Das harte Brot des BWLers - Oder auch: Wieso sich ein BWL Studium nicht lohnt.
Hey Leute, ich wollte mir diesen Beitrag schon länger von der Seele schreiben und auch gerne eure Meinungen hören. Es soll kein BWL Bashing werden, aber zum Nachdenken anregen. Der Beitrag wird sich etwas abgehakt lesen, um Euch vom Lesen nicht zu ermüden. ;-)
Background:
- kfm. Ausbildung
- Bachelor BWL (FH)
- Master BWL (FH), Finance Schwerpunkt
- Auslandseemester
Seitdem ich angefangen habe BWL zu studieren und auch hier viel mitgelesen habe, hatte ich immer den Eindruck:
- Alles unter 2,5 (egal ob target oder nicht) -> Schlecht.
- Kein Auslandssemester ? Schlecht.
- Keine Praktika bei einem DAX Konzern ? Einstieg nach Studium in gute UB / DAX -> Schwer.
- Master-Platz ? Puuuh, mehr Bewerbungen als Studienplätze.
Die ganze Studienlaufbahn war ich eher damit beschäftigt, eine Art Checkliste abzuarbeiten und mein Profil zu schärfen, wochenlang für Klausuren zu lernen um Ende festzustellen, dass selbst dann eine Klausur noch Glückssache sein kann oder man eben nur 3 der 8 abgefragten Bulletpoints auf Papier bekommt.
Und auch das Bewerben für gute Praktika war ein kleiner Spießrutenlauf und am Ende durfte ich als Praktikant 50h / Woche für 6 Monate "knechten" für ein gutes Arbeitszeugnis und dem Absolvieren eines weiteren Checkpoints auf der Checkliste. Und selbst dann bekam ich mit einem abgeschlossenen Master evtl. mal 1x oder alle 2 Monate eine Xing Anfrage wg. irgendeines Job Angebotes.
Long Story short:
Durch dumme Zufälle, harte Arbeit bin ich in der wohl heute am schnellsten wachsenden IT Schiene gelandet und habe als Quereinsteiger fast nichts mehr mit BWL zu tun.
In der Firma (oder auch die DAX Kunden für die ich tätig bin) haben die meisten entweder nur einen Bachelor oder eine abgeschlossene, IT - nahe Ausbildung durchlaufen.
- Auslandssemester ? Egal.
- Noten ? Egal.
- Außeruniversitäres Engagement ? Egal.
- Abschluss ? Egal
es zählt, was du kannst. Länger als 40h - max. 50h die Woche arbeiten?
Die Leute schauen dich verdutzt an.
Heute bekomme ich 3-4x XING Anfragen / Woche. Als ich vor kurzem aus reiner Neugier auf einer Job Messe war und mit einem Recruiter von KPMG gesprochen habe und dem mein Kärtchen gab, hatte ich am nächsten Tag einen Anruf.
Ich möchte in diesem Thread nicht sagen "Boah, bist DU ein geiler Kerl" und phishing for compliments betreiben, aber dieser Gegensatz frustriert mich so UNGEMEIN, so unglaublich UNGEMEIN dass ich das Gefühl habe so viele Jahre verloren zu haben oder gestresst gewesen zu sein wegen guten Noten, Praktika, Studienzeit, dass meine IT Kollegen mich belächeln wenn ich denen das erzähle. Manche sind Ende 20 und haben nahezu eine abbezahlte Top Wohnung, während ich den Berufseinstieg gemacht habe.
In dem Sinne (!!!!!!): Wenn ihr davor seid ein Studium zu wählen, überlegt es euch gut. Lieber Wirtschaftsinformatik -> Meistens kein NC, und ihr könnt später immer noch in die BWL Schiene rutschten. Falls ihr schon im Bachelor seid, probieren auf Winfo Master umzusatteln - glaubt mir, es wird sich lohnen! Und es ist alles kein Rocket Science. Während die Welt sich digital verändert hat, hat es die BWL nicht getan. In diesem Sinne: Frohe Weihnachtstage und eine hoffentlich angeregte Diskussion. :-)
Upps, wurde nun doch länger als gedacht.
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