WiWi Gast schrieb am 17.09.2024:
Ich kenne ebenso Beispiele, wo der WiRe dem Juristen deutlich überlegen war. Das ging um Vertragsgestaltung im Bereich Einkauf und Vertrieb International, insbesondere Liefer- und Rahmenverträge, also im Kern um AGB. Und was die Anwälte dort abgeliefert haben, war, sorry, der letzte Mist. Standard 0815, null auf das Unternehmen bezogen, absolut unbrauchbar und in rechtlicher Hinsicht sogar potenziell gefährlich, also nicht rechtssicher. Wer hat es zum guten gerichtet? Einer, der später eingestellt wurde, aus dem Bereich Vertrieb International und der WiRe studiert hat. Gab dann einige die meinten, dass muss unbedingt nochmal von einem absoluten Vertragsexperten (dann wieder Anwalt) kontrolliert werden. Im Endeffekt hatte der nichts zu meckern.
Insofern, hört auf den Wirtschaftsrechtler schlechtzureden. Gibt dort einige wirklich sehr gute Leute.
Das hat aber nichts mit WiRe zu tun. Vertragsrecht (vor allem Internationales) ist Spezialrecht. Da könntest genau so gut einen BWLer nehmen oder einen IHK-Kaufmann, die wären auf Grund der Arbeitserfahrung ebenfalls "besser" als der Rechtsanwalt. Incoterms sind jetzt nicht wirklich kompliziert, hat aber ein Rechtsanwalt in der Regel selbst bis zum 2. Staatsexamen nicht gehört. Dein Argument ist im Prinzip, dass "Rechtsanwälte nichts können", weil die Beate aus der Zoll-Abteilung, Kauffrau für Spedition und Logistik, sich mit Zoll besser auskennt. Beate kennt sich hier besser aus, als der durchschnittliche Rechtsanwalt, das ist ja auch ihr Job. Selbst unsere 16-Jährige-Azubine 1. Lehrjahr kennt sich wahrscheinlich mit Zöllen besser aus, als der durchschnittliche Rechtsanwalt. Wenn sich aber Beate nicht auskennt, dann ruft ihr garantiert einen an, der sich auf Transport-, Spedition oder Zölle spezialisiert hat.
Sagen wir, dein Wire hat die Verträge vorbereitet und jetzt kommts zum Vertragsbruch? Ich garantiere dir zu 99,9% dass der WiRe keine Ahnung hat, was er jetzt machen muss, außer zu sagen naja "rufen wir halt beim Rechtsanwalt an". Welche Schritte müssen eingeleitet werden? An welchem Ort? Bei wem?
Wie schon gesagt, ich finde es lustig, dass hier Leute, irgend ein einzelnes Spezialgebiet rausnehmen (Insolvenzrecht, Vertragsrecht). Der Punkt ist ja aber, sobald man auch nur einen Schritt vom Rechtsgebiet abweicht, dann seid ihr aufgeschmissen, weil die Ausbildung in die Breite fehlt, das ist ja aber genau der Hintergrund des VOLLjuristen.
Als nächstes kommt hier wahrscheinlich einer daher und wird meinen, er kennt irgend eine Sabine, 16 Semester Gender Studies, die einem Volljuristen im Tierschutzrecht überlegen ist, weil sie für PETA seit 12 Semestern auf Demos gehst. Ja, das wird auch der Fall sein, aber wie schon gesagt, wieder die gleiche Leiher: Spezialrecht und sonst nichts dahinter.
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