WiWi Gast schrieb am 15.05.2024:
Aus aktuellem Anlass hole ich den thread mal aus der Versenkung. Hier sind ja viele die gerne im Restaurant essen gehen. Wie geht ihr mit den immer weiter steigenden Preisen dort um? Also geht ihr weiter essen wie immer oder habt ihr was verändert, gar nicht mehr essen gehen, günstigere Restaurants oder günstigere Gerichte wählen?
Mich traf es gestern wie der Schlag, ich war in Hamburg an der Elbe spazieren und entdeckte einen Aufsteller vor einem Gastgarten, auf dem Pizza Margherita für 17,90 Euro stand. 18 Euro (mit Trinkgeld dann 20 Euro) sind umgerechnet 36 DM. Für eine Margherita! Mehl, Tomaten und ein paar Krümel Käse drauf...
Mir ist dann die Lust vergangen mir die Preise von anderen wirklich leckeren Gerichten anzuschauen. Oder findet ihr sowas noch normal und zahlt das? Ehrlich gesagt bin ich dazu zu geizig bzw. sehe solche Preise nicht mehr ein (auch wenn ich sie zahlen könnte).
Wir haben mittlerweile Schweizer Preise in vielen Bereichen (ich hab speziell Schweizer Preise hingeschrieben und nicht Zürich, bevor mir hier der erste besserwisserisch daherkommt). Wir haben auch mittlerweile Schweizer Mieten (Hamburg, München, Stuttgart, teilweise über 2k für irgendwelche 08/15-3/4-Zimmer Wohnungen), ect. Wenn man sich das Gehalt + Lohnnebenkosten anschaut, dann Kostet irgend ein 08/15-Arbeiter, der 60k Brutto bekommen soll, am Ende ca. 75k mit den Lohnnebenkosten. In der Schweiz wären das ca. 69k Brutto am ende ca. 75k Brutto. Unterschied ist, dem Schweizer bleiben dann noch je nach Kanton ca. 50-60k übrig. Beim Deutschen bleiben von den 60k nur 37k (Steuerklasse 1, keine Kinder, nicht verheiratet). Und hier ist das Problem.
PS: Die Leute haben einen für verrückt erklärt, wenn vor 5 Jahren ich in der Schweiz war und 15-20 EUR für ne Pizza bezahlt hatte (Zürich auch gerne 25 CHF). Heute sind die 15 EUR für ne Pizza schon fast normal. 20 EUR haben Sie tatsächlich nicht geknappt, hab aber letztens 16,90 in München für eine Quattro Formaggi gezahlt. Mit den 15 EUR Mindestlohn wird das noch schlimmer. Stellt euch schon mal darauf ein, dass ihr dann tatsächlich 20 EUR für die Pizza zahlt.
Sozialsystem schön und gut, aber uns Sozialsystem ist fertig. Das ist jetzt quasi im Endstadium. Ich hab jetzt letztens nebenberuflich für 30k ein Doktorat angefangen, so kann ich zumindest meine persönliche Steuerlast etwas drücken. Aber ganz ehrlich, wer heute nicht minimum als Single 60k-70k im Ballungsraum verdient, der ist Lohntechnisch sehr viel Ärmer als Berufseinsteiger vor 10 Jahren, und zwar locker um den Faktor 2-3. Die 50k zum Berufseinstieg mit Master hat es auch schon 2015 gegeben. Meine 3 Zimmer Wohnung hat damals in einer süddeutschen Großstadt warm 700 EUR gekostet (kannst du heute vergessen). Pizza 5-6 EUR. Heute wird die gleiche Wohnung für 1,8k EUR warm vermietet. Also lügen mit der Statistik, dass konnten unsere Politiker schon immer. Reale Inflationsrate über die letzten 10 Jahre irgendwo 100%. Allein der Mindesetlohn ist seit 2015 um fast 50% gestiegen. Mietspiegel München 2015: 10,73 EUR pro m2. Mietspiegel München 2024: ca. 24 EUR pro m2 wobei (!) die Diskrepanz extrem gestiegen ist, dass "kleinere" Wohnungen (sprich ein bis zwei Zimmer), teilweise über 30 (!) EUR pro m2 im Schnitt vermietet werden und die "günstigen" 24 EUR erreicht man echt nur, wenn man über 100 m² anmietet.
Ja, München ist nicht Deutschland, aber ich brauch hier nur nach Regensburg, Augsburg oder Nürnberg zu schauen. Da sieht es nicht viel besser aus.
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