Ich habe das zwar gestern in einem anderen Thread so oder so ähnlich auch schon mal geschrieben, aber gern nochmal:
Ich bin als Jurist von einer Big4 in eine Ministerium (hD) in Ostdeutschland gewechselt. Komme mit meiner Frau, die ebenfalls im hD verbeamtet ist auf ein Haushalts-Netto von etwas mehr als 7K (wobei man noch die KV abziehen müsste bzw. Kindergeld dazu). Damit wird man niemals reich werden oder zur Oberschicht gehören. Aber es reicht hier für ein gehobenes Eigenheim im Grünen.
Die Vorteile, die wir als junge Eltern genießen, liegen auf der Hand: Man muss sich auf Arbeit nicht zu Tode stressen, der Dienstherr guckt nicht blöd, wenn das Kind krank ist (O-Ton der Kollegen und Vorgesetzten: Familie geht immer vor), man ist finanziell einigermaßen abgesichert und muss sich keine Gedanken über die Altersvorsorge machen. Bei der Big4 war die Arbeit aber definitiv auch nicht schlecht! Aber der Leistungsdruck (Stichwort billable hours) und die (Un-)Flexibilität war deutlich höher. Und ja, zumindest bei uns im Ministerium ist der Dienstherr, was die Arbeitszeiten, betrifft durchweg flexibel. Arbeiten ist im Zeitfenster von 6:00 bis 22:30 Uhr möglich, jede Sekunde die als Überstunde gemacht wird, ist elektronisch erfasst und kann abgefeiert werden, es gibt einen Anspruch auf 10 Sonderurlaubstage, wenn das Kind krank ist. Ich habe (freiwillig) auch zu Hause Zugriff auf meine E-Mail und den Server und kann von dort aus arbeiten, könnte aber auch Home-Office beantragen.
So paradox es klingt: Obwohl ich mich durch das Beamtenverhältnis viel enger an den Dienstherrn gebunden habe, fühle ich mich jetzt deutlich freier. Und eins ist meine Arbeit nicht: langweilig! Ich habe sehr viele intellektuell und konzeptionell herausfordernde Tätigkeiten. Nur, dass ich mir jetzt keine Gedanken mehr machen muss, wie ich sie abrechne.
Zum Thema Sicherheit: Ich bin nun definitiv kein Sicherheitsfanatiker, der immer Netz und doppelten Boden braucht. Aber der digital Wandel (LegalTech) wird nach meiner Auffassung die Branche noch stark beschäftigen...
Aber gar keine Frage eins steht auch fest: der ÖD hat auch seine Nachteile! :-) Insgesamt glaube ich mittlerweile, dass es nicht DEN Job für das ganze Leben gibt, sondern dass man das von der jeweiligen Lebensphase und den eigenen Bedürfnissen abhängig machen sollte.
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