Im Grunde völlig richtig. Wer macht, was ihm Freude bereitet, macht dies normalerweise so gut, dass er es auch zu was bringt.
Trotzdem finde ich es nicht unbedingt ein Zeichen von Opportunismus, sich über die eigenen Chancen Gedanken zu machen. Es gibt Menschen, die mehrere Dinge können. Wenn zum Beispiel jemand gut in Mathe, Physik und Deutsch ist, so finde ich es völlig legitim, ihm zu sagen, dass er mit einem Ingenieursstudium wahrscheinlich eines Tages mehr Geld verdienen wird als mit einem Germanistikstudium. Ob er deswegen Ingenieur wird, muss er selbst entscheiden. Aber die Info sollte man ihm schon geben, denn sonst jammert er hinterher rum, wie ungerecht die Welt zu ihm ist, die ihn als Germanisten nicht teuer bezahlen will.
Ein anderes Beispiel: Die Praktika. Ich habe einen Freund, der aus Leidenschaft Germanistik studiert hat. Ich fand das immer prima, denn er ist gut in dem Fach und hat Freude daran. Habe ihm aber auch schon von Anfang an gesagt, dass er sich aufgrund der vielen Studenten in diesem Fach früh auf eine Berufsrichtung spezialisieren sollte (Lehrer, Professor, Journalist, Verlagsmitarbeiter etc.), damit er nach dem Studium eine Chance auf einen Job hat. Das alles fand er nie wichtig. Und jetzt? Will ihn keiner einstellen. Kein Job, kein Einkommen. Nun könnte man sagen: Ist doch gut, solange der glücklich ist. Aber wie lange ist man damit glücklich...?
Dass ein jeder von uns seine Stromrechnung bezahlen muss, seine Miete, seine Versicherungen, sein Essen etc. lässt sich doch nicht dadurch wegdiskutieren, dass man sich sagt: "Das alles will ich nicht, ich wünsche mir eine andere Gesellschaft."
Und wenn ich will, dass ein anderer mir Geld für meine Arbeit gibt, damit ich all das bezahlen kann, dann ist es völlig legitim, dass sich meine Arbeit an die Bedürfnisse der Auftraggeber anpasst. Schließlich wollen die auch was sehen für ihr Geld. (In welchem Beruf auch immer ich arbeite.)
Und man muss den vermeintlichen "Opportunisten" auch eines zugestehen: Es gibt Menschen, die schlicht viele Talente haben. Die könnten Physik studieren, Amerikanistik, Wirtschaft, Maschinenbau, Kommunikationswissenschaften, Philosophie. Alles interessante Fächer. Wie soll jemand mit diesen Möglichkeiten herausfinden, welche Option für ihn die beste ist? Man kann ja nicht ein Fach studieren, hinterher das Ergebnis betrachten und dann das Band zurücklaufen lassen, um sich neu zu entscheiden.
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