Der erste Punkt wäre zu klären, was mit "Identifikation" oder "Leidenschaft" gemeint ist.
Meiner Meinung nach fängt das erst sehr spät an, also wenn man etwas so gerne macht, dass man sich nichts anderes im Leben vorstellen kann und am liebsten 10h am Tag arbeitet bei halber Bezahlung und auch selber irgendwann gründet.
Ich habe mich schon seit meiner Kindheit für Technik interessiert, Ausbildung, Bachelor, Master und Doktor in die Richtung gemacht und arbeite jetzt bei einer Firma, die herstellt, was mich seit der Kindheit interessiert.
Ich mache also genau, was ich schon immer wollte und bin sehr zufrieden aber mehr auch nicht.
Ich identifiziere mich nicht mit der Firma (auch wenn es meiner Meinung nach weltweit die Beste ist für diese Produkte), da es einfach eine große Firma ist, die wie andere große Firmen nervige Prozesse hat, die Schwierigkeiten bei der Dokumentation und Digitalisierung hat und die zum Teil korrupte Manager hat. Diese Dinge gehören neben den Produkten auch zur Firma und damit kann ich mich nicht identifizieren.
Ich mache die Tätigkeit im Prinzip gerne aber durch die typischen Prozesse und Managementarbeiten, die jeder Job mich sich bringt bleibt noch ca. 10% eigentliche schöne Tätigkeit und 90% Arbeiten drumrum. Wenn die Aufteilung 90/10 und nicht 10/90 wäre, würde ich das ganze mit Leidenschaft machen, aber das ist in einer typischen Firma einfach nicht möglich (zumindest die Firmen die ich bisher kennengelernt habe).
Was ich damit sagen will: Wenn jemand behauptet er macht seinen Job mit Leidenschaft freut mich das für jeden Einzelnen wenn er das so sieht. Wenn ich genauer nachfrage, stellt sich aber oft raus, dass Leute sehr niedrige Limits für "Leidenschaft" haben und das was sie damit meinen, würde ich niemals als Leidenschaft bezeichnen, sondern als Zufriedenheit.
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