WiWi Gast schrieb am 28.09.2023:
Krass! TE hier.
Wo warst du denn EA und wie lange? Und was hat dir das ermöglicht?
Für mich ist’s so schwierig, ich müsste halt in die Versicherungsbranche dafür und have eigentlich gar kein Interesse an Versicherungen…. Aber der CEO ist super jung, korrekt, smart und ich könnte mich bestimmt sehr entwickeln.
Ich war nicht direkt Executive Assistant, daher hab ich es ja in Anführungszeichen geschrieben, aber bin in die Rolle reingerutscht. Ich hatte im Prinzip einfach nur Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Mein damaliger Chef hat mich in ein cooles Projekt gesteckt, weil alle meine Kollegen tatsächlich zu faul dazu waren bzw. keine Lust darauf hatten. Man hätte die Aufgabe auch relativ nüchtern und unspektakulär ausführen können, ich bin aber richtig drin aufgegangen und habs mir quasi richtig gegeben. Ganz einfach beschrieben, das Projektteam bestand Anfangs aus 20 Leuten die einen Auftrag in meine Abteilung gegeben haben, meine Kollegen hätten den Auftrag quasi abgewickelt und ne Mail zurückgeschickt "Ja ist erledigt". Ich bin aber bei jeder Gelegenheit mit dem Projektteam unterwegs gewesen, hab mich mit allen vernetzt, gut verstanden, bei anderen Aufgaben unterstützt, bin immer wieder die letzte Meile gegangen.
Als ich dann den Projektleiter mal getroffen hab, der war sozusagen auf CEO Ebene, hab ich mich per Zufall extrem gut mit ihm verstanden. Wie es dazu gekommen ist, ist eine Anekdote die ich sehr sehr gern erzähle, aber das wäre jetzt wieder zu detailliert. Seit dem Zeitpunkt hat er mir dann immer mal wieder kleine Sonderaufgaben zugestellt und ich bin im Laufe der Zeit so etwas ähnliches wie seine rechte Hand geworden. Da waren dann wie gesagt auch recht vertrauliche Aufgaben dabei, im Sinne von "Ich sag das jetzt mal nur dir, wenn die anderen das mitbekommen gibt's wieder n riesen Geschrei". Die 200k Geschichte war dann schon knapp 2,5 Jahre später, als die Firma richtigen Mist gebaut hat, aber die kleinen Leute das alles in massiver Arbeit wieder ausgebügelt haben. Wie gesagt, für die zwei drei Hauptverantwortlichen gabs n paar Incentive Gutscheine und deren Bereichsleiter bekam auf ner feierlichen Zeremonie in nem dicken Restaurant nen Brief überreicht in dem drin stand "Danke für die herausragende Leistungen unser Unternehmen aus dieser Krise zu führen" bla bla hier, daher wird "die erfolgsbezogene Beteiligung widerspiegeln, welcher Schaden durch ihren Einsatz vermieden wurde." Meiner Meinung nach ne riesen Sauerei, weil der Typ dazu überhaupt nix beigetragen hat, ausser hin und wieder mal zu sagen "Jetzt machts mal n paar Meetings und Task Forces und überlegts euch wie wir die Kuh vom Eis kriegen."
Meine Zeit im Projekt ging über 2,5 Jahre, davor war ich erst n halbes Jahr in der Abteilung seit meinem Abschluss. Gearbeitet habe ich in der Woche bestimmt 50-60 Stunden, wobei das so Spaß gemacht hat, dass es nie wirklich als belastende Arbeit wahrgenommen wurde. Als das Projekt übergeben wurde, ging es nahezu nahtlos in ein anderes Projekt der selben Richtung und Größenordnung. Der alte CEO meinte, es stehe eigentlich gar nicht zur Diskussion wer der Projektleiter macht, für den Bereich in dem ich im ersten Projekt gearbeitet hab, und hat mich extrem wohlwollend bei dem neuen "CEO" empfohlen. Also hab ich direkt als zweite Station nach dem Studium meine erste Führungsrolle bekommen, waren zwar Anfangs nur 2 Leute (Auch nur Projektmitarbeiter quasi, die auch am Ende wieder gegangen sind), aber ich durfte vor Ort Leute einstellen und habe ein insgesamt 11 köpfiges Team (7 Vollzeit 4 Teilzeit) aufgebaut und geleitet.
Als ich dann aus dem Projekt nach wieder circa 3 Jahren zurückgekehrt bin, hat einer, der damals ein Level unter dem ersten Projekt-CEO war, mittlerweile einen Bereichsleiterposten angenommen und mich direkt angesprochen, ob ich bei ihm ein Team aus Ingenieuren leiten will und jetzt sitz ich hier, seit knapp 8 Jahren aus dem Studium raus, auf meiner zweiten, großen Teamleiterstelle und werde
versuchen innerhalb der nächsten 1-2 Jahre meine Abteilungsleitung zu bekommen. Viele meiner ehemaligen Kollegen aus den legendären ersten 20 sind mittlerweile Abteilungsleiter, Bereichsleiter etc. und man steht in ständigem Kontakt. Ich denke daher, sobald in deren Bereich ein Posten frei wird, stehen die Chancen für mich ganz gut, da irgendwo den Aufstieg zu den dicken Jungs zu machen.
Warum ich den ganzen Mist erzähle? Während ich noch im Studium war, haben zwei bekannte in der Firma als Trainees angefangen und in meinem ersten halben Jahr hatte ich viel mit einem anderen Trainee zu tun. Zwei davon sitzen noch auf, zugegebenermaßen recht anständigen, Sachbearbeiterpositionen und einer ist Gruppenleiter in der Fertigung. Das sind auf alle Fälle keine schlechten Werdegänge, aber man sieht, was auch anders möglich ist. Im ersten Projekt hatten wir auch einen EA, der war davor 2 Jahre Berater bei ner absoluten No-Name-Bude, der wurde gegen Ende des Projekts als Abteilungsleiter von einer Bank (?!?) abgeworben. Also absolut Fachfremd.
Zu dir TE muss ich auf alle Fälle ein paar Sachen betonen:
Ja, die Versicherungsbranche scheint lame zu sein
Ja, man kann in der Versicherungsbranche trotzdem ne Menge Schotter machen
Ja, die Arbeit als EA hat definitiv das Potential ne richtig geile Stelle zu sein
Und ganz wichtig, Ich kenn ein paar Leute aus der Branche und ich kann dir eins sagen: In den höheren Kreisen da, wo du vermutlich unterwegs sein wirst, da wirst du vermutlich Sachen mitbekommen, da fliegen dir die Löffel weg. Die ham alle einen an der Waffel und da gehen stellenweise Sachen ab, da meinst du du bist im Film oder auf Dr*gen. Kleines Beispiel zum Abschluss: Bei ner Preisverleihung für den besten Vertriebler auf höherem Niveau (Also kein kleiner Safti in seiner Müller & Maier Allianz Filiale, sondern die dicken Fische), kam der Moderator auf nem Elefanten auf die Bühne geritten. Auf einem E l e f a n t e n.
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