WiWi Gast schrieb am 02.03.2022:
Würde mich freuen, wenn wir beim Thema bleiben könnten. All die genannten Unternehmen haben entsprechende Einstiegsstellen. Es geht mir hier wirklich gerade nur um die Branche.
Ist sehr schwierig wenn du keine bestimmte Stelle nennst oder gar Angebote vorliegen hast. Inhouse-Consulting ist sehr generisch. Auf den unteren Ebenen ist es halt querbeet sehr projektgetrieben. Da kann alles und nichts dabei sein, je nachdem, was man für Schwerpunkte trifft.
Generell kann ich, zumindest teilweise, aus der Zusammenarbeit mit Unternehmen der letzten Jahre sagen:
Banken:
Generell rate ich von dem Sektor ab. Die alten Institute protegieren sich gegenseitig durch ein sehr starres und rechtlich abgesichertes System auf EU-Ebene. Die "neuen" können dort nur mit Hilfe den alten Fuß fassen, haben aber keinen Zugriff auf das alte Netzwerk. Ergo haben sie keine Einkünfte aus diesen Geschäftsbereichen. Führt dazu, dass die neuen Anbieter sich auf Privatkunden(-daten) beschränken und dort versuchen mit unterschiedlichsten Retail-Produkten zu punkten. Also man wirbt die alt eingesessenen Bankkunden mit ETF-Sparplänen und niedrigen Depots und verkauft ihnen dann hinten raus alles mögliche. Scalable wird da demnächst ganz groß. Hat nur leider nichts mehr mit dem Bankgeschäft im eigentlichen Sinne zu tun.
Also für das Inhouse Consulting der von dir genannten bedeutet es, dass die Projektroutine sehr hoch ist. Man weiß, was man kann, man verdient auch weiterhin (wieder) Geld und fertig aus. Mit Innovation tut man sich schwer.
Automotive.
Das kann man schnell abhanden. Die Zeiten der Panik sind vorbei, dass heißt die üblichen Verdächtigen der großen Beratungen sind durch und man arbeitet nun die nächsten Jahre seine Strategiepapiere ab, was auch auf Inhouse durchschlägt. Dadurch weniger Routine, aber das Rad neuerfinden bzw. sofort radikal ändern wird sich da so schnell nichts. Ich würde von VW generell die Finger lassen, wegen des ganzen Gossips und einem fragwürdigen Eigenverständnis. Ansonsten strengen sich die südlichen Hersteller gut an. BOSCH wäre sicherlich auch eine Option, da man dort auch anderen Bereiche - fernab von Automotive - sehen kann.
Chemie/Pharma:
Die Branche ist immer immer sehr suspekt gewesen, da sie sehr stark protegiert wird. Entweder durch das Gesundheitssystem, oder durch Standortvorteile (man eröffnet nicht mehr einfach so einen Chemiepark, oder eine Schwerindustrieniederlassung in Deutschland.) Veränderungen dauern hier erwartungsgemäß am längsten, daher sehr hohe Projektroutine und intern sehr starre Hierarchien. Bezahlung ist aber gemessen an der Arbeitsbelastung im Durchschnitt(!) hier am besten. MEINER Einschätzung nach.
Energie:
Das selbe gilt auch für Energie, auch wenn man das aufgrund der erneuerbaren Energien erst einmal anzweifelt möchte. Oder es aktuell ein bisschen problematischer mit dem Gas ist. Aber die spannenden Projekte sind da schon seit 10, 15 Jahren durch. Man arbeitet ab und stellt sich auf die Zukunft ein. Also recht hoher Grad an Routine. Auch wenn ich das Thema EE mega spannend finde, werde ich auf Unternehmensebene irgendwie nicht warm damit.
Telekomunikation:
Die Telekom war mir früher sehr negativ in Erinnerung geblieben, das hat sich gefühlt in den letzten Jahren geändert. Also das Unternehmen will sich auch verändern. Ich kenne den Markt aber zu wenig, als das ich da etwas genauer zu sagen kann. Vom Inhouse-Consulting her, würde ich das aber eher positiv betrachten. Generell hat es in solchen Fällen immer Vorteile, wenn das Unternehmen eher "disruptiv" gegen den eigenen Strukturen eingestellt ist. Otto in HH wäre auch so ein Kandidat. Die Bezahlung dürfte hier aber im Vergleich am schlechtesten sein.
Siemens...
Die Bereiche, die du da aufzählst sind im Prinzip Bestandteil aller Beratungsprojekte. Daher ist das nicht so ganz hilfreich. Siemens ist ein riesiger Mischkonzern, der durchaus innovativ sein kann (naja, wie es ein Konzern eben ist). Sie haben aber auch extrem, extrem bürokratisierte Sparten, wo Inhouse-Consulting vermutlich seit zig Jahren identisch abläuft. Ich war dort mal in solch einem Projekt involviert und das war dann schon hart. Also, es kommt sehr stark auf den Geschäftsbereich an.
Beiersdorf
Ist ein Unternehmen, dass mir sehr negativ in Erinnerung geblieben ist. Das kommt jetzt vermutlich überraschend, da sie sehr unscheinbar sind und die Sparten natürlich auch sehr solide (->Tesa, Kosmetika). Folglich waren sie recht zögerlich in der Vergangenheit (also hohe Routine) und wurden nun etwas unsanft aufgeschreckt.
Ich möchte nichts weiter dazu sagen, kann das Unternehmen aber nicht empfehlen, da sie MEINER Ansicht nach, die notwendigen Änderungen der aktuellen Zeit falsch bzw. nicht optimal angehen.
Aber wie gesagt, das spiegelt nur meine Erfahrungen wieder und jemand anders hat sicherlich auch andere Einblicke. Also warte noch ein paar andere Meinungen ab.
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