Ja, gibt durchaus Branchen, wo das so ist. Beispielsweise Consulting, Wirtschaftsprüfung, Banken. Uli Hoeneß hat auch schon mal offen zugegeben, dass man darauf achtet, welches Beziehungsleben die Spieler führen.
Es kommt darauf an, ob man "geerdet" ist oder als Gutverdiener ausschert.
Denn unterschwellig vermittelt man den Kollegen, die alle verheiratet sind, dass man ihren gesellschaftlichen Konsens nicht teilt.
Sprich: Während alle anderen Familienkarren fahren, wo 5-Sitzer und Kombi für den Buggy notwendig sind, gönnt sich der Single lieber nen gebrauchten 2-Sitzer-Porsche oder nen SLK-Cabrio.
Das würden die anderen auch gerne, können aber nicht.
Dasselbe im Sexleben - ein Kollege hat mal offen zugegeben, dass er nach der Arbeit in einen "Club" geht. Der wurde danach von einigen geschnitten, mit denen er vorher per Du war.
Wie man bei anderen ankommt, scheint im Büroalltag vielen sehr wichtig zu sein. Ich kenne mehrere Leute, die würden gern aus der Kirche austreten, tun es aber nicht, weil die Perso-Abteilung dann sehen würde, dass man nicht mehr drin ist und sich das in der Firma rumspricht.
Bei mir war es auch so - ich hab auch ein eher biederes, konservatives Auftreten und wirke demnach eher so, wie ein typischer Kirchgänger. Als ich einer Kollegin mal sagte, dass ich konfessionslos sei, fiel die quasi aus allen Wolken. Das erzählte sie sogar weiteren Kollegen, die mich drauf ansprachen ("Ich dachte, Du seist katholisch?"). Und mit der Zeit wurde auch der Ton der GL mir gegenüber rauher. War man früher gemäßigt, wenn mal was schief lief, gab es zunehmend Rüffel.
Dabei war das eine ganz einfache Bürofirma der verarbeitenden Industrie.
Bei der zweiten Firma, in der ich gearbeitet habe, wagte keiner "auszuscheren", sprich: Sich ein dickes Auto auf den Parkplatz zu stellen. Und auch die Abteilungsleiter waren durchweg verheiratet. Einer davon war definitiv schwul und er demonstrierte erst recht sein Familienleben (stellte Foto seiner Tochter auf den Schreibtisch, etc.)
Hinzu kommt noch der wirtschaftliche Aspekt: Während alle Verheirateten Gelder für die Familie abdrücken müssen, kann der Single alles verleben. Er kommt trotz Steuerklasse I viel schneller zu Wohneigentum, kann tolle Urlaube außerhalb der teuren Ferienzeit machen, hat eine ungeahnte Flexibilität.
Das weckt natürlich Neid. Hinzu kommt noch das Scheidungsrisiko - ist man nicht verheiratet, bleibt einem auch eine teure Scheidung mit Trennungsunterhalt erspart. 50% aller Ehen werden geschieden, also ist statistisch auch jeder 2. Angestellte in der Firma geschieden oder hat das noch vor sich.
Wenn dann der Euro für die Leute nur noch 50 Cent wert ist, dann driftet das nochmal auseinander.
Sprich: Wer den gesellschaftlichen Konsens aufkündigt, muss sich vor Anfeindungen der alten Garde nicht wundern. Ich aber werde es machen wie der TS - für mich kommt eine Heirat prinzipiell nicht mehr in Frage. Bin auch im selben Alter.
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