlosem deutschen Steuerrecht optieren, sondern gleich in Richtung Rechnungswesen und Controlling und eine Tätigkeit im Rechnungswesen eines Mittelständlers oder Konzern anstreben.
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