Hallo,
ich hatte dieses Jahr auch schon ein AC bei Volkswagen Financial Services (Trainee Digital Talent) und wollte einmal den aktuellen Ablauf teilen.
Kurz noch etwas zu der ewigen Diskussion bezüglich Vetternwirtschaft. Wir waren 6 Teilnehmer; 5 Teilnehmer waren komplett konzernfremd und ich hatte als einzige Teilnehmerin vorher ein Praktikum dort gemacht bzw. war Werkstudentin (ich habe mich wie alle anderen über das Bewerberportal beworben und mir hat auch niemand vorher die Aufgaben gegeben).
Die Prüfer des AC bestanden aus einem Vorstand, einem Abteilungsleiter, der zuständigen Personalerin und einer externen Beraterin (Personalpsychologin). Sie waren alle sehr zurückhaltend während den Aufgaben und haben viele Fragen gestellt (aber alle Fragen waren fair und zeigten ehrliches Interesse an den Kandidaten).
Zu Beginn der Veranstaltung wurde kurz das Unternehmen und die Prüfer vorgestellt sowie der Ablauf des AC besprochen.
Die erste Aufgabe sollte man zuhause vorbereiten. Diese bestand aus einer Selbstpräsentation von 3 Minuten auf Englisch (inklusive vorbereitetes Flipchart). Auffällig war es schon, dass alle Bewerber mindestens ein Jahr im Ausland studiert haben, mehrere Sprachen sprechen konnten und bei mindestens einem DAX Konzern ein Praktikum absolviert hatten. Des Weiteren waren es ausschließlich Master Absolventen.
Anschließend kam sofort die zweite Aufgabe: eine Gruppendiskussion mit 10 Minuten Vorbereitungszeit (jeder Teilnehmer musste seinen Standpunkt in der Diskussion selbst vorbereiten mithilfe von Informationen zum Thema) und anschließend 30 Minuten Diskussion. Dinge die dabei gut ankamen: freiwillig ein Auge auf die Zeit haben (da die Prüfer erst 30 Sekunden vor Ende der Diskussion etwas gesagt hätten), stille Teilnehmer zum sprechen auffordern/Fragen stellen, andere Teilnehmer ausreden lassen und nicht unterbrechen, Kompromisse finden (es ist nicht wichtig seinen Standpunkt zu 100% durchzubringen sondern das Gruppenergebnis zählt), Flipcharts und Pinnwand unbedingt nutzen (man soll sichtbare Ergebnisse liefern) und die Diskussion zu einem sinnvollen Abschluss bringen (nicht nach 30 Minuten einfach unterbrechen lassen ohne ein Ergebnis zu haben). Die Diskussion war auf Deutsch. Rausgeflogen sind danach direkt 2 Teilnehmer: die Stillste und der Lauteste (bzw. derjenige, der die anderen Teilnehmer ständig unterbrochen hat und nicht zu Kompromissen bereit war).
Die 3. Aufgabe war eine Selbstreflexion zur Gruppendiskussion: Was ist Ihnen gut/schlecht gelungen? Was hätten Sie gerne besser gemacht? Bewerten Sie mit Schulnoten Ihre Leistung und die Leistung der Gruppe. Dabei sollte man sich selbst natürlich nicht eine 1 und der Gruppe eine 4 geben, da das nicht zusammen passt. Da unsere Gruppendiskussion sehr gut lief und wir ein Ergebnis gefunden haben, habe ich der Gruppe eine 2+ gegeben.
Danach gab es ein gemeinsames Mittagessen (die Wartezeiten sind extrem lang).
Die vierte Aufgabe war eine Fachaufgabe (diese ist natürlich für jeden Bereich vom Inhalt her unterschiedlich). Man muss jedoch bei jeder Fachaufgabe eine Präsentation mit Flipchart vorbereiten und diese danach halten und auf Fragen antworten. Anschließend durften wieder 2 Teilnehmer gehen (zu der Leistung kann ich nichts sagen, da die Präsentationen nur vor den Prüfern gehalten wurden).
Die zwei verbleibenden Teilnehmer hatten gegen Ende des Tages dann noch ein persönliches Interview. Die Fragen bezogen sich ausschließlich auf den Lebenslauf, Stärken/Schwächen, Erfolge, und so weiter. Diese Fragen lassen sich alle gut vorbereiten.
Positiv: die Stimmung war durchweg sehr freundlich und entspannt. Alle Teilnehmer, die vorzeitig gehen durften, haben ein extrem detailliertes Feedback von der Personalpsychologin bekommen. Alle Fragen von Seiten der Bewerber wurden stets beantwortet und man konnte zwischendurch auch mal entspannen.
Negativ/Verbesserungsfähig: Die Wartezeiten waren extrem lang (teilweise mehrere Stunden Leerlauf und keine Beschäftigung zwischendurch). Die Aufgaben dauerten dann wieder nur einige Minuten und man durfte wieder Stunden auf eine Entscheidung warten.
Insgesamt war das AC sehr fair. Alle Bewerber hatten gleiche Chancen auf die Stelle. Deswegen sollte sich niemand entmutigen lassen sich zu bewerben durch eingeworfene Begriffe wie Einstellungsstopp oder Vetternwirtschaft.
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