WiWi Gast schrieb am 18.08.2020:
Oft liest man in diesem Forum das Gemecker darüber, dass die Rente ja so viel niedriger als die Pension wäre. Und das stimmt natürlich. Trotzdem sollte man vielleicht auch mal in eine andere Richtung vergleichen, zum Beispiel mit normalen Selbstständigen, welche nicht in die Rente einzahlen.
Ich habe studiert und eine ordentliche Stelle. Auf meinem Rentenbescheid steht eine zu erwartende Rente von etwa 2.400 Euro. Auf 12 Monate und zur Sicherheit mal auf 25 Jahre gerechnet (kann ja passieren) sind das 720.000 Euro.
Diese 720.000 Euro muss der Solo-Selbstständige mal eben nebenher ansparen.
Ja, heutzutage in der ETF-Welt etwas einfacher als früher, trotzdem nicht mal ebenso gemacht. Viele, viele Menschen kennen das gar nicht und vertrauen auf die Versicherungsbranche. Dort gibt es aktuell natürlich bestenfalls Inflationsausgleich, sodass 700k und mehr tatsächlich gespart werden müssen.
Also, lieber schau ich zu, dass ich die Lücke z.B. zu einem hessischen Lehrer in Pension (3.670 Euro) schließe, indem ich fleißig in A1JX52 investiere und nebenher mein Haus abzahle, als dass ich mich darüber beschwere, dass ich vom Staat weniger bekomme. Denn im Vergleich zu einem Selbstständigen bekommt man schon eine gute Summe an Geld vom Staat überwiesen.
Du bezahlst 543 Euro im Monat, dein Arbeitgeber auch
1086€ pro Monat, 13032Euro pro Jahr
Wenn du jetzt 27 sein solltest wirst du 521280 Euro eingezahlt haben.
Die 1,5% die benötigt werden um die 720k zu erreichen sind mit Glück ein Inflationsausgleich.
Wenn du es schaffst 4% nach Inflation zu erreichen, hättest du 1,265 Mio Euro.
Dazu kommt ein steigender Beitrag bei gleichzeitig sinkendem Rentenniveau.
Lange Rede kurzer Sinn, wenn du es selbst machen würdest hättest du in der Rente 500k-800k Euro mehr.
Du verkennst hier, dass die 2.400 Euro brutto ja im Jahr 2050, 2060 oder wann auch immer eben nicht 2.400 brutto sind, sondern der Rentenwert im Jahr 2050, 2060 usw.
Also, wenn auf dem Bescheid 2.400 Euro brutto nach heutigem Rentenwert stehen, sind es dann 2050, 2060 zum Beispiel 4.000 oder 5.000 Euro brutto.
Also anders gesagt, du brauchst etwa 1,5% + Inflation + Steuer als Rendite. Wenn die Inflation 2% beträgt und der Steuersatz 26,4%, dann brauchst du 4,8% Bruttorendite, damit du davon dann 1,3% Rendite als Steuer zahlst, 2% Inflationsausgleich und 1,5% Rendite.
Es wird immer wieder gefordert, privates Kapitalvermögen mit dem persönlichen Steuersatz zu versteuern, ohne Einführung des Halbeinkünfteverfahrens. Dann bräuchtest du bei 44,31% Steuersatz eine Brutto-Rendite von 6,3%.
Das ist auch alles gut und schön und theoretisch kann ein breites ETF-Portfolio diese Renditen erreichen, aber auch nicht wirklich mehr. Bitte nicht mit nominalen Renditen vergleichen, welche zu Zeiten von 4-7% Inflation erreicht wurden.
Trotzdem bietet dir die gesetzliche Rentenversicherung auch andere Vorteile. Etwa absolute Sicherheit auch im Fall von Währungscrash, Änderung der Besteuerung von Aktien oder Vermögenssteuern. Denn die Rente bemisst sich immer an Durchschnittseinkommen.
Lass doch dann lieber das Tagesgeld weg und nicht die gesetzliche Rente, welche immerhin etwa 4,8% - 6,3% Rendite bringt (als Raucher weniger). Rente + abgezahltes Wohneigentum + 2k ETF-Sparrate und man sollte keine Probleme bekommen.
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