Ich hatte vor zwei Wochen mein AC bei VW, und im Vorfeld war ich natürlich auch auf diesen Thread gestoßen. Die Informationen hier sind wohl für die meisten recht verwirrend - mir ging es jedenfalls so -, was sicher vor allem daran liegt, dass die Gestaltung des Bewerbungsprozesses von der angepeilten Position abhängt (Talentpool vs. allg. Trainee vs. Direkteinstieg).
Ich hatte mich für den Direkteinstieg beworben. Zunächst wurde ich zu einem sehr angenehmen, etwa zweistündigen Gespräch mit dem Abteilungsleiter eingeladen. Darin ging es vor allem um das gegenseitige Kennenlernen. Keine Fangfragen, Stressfragen, etc. Sowas wird man wohl eher bei Gesprächen mit Personalern erleben.
Als nächstes kam die Einladung zum AC. Dieses war ganztägig und alle Bewerber waren für unterschiedliche Positionen eingeladen. Die Altersspanne lag zwischen Masterstudent und Berufstätigem mit fast 10 Jahren Erfahrung. Die Atmosphäre war sehr angenehm und locker. Die "Jury" bestand aus Personalern und aus allen Abteilungsleitern der Bewerber (!). Erste Aufgabe: Gruppendiskussion. Zweite Aufgabe: Einzelpräsentation. Jeder wird dabei gesondert bewertet und muss auf einer Skala von 1 (schlecht) bis 5 (überragend) bei jeder Aufgabe mindestens 3 Punkte erreichen. Wer das nicht schafft, wird nach dem Mittagessen nach Hause geschickt. Das gilt übrigens auch für Bewerber, denen der Abteilungsleiter vorher schon quasi zugesagt hatte! Die anderen Abteilungsleiter stimmen nämlich mit ab, nach dem Motto: "Würden Sie den Kandidaten in Ihrer Abteilung einstellen?". Kriterien bei der Diskussion waren das Verhalten, Kreativität, Beteiligung, etc. Bei der Präsentation ebenfalls Kreativität, Präsentationstechnik/Visualisierung, Sprache, Zeitmanagement, aber auch der Inhalt. Man sollte also zumindest rudimentäre Kenntnisse der Branche bzw. generell von Autos haben.
Nach dem Mittagessen gab es dann für diejenigen, die den Morgen bestanden hatten, noch ein Einzelinterview. Dabei wird der Lebenslauf von vorne bis hinten durchdiskutiert. Dabei sollte man souverän sein und offen mit Stärken und Schwächen umgehen. An der Stelle sind meiner Meinung nach die einschlägigen Bewerbungsratgeber nicht hilfreich (die aber generell zur Vorbereitung aus meiner Sicht sinnvoll sind - man darf nur nicht alles wörtlich nehmen. Das gesamte Verfahren ist bei VW recht "bodenständig", offen und fair). Wer die 100 Beispielfragen genauso beantwortet wie P&S in ihren Ratgebern, fliegt mit ziemlicher Sicherheit wegen nicht vorhandenem Rückgrat raus. Und generell lohnt es sich nicht, sich zu verstellen. Darüber wird man in diesem Stressinterview mit ziemlicher Sicherheit stolpert. Man muss sich natürlich schon verkaufen, aber sollte offen und ehrlich dabei sein.
Nach dem Interview heißt es dann nochmal warten (generell muss zwischendurch immer wieder für längere Zeit gewartet werden) und dann gibts die Entscheidung.
Und dann noch kurz zur Frage nach dem Gehalt: Wenn ich es richtig verstanden habe, fangen Absolventen in Stufe 13, bzw. mit Erfahrung (Praktika) in 14 an. Promovierte werden bis zu Stufe 17 eingruppiert. Was das in Zahlen bedeutet, kann man hier ablesen: http://www.igmetall-nieder-sachsen-anhalt.de/uploads/media/20120601_VW_FB_Ergebnis.pdf
Dabei gibt es 30 Tage Urlaub und eine 35h-Woche. Außerdem werden alle mit weniger als 3 Jahren Berufserfahrung noch StartUp-direct Trainees und durchlaufen (kurze) Stationen in anderen Bereichen und die üblichen Trainings and Fortbildungsmaßnahmen.
Viel Glück euch bei den Tests, vielleicht sieht man sich ja in Zukunft mal in Wolfsburg...
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