Ich bin Controller bei einem DAX Konzern. Meine Frau ist evangelische Pfarrerin mit halber Stelle. Ich kenne keinen Job mit so einem breiten Profil wie ihrem. Sie ist Vorgesetzte von Gemeindemitarbeitern, macht Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen, Besuche, Sonderveranstaltungen, Meetings, Orga, Verwaltung, Finanzthemen. Es ist ein hoch sozialer Beruf und bei uns auf dem Land durchaus angesehen.
Sie arbeitet auf halber Stelle meist 30 Std, manchmal 40 Std. Wir leben in einem schönen Haus mit großem Garten. Wollten wir umsatteln, ich gebe beruflich Vollgas, sie bleibt daheim, müsste ich 4000 netto mehr verdienen, 2000 für ihr Gehalt mit Kinderzuschlag für 3 Kinder, 2000 Miete oder Hauskredit abbezahlen. Insofern ist ihr materieller Beitrag für uns wichtig. Ein Haus zum halben Marktpreis auf dem Land ist unschätzbar viel wert.
Leider ist die Kirchenverwaltung in Hessen ein Saftladen. Selbst der Kirchenpräsident bekäme in meinem Konzern keine Führungsrolle. Es ist einfach Wahnsinn, wie schlecht man Führen, Organisieren, Planen und Entscheiden kann. Für mich als BWLer wäre ein Wechsel in die Kirchenverwaltung undenkbar. Meine Frau hält dorthin soviel Abstand wie möglich. Leider ist das nicht immer möglich. Auch ihr Vorgesetzter ist ein Totalausfall.
Ich kenne wenig Berufe die so erfüllend sind wie Pfarrer. Mein Controller Job ist es nicht. Aber es gibt auch Downsides wie irre Überstundenumfang und Missmanagement.
Dass man wie oben beschrieben Schwierigkeiten hat Vollzeitstellen zu bekommen kann ich nicht bestätigen. Meine Frau könnte jederzeit ein weiteres Dorf mit 50% also insgesamt dann 100% betreuen. Will sie aber nicht. Dann würde sie 60+ Std arbeiten. Das geht mit 3 Kindern nicht.
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