WiWi Gast schrieb am 05.02.2021:
Bin selbst Wirt. Ing., MSc. Bachelor an Top-Uni, Master an "Durchschnitts-Uni".
Aktuell arbeite ich als Praxispartner im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen sehr eng mit einer größeren norddeutschen Fachhochschule zusammen (sowohl Lehraufträge, Zweitprüfer für Abschlussarbeiten und Betreuung von Praxisprojekten).
Die Profs der FH bewerten jeden Studenten stumpf zwischen 1,0 und 1,7, schlechtere Noten gibt es so gut wie nicht. Die Ergebnisse sind dabei allerdings alles andere als sehr gut. Wenn ich die Uni-Maßstäbe ansetze die mir selbst abverlangt worden sind würden hier 30-40% der Studis durchfallen, und die anderen dann bestenfalls normalverteilte Ergebnisse mit einer Zentrierung bei 3,0-3,3 erhalten.
Von anderen FH's höre ich ähnliches. Die Gründe für die Noteninflation sind vielschichtig. Ein hervorstechender Grund scheint zu sein, dass es sich die (verbeamteten) Profs besonders leicht machen und die Haus- und Abschlussarbeiten gar nicht durchlesen respektive nur nach der äußeren Form beurteilen ("durchblättern, ob alles gut aussieht"). Gibt man dann einfach sehr gute Noten diskutiert auch kein Student mehr rum...
Worauf ich hinaus will: Offensichtlich ist die Noteninflation mittlerweile dermaßen krass fortgeschritten, dass Noten zumindest von FH-Absolventen keinerlei Aussagekraft mehr haben. Für mich als Entscheider bedeutet dass, dass ich mit Kandidaten für Abschlussarbeiten, Praktika und Jobs zunächst kurze Video-Interviews führe, nach denen sie innerhalb von 2h eine halbwegs komplexe Aufgabe bearbeiten und deren Ergebnisse präsentieren müssen. Bin überrascht wie gut dass die Spreu vom Weizen trennt.
Für dich heisst das: Konzentriere dich nicht nur auf "Noten", sondern sieh zu dass du _wirkliche_ Hardskills mitnimmst aus dem Studium und dann sowohl im Interview als auch im Praktikum/Job überzeugen kannst.
Allgemein: Je besser die Noten, desto besser. Aber beachten: Von einem Kandidaten im guten Einserbereich werden i.d.R. auch überdurchschnittliche Leistungen erwartet. Die musst du dann entsprechend delivern! Diese Binse scheinen viele nicht zu überdenken, wenn sie sich selbstbewusst mit ihren inflationären Top-Noten bewerben (und dann im Interview ein langes Gesicht machen).
Viel Erfolg!
Schon erstaunlich, wie getriggert man sein muss, um einen solch romanartigen, hanebüchenen und voreingenommenen Text zu verfassen :D.
Eine derartig pauschalisierende Aussage, die auf einer winzig-kleinen „Stichprobe“ beruht und ansonsten aus einer Mischung von Hörensagen und Intentionen besteht, kann eigentlich nur von jemandem stammen, der aus seinem Universitätsstudium rein gar nichts mitgenommen hat.
Dass FH‘s i.d.R. akademisch weniger anspruchsvoll sind, ist denke ich jedem bewusst. Den Rest deines Ergusses kann man sich allerdings getrost ersparen. Von deiner Rolle als „Entscheider“ träumst du zum Glück nur - dort wärst du mit deinem wenig differenzierten Denken völligst ungeeignet.
Hier der "Entscheider" :-)
Die Frage hat mich in der Tat 'getriggert', hatte direkt am Vortag wieder ein Master-Kolloquium, wo ich beobachten durfte, wie eine sehr schlechte Masterarbeit mit einer 1,3 bewertet worden ist... :D
Ich denke ich konnte dem Fragesteller ein paar wertvolle Tipps geben. Ich vermute, dass du selbst ein FH-Student bist, der sich hier getroffen fühlt. Das tut mir leid. Aber auch du, nimm dir meine Ratschläge zu Herzen!
Zwischen "akademisch weniger anpruchsvoll" und "ungeprüftem Durchwinken" sollte ein Unterschied bestehen.
Ich kläre gerne weiter auf:
Von der Bewerberlage in meinem Unternehmen (es bewerben sich Absolventen unterschiedlichster Fachhochschulen UND Universitäten aus dem norddeutschen Raum...) kann ich sagen, dass ein Abschluss von > 2,0 bereits als ziemliche Seltenheit auffällt. Diese Bewerbungen werden sogar manchmal von HR süffisant kommentiert. Und ja, die Personaler bei uns kennen mittlerweile das Bild, und können sogar die Qualitäten unterschiedlicher Bildungseinrichtungen solide einschätzen. Selbst die Masterabschlüsse von Unis liegen meist < 2,0.
Was ich _nicht_ glaube ist, dass unser Unternehmen nur die "besten" Leute anzieht (wie MBB, etc.). Die Notenschnitte der Bewerber halte ich daher für repräsentativ.
Positiv fallen übrigens die Absolventen der Nordakademie Elmshorn auf. Die haben tatsächlich leicht "schlechtere" Noten als die Masse, überzeugen aber sowohl in den Vorstellungsgesprächen und den späteren Arbeitsaufgaben mit meistens sehr guten Arbeitsergebnissen!
So long, Mittagspause vorbei, ich muss wieder fleissig sein.
Schönes Wochenende, meine lieben Freunde!
antworten