WiWi Gast schrieb am 19.11.2021:
Du studierst sicher noch und hast bislang nie wirklich gearbeitet, oder? Nicht alle Jobs, die man remote erledigen kann, sind Bullshit. In der Wissenschaft könnte ich z. B. 100% von zuhause arbeiten. Ist das deswegen Bullshit? Dagegen kann ich den Job als Nachtpförtner nur zu 100% vor Ort und nicht im Home Office erledigen. Ist das deshalb ein besonders anspruchsvoller High-Flyer-Job?
Seht doch mal ein, dass die Welt nicht aus schwarz und weiß besteht. Unternehmen müssen heute schon mehr nichtfinanzielle Anreize anbieten, um gute Leute zu bekommen und Home Office ist ein Teil davon. Das wird sich auch nicht ändern, weil es von manchen Leuten herbeigeschrien wird. Und da wird dein Abteilungsleiter auch keine Ausnahme machen. Hätte ich in einem Unternehmen was zu sagen, würde ich nicht meine Zeit darauf verwenden, Dinge zu stoppen, die sich nicht stoppen lassen, sondern eher überlegen, wie ich davon profitieren kann.
Ich bin die deren Abteilungsleiter kein Homeoffice will.
Ich finde der Punkt, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt ist sehr richtig und wichtig. Das wird aber mMn auch heißen, dass es Firmen/Bereiche/Teams/etc. geben wird, in denen es kein oder kaum Homeoffice gibt, ob wohl es theoretisch gehen würde. Ob die Gründe dafür jetzt der Teamspirit, organisatorisches, ein kontrollsüchtiger Chef oder sonst was ist. Und ich bin mir sicher, dass man auch dafür weiterhin Leute finden wird.
Denn zum einen siehst du ja auch hier, das es selbst bei den jüngeren einige gibt, die nicht viel von Homeoffice halten. Zum anderen fließt das einfach in die Vergütungsstruktur als zusätzlicher Baustein mit ein. Auch jetzt geht es ja nicht nur ums Gehalt, sondern auch andere Benefits. Und da wird das Homeoffice dann einfach mit eingereiht. Bietet man kein Homeoffice, muss man das durch andere, monetäre oder nicht monetäre, Benefits ausgleichen.
Bspw. gehe ich fest davon aus, dass mein Abteilungsleiter sich das erlauben kann. Wir sind aber auch eine attraktive Abteilung in einer attraktiven Firma (FAANG). Selbst wenn sich nur noch 10 % der Leute vok heute bewerben würden, wären das noch mehr als genug.
In anderen Bereichen oder Firmen wird das aber ganz anders aussehen. Da ist das Homeoffice das man anbietet vielleicht eine Möglichkeit, sich gegenüber anderen Bewerbern attraktiver zu machen. Und dann entscheidet der Markt.
Und ich bin mir auch nicht sicher, ob die Entwicklung für die Arbeitnehmer unbedingt nur positiv sein wird. Das was du beschreibst, nämlich dass positive für sich darin suchen, machen viele Firmen schon. Das geht damit los, dass massiv Bürofläche eingespart wird. Aber ob es da auch aufhört?
Wenn irgendwann bspw. die großen, hier geliebten DAX-Konzerne in Süddeutschland sagen "durchs Homeoffice können die Leute da wohnen wo es billiger ist und müssen nicht mehr nach Stuttgart oder München, , da kürzen wir mal unsere Einstiegsgehälter um 20 %", dann will ich nicht wissen was hier los ist. Und bei 100 % remote Jobs wird das durch den Markt irgendwann kommen.
Viele sehen nämlich das Homeoffice auch nur schwarz und weiß, bzw. nur weiß durch eine rosarote Brille. Ich finde es sagt schon viel aus, dass gerade FAANG, die ja gerne als Paradebeispiele für new work genommen werden, beim Homeoffice (auch in USA) deutlich zurückrudern und viel restriktiver sind als viele Deutsche Firmen gerade.
antworten