M&A Interviews - Wieso übertreibt man so?
Hi,
ich will hier mal kurz einerseits meinen Frust ablassen, anderseits mal nach einem Warum fragen und Diskussionen diesbezüglich eröffnen.
Vorweg: Nein, ich wurde nicht abgelehnt und bin deswegen nicht sauer. Darum soll es hier auch null gehen, auch wenn ich weiß, dass so Unterstellungen kommen werden.
Ich komme damit klar. ;)
Was mich nervt und bedrückt ist, dass ich zunehmend fest stelle in welcher Sinnlosigkeit Bewerbungsprozesse ihren Lauf nehmen. Auf mich wirkt es so als gäbe es einen schier endlosen Überbietungswettbewerb, wer jetzt einen noch heftigeren Einstiegsprozess hat. So quasi als eine Art Warnschild und um sich selbst eine "High Potentials only"-Marke aufzukleben.
In meinem Audit und TAS Praktikum hatte ich jeweils ein Gespräch mit jeweils zwei fachlichen Mitarbeitern und alles war völlig angenehm gestaltet. Etwa eine halbe Stunde persönliche Dinge, eine halbe Stunde fachlich. Da sag ich überhaupt nichts. Dass der fachliche Teil eine Rolle spielt ist mir auch bewusst. Man will jetzt keinen der eine Bilanz nicht von einer PL unterscheiden kann. Sag ich überhaupt nichts dagegen, dass sowas mit herangezogen wird.
Aber je mehr ich mich Richtung IB und PE bewerbe, desto affiger finde ich alles. Und mit affiger meine ich das nicht böse, sondern ich finde es wirklich lachhaft und es war nicht selten, dass ich in einem Gespräch schon leicht lachen musste, weil ich die Frage sowas von irrelevant und als reine Schikane empfand. Sogar bei kleinen M&A Buden oder MicroCap PE Firmen bekommt man von ehemaligen Investment Bankern Brainteaser, Kopfrechenaufgaben und irgendwelche Case Studies hingeschmissen, die man dann bitte unter Zeitdruck vor seinen Augen zu lösen hat. Wenn ich mich bei einer etwas größeren Firma oder Bank in dem Bereich bewerbe muss ich ungefähr durch 1 Telefoninterview und 1 (oder 2) weitere Interviews und eine Case Study, dass ich eine Einladung für ein 8-wöchiges PRAKTIKUM erhalte, wo ich im Grunde nur schauen will ob das ganze was für mich ist und ich mir die Arbeit vorstellen könnte für den Festeinstieg?
Meine Frage: Was soll das ganze? Mir braucht keiner erzählen, dass sich die Eignung eines Praktikanten daran festmacht, indem er CaseStudy X etwas schneller gelöst hat als der andere Kandidat und BrainTeaser Y etwas schlauer angegangen hat. Das sagt mir der gesunde Menschenverstand, dass das sinnlos ist, Leute NUR nach sowas zu beurteilen. Sowas wie emotionale Intelligenz wird hier ja zu 100% vernachlässigt. Es ist gewiss nicht weniger wichtig, wie sich ein potenzieller Praktikant vor einem Mandanten oder Kunden verhält. Wir sind Menschen und keine Maschinen. Außerdem ist die Arbeit im M&A und PE wirklich kein Hexenwerk oder Rocket Science. Die Hauptaufgabe besteht aus Excel und PPT. Teilweise komme ich mir vor als würde ich einen Einstellungstest als Pilot machen, der im schlimmsten Fall Menschenleben retten muss.
Was mich am meisten stört: Wo bleibt das persönliche? Wo bleibt der verdammte Personal Fit? Ich verbringe einen Großteil meiner kommenden Lebenszeit mit dem Team im Büro, wieso lernt man sich nicht erstmal in einer angenehmen Atmosphäre gegenseitig kennen ob das persönlich und in die Kultur überhaupt passt? Das muss doch immer die oberste Prämisse sein, auch für mich als Bewerber. Das fachliche kommt doch sowieso on the job. (Ja, die Basics müssen natürlich sitzen wie gesagt. Aber da reicht eine halbe bis Dreiviertel Stunde in einer angenehmen Atmosphäre das festzustellen.)
Mich würde mal eure Meinung dazu interessieren, ob ich der einzige bin der das so sieht. Und weshalb so ein Aufriss betrieben wird für Praktikanten.
Mir selbst gehts nämlich mittlerweile so, dass mich dieses elitäre Getue an dem Sektor einfach zunehmend ank*tzt und mir wirklich jede Freude raubt mich da noch zu bewerben, wenn so wenig auf das persönliche und quasi nur auf irgendwas nebensächliches fachliches geschaut wird. Ich habe auch schon vielen Firmen wo ich mich beworben hab selbst eine Absage erteilt, weil ich es einfach als Schikane sehe, was man sich als Bewerber zum Teil gefallen lassen muss.
VG
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