Auch ich rate dir stark ab bei Aldi/Lidl, als RVL/VL anzufangen. Der Branche geht es aktuell nicht gut (Margenträchtigen Produkte - alles außer Lebensmittel), werden mittlerweile kaum noch im Einzelhandel verkauft (Hi Amazon). Die alten Zeiten mit den Aldi Aktionstagen und Schlangen sind vorbei. Dies führt zu einem enorm hohen Kostendruck. Insbesondere stark, wenn deine Unternehmensphilosophie auf Kostenführerschaft ausgelegt ist. Ich selber habe, das hautnah erleben müssen.
Nach 6 Monaten Probezeit habe ich erfahren, dass aufgrund der Restrukturierung der Gesellschaften, der Personalbedarf gesunken ist. Sehr nüchtern hat man mir den Laptop, das Diensthandy und den Dienstwagen abgenommen. Zeit für Abschied mit den Kollegen gab es nicht. Dies spiegelt auch die Unternehmenskultur wider. Auch ich als Person mit großem Ehrgeiz und Leistungsanspruch fand das Unternehmen überdurchschnittlich kühl.
Man kennt es ja aus anderen Beiträgen und ich kann dies nur bestätigen, der Ton und die Atmosphäre in der Branche ist heavy (Habe in 6 Monaten mindestens 5 Abmachnungen und 2 Kündigungen erlebt, beim Mittagsessen wurde das unter Kollegen zelebriert, dass man eine Mutter mit Kind rausgekickt hat, da sie das Filialteam unflexibel machte)
In sonst keinem anderen Unternehmen hast du eine jährliche Fluktuation von 36 % (Stand 2021). Anfangs dachte ich, dass es an der "Leistung" liegt, heute kann ich bestätigen, es ist die Unternehmenskultur, welche auf Misstrauen, fehlender Wertschätzung und einer despektierlichen Führung fußt. Ich heiße dem Unternehmen gut, dass dies teilweise erkannt wurde und man sich im Transformationsprozess befindet. Doch befindet der sich in der absoluten Anfangsphase. Ein Beispiel, um die Kultur zu illustrieren.
Nach einer 6-Tage-Woche, mit einer Arbeitszeit von 11h pro Tag, wollte ich am Samstag wissen, wie lange wir machen (Hatte eine Verabredung). Diese Frage an den erfahrenen RVL wurde an die Verkaufsleitung getragen und ich musste am Montag um 8 Uhr in die Zentrale fahren und mich rechtfertigen, dass ich einen RVL gerechten Leistungsanspruch hege.
Deshalb sei dir bewusst, dass du ins fallende Messer greifst. Du gehst ein großes Risiko ein, für einen minimalen Ertrag. (Aus Kostengründen, bleibt man nicht lange als RVL angestellt). Abschließend gibst du echt sehr viel auf - insbesondere menschlich gesehen. (Zeit ist nicht das größte Problem - 60h waren für mich echt machbar)
antworten