- "Du suchst also ne "Einstiegsstelle" mit über 70K weil keinen Bock auf ne große Kanzlei hast... selber alleine wirds auch nix... und auf Wald&Wiesen Kanzlei keinen Bock, weils da nur 2k Netto gibt."
Äh, BRUTTO. Bei kleinen Kanzleien gibt es 2000 BRUTTO. Wie gesagt, du kennst den Anwaltsmarkt nicht. Durchschnitt Gesamtmarkt ist für uns 40.000 ? brutto (aber das bezieht sich auch auf die alte Generation die viel besser verdient, und bezieht ja auch die mit 20+ Jahren Berufserfahrung mit ein). Durchschnitt Einstieg 28.000 ? brutto. Das sagt übrigens auch jede Statistik über Juristen, wo nicht hinter dem "Durchschnittsgehalt" ein Stern steht und ganz unten auf der Seite der Hinweis "Nur Mitarbeiter in Kanzleien über 100 Anwälte, mit Personalverantwortung" -> was dann NUR noch Partner meint!!! Und Lieschen Müller denkt "toll, Anwälte verdienen im Durchschnitt über 100.000"). Anwälte gehören zu den am schlechtesten verdienenden Akademikern, weit hinter Germanisten und Ochideenfächern. Da hat die Normalbevölkerung leider immer eine völlig falsche Vorstellung. Grafikdesign hat ein höheres Durchschittsgehalt als Jura...
- "An Deiner Stelle würde ich probieren, in einen Konzern zu kommen."
-> Der Stellenmarkt ist dicht. Die verlangen heutzutage 4-5 Jahre Großkanzlei im Gesellschaftsrecht. Freunde von mir, die zwei gute Examina haben und 5 Jahre bei den Top 10 waren, haben sich 2 Jahre lang erfolglos beworben, weil sie "nicht Gesellschaftsrecht gemacht haben sondern M&A". Die Konzerne sind ja auch nicht bescheuert, die gehen auch nach Angebot und Nachfragt.
WENN ich also in einen Konzern will, heißt das zuerst mal 4-5 Jahre buckeln im Gesellschaftsrecht, sonst no Chance.
- "Die Big 4 (WPGs) Law Abteilungen suchen doch bestimmt immer Rechtsanwälte. Der Einstieg als RA müsste da auch so um die 40.000 liegen."
Ein Freund von mir hat zwei Ausbildungen abgebrochen und verdient heute über 40.000 im Personalbereich bei Hays. Meine Ex-Freundin bekommt als Lehrerin Gymnasium 55.000 ? brutto. Wenn die meine Qualifikation als RA so bewerten, dass sie mir 40.000 ? brutto (!) für eine 50+-Stunden-Woche zahlen, was soll mich dann veranlassen zu glauben, dass sie mir in 5 Jahren mehr zahlen? Warum soll ich nebenbei noch meinen Steuerberater machen?
Oder ist die Gehaltsentwicklung dann so, dass sich die 50+ Stunden lohnen? Was würde man denn als Steuerberater-Rechtsanwalt nach 5 Jahren verdienen?
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Nach meiner momentanen Recherche
- lohnt sich die Kanzlei 2015 nicht, siehe oben
- lohnt sich Tax nicht, weil 50h-Wochen für 40.000 ? brutto, und in einigen Jahren vielleicht mehr Geld (und das als RA mit Prädikatsexamen, danke sehr)
Also würde ich entweder versuchen in den öffenlichen Dienst zu kommen, oder Artverwandtes (Handelskammer), oder in der Tat Insolvenzverwaltung. Insolvenzverwaltung ist zwar von dem was man hört vom Gehalt nur etwas besser, aber da muss ich wenigstens nicht 5 Jahre wieder Know-How aufbauen ohne irgendeine Perspektive dass es danach besser wird.
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