WiWi Gast schrieb am 12.04.2021:
Ich war eigentlich immer jemand recht gutes. Target-Uni-Abschlüsse, viele neben der Uni, etc. Ich bin aber kurz vor Beginn des Masters in ne starke Depression gefallen und habe es viel viel zu spät gemerkt und hatte dann unfassbare Probleme das Studium überhaupt zu beenden.
Corona war für mich ne Rettung, da ich endlich Zeit hatte mein Leben komplett neu zu strukturieren. Die Note aus dem Master kann ich natürlich nicht mehr gerade rücken. Das ist nunmal jetzt so.
In den letzten Jahren hab ich gemerkt, dass das offene Ansprechen der Krankheit vor allem bei Freunden/Familie gut ankommt... jetzt frag ich mich, ob ich das Thema ebenso aktiv im Vorstellungsgespräch für Jobwechsel angehen sollte. Spreche ich es nicht an, sieht es eben so aus, als wäre ich im Master damals einfach extrem faul gewesen.
Hey, also erstmal freut es mich echt, dass Corona dein Leben so positiv beeinflusst hat. Schau dir mal die Story von Kurt Krömer bei youtube an, dem ging es auch so letztes Jahr. Finde es grundsätzlich auch wichtig, dass man offener über psychische Leiden spricht und das zumindest gegenüber guten Freunden oder Familie nicht verheimlichen muß.
Aber der Arbeitgeber ist meiner Meinung nach nochmal eine andere Baustelle. Dem erzählst du ja auch ganz andere Sachen nicht im Vorstellungsgespräch. Etwa dass du Flugangst hast, planst nächstes Jahr schwanger zu werden oder der dass der Job dich eigentlich gar nicht so sehr interessiert, aber du nicht länger arbeitslos sein willst.
Ich finde aber, dass du dir trotzdem überlegen solltest, ob du diesen Job mit deinen gesundheitlichen Voraussetzungen packen kannst. Zum Beispiel sind IB-Jobs mit sehr viel Stress, unregelmäßigem Lebensrythmus und Druck verbunden. Denkst du, du bist belastbar genug? Ich weiß nicht, wie gut deine Depression im Griff ist und dein Arbeitgeber wird das noch viel weniger einschätzen können. Du allein kannst gemeinsam mit deinem Arzt abschätzen, was das richtige ist. Wenn du sagst, dass du nach Abwägung aller Vor- und Nachteile den Job gerne machen willst, dann versuche, diese Begeisterung im Vorstellungsgespräch rüber zu bringen. Finde eine Ausrede, wenn nach deiner langen Studiendauer gefragt wird - etwa dass du parallel versucht hast, dich selbständig zu machen.
Viel Glück und sei stolz auf das, was du geleistet hast. Du hattest wesentlich schwerere Startbedingungen als deine Kommilitonen.
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