Ach komm....Jeder der ein Top-Traineeprogramm bei einem Konzern, nicht mal Dax (auch bei vielen Marktführern), kriegen würde, geht selten zu den BIG 4. Zu den BIG 4 gehen die, welche sich nicht ACs stellen wollen bzw. schnell den Job haben möchten. Ist nicht verkehrt. Ich z.B. hatte direkt nach dem Studium 4 Angebote von den BIG 4 im Advisory/Consulting erhalten. Ich nahm eins an, was ich später aufhob (nicht die feine Englische, aber Unternehmen sind da nicht besser). Dann hatte ich im Laufe des Suchprozesses noch Zusagen zu 4 Traineeprogrammen, darunter Daimler, Bayer, Konzern mit 1500 Mitarbeitern, Benteler. Bei Daimler war es genauer die MBB. Ich habe mich schließlich für das Traineeprogramm bei kleineren Konzern entschieden, da ich in 24 Monaten Controlling, Accounting etc. durchlaufen konnte und am Ende im Bereich Strukturierte Finanzierungen zu gehen. Ich habe sehr viel gelernt und mitgenommen.
Kollegen, die zu den BIG 4 gegangen sind, besonders im Audit, haben sich über stupide Arbeit beschwert. Auch im Advisory waren einige viel zu spezialisiert. Bei EY war einer nur "Experte" für Basel II/III. Ist ja schön und gut, aber das inst nicht zwingend die CFO-Karriere;). Jedenfalls ist es so, dass bei uns und auch anderen Unternehmen die Trainees gefördert werden. Die Mehreheit der Trainees wird Führungskraft. Stellt man sich geschickt an und macht einiges nebenbei, zB CFA, evtl. eine Promotion, MBA wie bei den BIG 4 halt üblich, wird man auch in der Industrie sehr schnell und gut aufsteigen. Wobei man als Trainee selten bzw. bei seriösen Konzernen nie verheitzt wird. Und bei den großen Vieren? Naja, da dienen die Anfänger meiner Ansicht nach zum Verheizen.
Ich muss übrigens dem Kollegen oben recht geben. Viele Bereichsleiter etc. wechseln oft ins Advisory einer BIG 4 und nehmen die Partnerschaft an, falls sie durch ihre Notizbücher richtige Kontakte und Unternehmen mitbringen. Da die BIG 4 nach oben aus immer interessanter werden, und die Ausbeutung auf der untersten Stufe geschieht, spart man sich da einiges.
Ich bin nun einige Zeit in meinem Beruf (mehrere Jahre) und auch sehr gut aufgestiegen. Hatte durch Headhunter bereits erste Angebote fürs Advisory und zwar auf Managerlevel. Da ich gegenwärtig mitten in einer Promotion stecke, lehnte ich ab, werde es evtl. später annehmen. Interessant war ja, dass ich von einem Partner der BIG 4, wo ich vor Antritt gekündigt habe, persönlich angeschrieben wurde, der mich gerne im Team gehabt hätte (vermutlich hatte ein Headhunter die Finger im Spiel).
Im Audit und Tax geht es nicht bzw. nicht auf die Art und Weise. Aber sind Audit und Tax interessant? Ich finde nicht. Chancen auf eine Partnerschaft sind in der Audit nicht besonders hoch.
Bzgl. Exit-Optionen: Naja, relativ gute sind eignetlich erst ab der Manager-Stufe bzw. eher Senior Manager möglich. Davor bist Du nur ein Assistent, dann Netzwerk ist da noch nicht besonders gut und beim Wechsel wirst du nicht viel gewinnen. DIe Mehrheit kann davon ein Lied sprechen. Es stimmt auch nicht zwingend, dass in Konzernen den internen Mitarbeitern BIG 4 Leute vorgezogen werden. In den klassischen Berufen ist es oft nicht so. Zumal Stellen erst intern ausgeschrieben werden. Wenn nimmt ein Unternehmen? Den bekannten Mitarbeiter, der die Strukturen des AGs, seine Arbeit kennt oder einen von den BIG 4? Die Möglichkeit, dass BIG 4 Mitarbeiter vor der eigenen Belegschaft genommen werden, existiert oft dann, wenn viele Sachbearbeiter ohne jeglichen Abschluss auf einer Stelle kleben bleiben.
Ich möchte nicht falsch verstanden werden, die BIG 4 sind nicht schlecht, aber bei weitem nicht so gut, wie man immer annimmt.
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