Ich habe den Einstieg in einer mittelst. Kanzlei "gewagt" und nicht bereut.
Warum?
Ich wollte gerne "Steuern" von der Pike auf lernen. Die Lernkurve ist einfach höher, auch wenn viele jetzt aufschreien werden. Ich kam mir zu Beginn vor wie ein Azubi, da ich zunächst für den Kanzleialltag fit gemacht werden musste. Die vorhandenen Defizite sind aber schnell aufholbar.
Weitere Vorteile:
Meine Vorgesetzten sind wirklich an meiner Weiterentwicklung interessiert. Bei guter Leistung möchten die einen auch gerne halten. O-Ton im Vorstellungsgespräch: "Bei uns kann man alt werden." Auch die Examensförderung ist daran gekoppelt, dass man sich für einige Jahre verpflichtet. Natürlich kann man auch ablehnen.
Einige meiner Bekannten fiebern schon jetzt den Examen entgegen, um bei den Big4 abhauen zu können, denn......
...geregelte Arbeitszeiten, die auch nicht zu unterschätzen sind. Klar muss man auch Überstunden hinlegen. Aber das hält sich im Rahmen und man fährt abends nach Hause zur Familie und versauert nicht in einem Hotel. Im Schnitt bin ich weit von den 55+ Stunden entfernt.
Exit-Option:
Ehrlich gesagt keine Ahnung, ob die Industrie wirklich so auf die Big4 fixiert ist. Hierzu kann ich keine Aussage treffen. Es gibt aber neben dem StB und dem WP weitere (auch internationale) Examina die man zusätzlich antreten kann, um sich für die Industrie, aber auch für seinen jetzigen AG (Stichwort Partnerschaft) interessanter zu machen.
Ich persönlich kann den Hype um die Big4 nicht verstehen. Dass jetzt die Keule kommt, ist mir auch bewusst.
Natürlich würde ich mir auch eine Kanzlei suchen, die nicht nur den Bäckermeister mit dem Schuhkarton voller Belege betreut sondern auch mittelständische Unternehmen jeglicher Rechtsformen.
Nachteile:
- Erst mal eine gescheite Kanzlei finden, die oben genannte Kriterien erfüllt.
- Die Bezahlung liegt deutlich unter den Angeboten der Big4. Ich habe von den Big4 42000 angeboten bekommen (M.Sc., Uni) zzgl. eines variablen Bonus.
Ich habe mich trotz der geringeren Bezahlung für die mittelständische Kanzlei entschieden. Denn wenn man die ganzen Überstunden, die bei den Big4 verfallen (ja, die gibt es) in die Berechnung einfließen lässt, erhält man ungefähr den gleichen Stundenlohn. Bei mir werden alle Überstunden erfasst und auch bezahlt. Meine Lebenszeit ist eh unbezahlbar. Von daher wollte ich eine Stelle, die mir neben der Arbeit auch Zeit für die Familie lässt.
Ich bereue meine Entscheidung nicht. Solltest Du dich für eine mittelständische Kanzlei entscheiden, dann suche nach Kanzleien mit mind. 30 Mitarbeitern. Frag im Vorstellungsgespräch welche Mandanten betreut werden und lass dich bezüglich des Gehalts nicht über den Tisch ziehen.
Wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg im neuen Jahr und schöne Feiertage.
(Gefundene Rechtschreibfehler könnt ihr gerne behalten, da der Text im Stadtgewühl verfasst wurde)
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